Weleda: Gewinn steigt 2016 um 7.5%, Investitionen belasten operatives Ergebnis – Höhere Spenden und Dividenden

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Die von Weleda verwendeten Heilpflanzen werden biologisch-dynamisch angebaut. Bild: www.weleda.ch

Bereits Anfang Jahr berichtete die Weleda AG in einem Aktionärsbrief über die Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 und gab einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Kürzlich veröffentlichte das Unternehmen seinen Geschäftsbericht 2016 und präzisierte darin sowohl Rück- als auch den Ausblick. Demnach setzte sich die „gesunde und nachhaltige“ Entwicklung der Weleda-Gruppe auch 2016 fort. Weleda möchte auf Basis des guten Geschäftsergebnisses 2016 mit einem Gewinn von 11.5 Mio. Euro und einer soliden Bilanz mit 22.4 Mio. Euro Nettofinanzguthaben nun die eigene Erfolgsgeschichte in den Folgejahren fortsetzen. Im Fokus stehen hier die Arzneimittelsparte und die Internationalisierung.

Mehr als 75% der 2016er Umsätze wurden im Euro-Raum erzielