IBAarau: Operativ besser, Dividendenausfall bei Alpiq belastet das Finanzergebnis – Aktionäre erhalten höhere Dividende von 20 CHF

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Vom Hauptsitz in Aarau werden die Aktivitäten der IB Aarau gesteuert. Quelle: zvg

Der regionale Versorger IBAarau AG blickt auf ein anspruchsvolles Geschäftsjahr 2016 zurück. Weiterhin tiefere Strompreise und ein geringerer Energieabsatz im Berichtsjahr liessen die Einkünfte auf Konzernebene um 1.8% auf 147.3 Mio. CHF sinken. So musste der in der Region Aarau tätige Energieversorger infolge des Verlusts von Kunden einen um 5.5% auf 445.2 Gigawattstunden (GWh) tieferen Stromabsatz verbuchen. Zeitgleich stieg allerdings die in den Firmennetzen transportiere Energiemenge um 0.6% auf 523.1 GWh an. Wie das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht mitteilt, nutzte ein Grossteil der marktberechtigten Kunden die Möglichkeit, graue Energie günstig am Markt zu beschaffen. Ähnlich verlief die Situation auch beim Gas, wo die durch das Netz der IBAarau transportierte Energiemenge um 4.7% auf 506.3 GWh angestiegen ist, während die Energiebezugsmenge um 1% auf 469.6 GWh fiel. Rückläufig waren die Energieverkäufe im Bereich der industriellen Kunden. Bei den Privatkunden ist jedoch der Absatz leicht angestiegen; dies nicht zuletzt wegen des im Vergleich zum Vorjahr kälteren Jahres. Deutlich wird dies bei einem Vergleich der Heizgradtage, welche den Vorjahreswert um 7.7% übertroffen haben.

Installationsgeschäft erreicht Erwartungen nicht

Die IBAarau publiziert Absatzzahlen für die einzelnen Sparten, ohne deren Ergebnisse mitzuteilen. Wichtigste Einnahmequelle ist das Stromgeschäft, das im Berichtsjahr einen vor allem preisbedingen Umsatzrückgang um 2.7% auf 69.5 Mio. CHF verbuchte. Die zweitgrösste Sparte, welche Gas sowie Wärme- und Kältelieferungen beinhaltet, erfreute sich eines weiteren Zuwachses um 6% auf 36.3 Mio. CHF. Einen deutlichen Rücksetzer um 16.6% auf 25.7 Mio. CHF erlitt hingegen das Dienstleistungsgeschäft. Hierin enthalten ist das Installationsgeschäft, das unter dem Wegfall von Grossprojekten und einer insgesamt ungenügenden Auftragslage in den ersten drei Quartalen des Berichtsjahres litt. Auch wenn die eigenen Ziele nicht erreicht wurden, erzielte diese Sparte einen Gewinn und steuerte wiederum einen wichtigen Ergebnisbeitrag zum Konzernergebnis bei. Deutlich wird dies auf der Kostenseite bei den um 9.1% auf 13 Mio. CHF gesunkenen Aufwendungen für Material und Fremdleistungen, die grossteils auf das Installationsgeschäft entfallen dürften. Deutlich höher als im Vorjahr fielen hingegen die Abgaben mit 17.9 Mio. CHF nach 15.5 Mio. CHF im Vorjahr aus. Das Plus geht auf das Konto der erhöhten CO2-Abgabe und der höheren kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV). Auch beim Personal forderte die Erweiterung des Geschäftsbereichs Kälte/Wärme ihren Tribut, der zu einem Anstieg der Aufwendungen um 1.4% auf 36.7 Mio. CHF führte. Deutlich tiefer fielen die Ausgaben für Energie- und Wasserbeschaffung aus, die infolge der tieferen Energiepreise um 14.1% auf 42.2 Mio. CHF sanken. Im Ergebnis führte dies zu einem deutlichen Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 8.2% auf 30.2 Mio. CHF, was die EBITDA-Marge von 18.6% auf 20.5% anschwellen lies. Investitionsbedingt stiegen die Sachabschreibungen um 18.8% auf 13.3 Mio. CHF an. So erhöhte sich das EBIT nur noch leicht um 1.1% auf 16.9 Mio. CHF. Eine Belastung des Reingewinns stellt das negative Nettofinanzergebnis von minus 0.7 Mio. nach einem positiven Wert von 1.2 Mio. CHF im Vorjahr dar. Während die Finanzaufwendungen das Vorjahresniveau sogar leicht um 0.1 Mio. CHF unterschritten, sanken die Finanzerträge um 2.1 Mio. CHF. Massgeblich hierfür verantwortlich war der Ausfall einer Dividendenzahlung der Alpiq Holding AG, an der die IBAarau einen Anteil von 2% besitzt. Unter dem Strich musste die IB Aarau daher einen Rückgang des Reingewinns um 10.7% auf 13.1 Mio. CHF verbuchen. Dennoch erhalten die Aktionäre eine gegenüber dem Vorjahr um 3 CHF auf 20 CHF pro Aktie erhöhte Dividendenzahlung.

Geschäftsbereiche Kälte/Wärme und Dienstleistungen sollen Wachstum bringen

Die IBAarau setzt auf den weiteren Ausbau des Fernwärme- und Kältenetzes in Aarau. Ein wichtiger Schritt war die Übernahme des Wärmenetzes auf dem Areal des Kantonsspitals Aarau, welcher den Zusammenschluss des Fernwärmenetzes der Kehrrichtverbrennungsanlage Buchs mit dem Wärmeverbund Torfeld ermöglichte, ohne dass eine weitere Energiezentrale gebaut werden muss. In Planung sind Wärmeverbunde in Telli und Goldern, die in den Jahren 2018 und 2019 in Betrieb gehen sollen. Zusammen mit einem Anteil von 10% an Biogas in diesen Verbünden wird ein wichtiger Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstosses, der Bestandteil der neuen Energiestrategie 2050 ist, geleistet. Gut voran kommt das Projekt des Baus eines neuen Werkhofes. Die Fertigstellung des Rohbaus soll im zweiten Quartal 2017 erfolgen, und der Bezug wird per Jahresende angestrebt. So können die bisher auf drei Standorte verteilten Aktivitäten an einem Ort konzentriert werden. Mit diesen Massnahmen will sich das Unternehmen fit machen für die Zukunft. Wachstumschancen gesehen werden vor allem in den neuen Netzverbunden. Zumindest für 2017 befindet sich auch das Dienstleistungsgeschäft dank voller Auftragsbücher mit einigen Grossprojekten wieder auf Wachstumskurs. Insgesamt wird ein stabiler Geschäftsverlauf für die nächsten Jahre prognostiziert.

Die Geschäftszahlen der IBAarau für 2016 fallen insbesondere angesichts der allgemein schwierigen Situation der Energiebranche gut aus. So konnte die Firma die operativen Ertragsmargen vor Abschreibungen deutlich steigern, was in diesem Umfeld keinesfalls einfach ist. Hingegen ist gleichzeitig das Dienstleistungsgeschäft, das üblicherweise eine ansehnliche Marge einbringt, rückläufig gewesen. Dies legt den Schluss nahe, dass im Bereich Fernwärme-/Kältenetz gute Margen erwirtschaftet werden und die Gesellschaft mit dessen Ausbau auf das „richtige Pferd“ setzt. Dies lässt auch den Rückgang der Energieverkäufe im Zusammenhang mit dem Verlust von Kunden als für das Unternehmen weniger schmerzhaft erscheinen. Die allgemeine Marktschwäche zeigt sich allerdings bei den Beteiligungen – zu nennen ist hier vor allem die Alpiq – was zu einem negativen Finanzergebnis führte. Dieses wiederum führte zu einem deutlichen Rückgang des Reingewinns der IBAarau. Keinerlei Einflüsse hat diese Entwicklung hingegen auf die Bilanz der Gesellschaft, die mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von gut 65% per Jahresende 2016 grundsolide ist. Hierbei zu beachten ist allerdings, dass in den nächsten Jahren grössere Investitionen in die Erweiterung der Netze und der Bau des neuen Werkhofs anstehen, die nicht vollumfänglich aus den Eigenmitteln finanziert werden dürften. Zumindest ein Teil der Kosten dürfte, wie dies bereits im 2016 erfolgte, zulasten des Wertschriftenbestandes gehen. Dies ist keinesfalls als negativ zu bewerten, da die Abhängigkeit der IBAarau von der Entwicklung der Finanzmärkte so reduziert wird.

Nicht Bestandteil der zur Disposition stehenden Finanzanlagen sind die Beteiligungen an Energiefirmen, die als strategisch angesehen werden. Die zwei grössten Beteiligungen entfallen hierbei auf die Alpiq und die Swisspower Renewables. Sämtliche der zum Anlagevermögen zählenden Investments werden zu Anschaffungswerten bilanziert und regelmässig auf ihre Werthaltigkeit überprüft. Aufwertungen erfolgen nicht, was die Vermutung nahelegt, dass in diesen Positionen stille Reserven liegen. Lediglich für die Beteiligung an der Alpiq, die mit 30.6 Mio. CHF bilanziert wird, ist der Börsenwert, der per Jahresende 2016 bei 47.2 Mio. CHF lag, bekannt.

Die Aktien der IBAarau AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’100 CHF weisen die Aktien einen leichten Abschlag von 5% auf den ausgewiesenen Buchwert per Jahresende 2016 aus. Der Buchwert dürfte indessen den Substanzwert nicht unerheblich unterschreiten, wie dies etwa die Reserven in der Beteiligung der Alpiq veranschaulichen. Als auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher niedrig angesehen werden muss hingegen die Ausschüttungsrendite von 1.8%. Keine Unterbewertung signalisiert auch das KGV von gut 25 auf der Basis des Reingewinns. Die Papiere eignen sich somit vor allem wegen des Substanzwerts als solide Anlagemöglichkeit mit geringen Risiken, die allerdings mit einer im Branchenvergleich tiefen Ausschüttungsrendite erkauft werden.

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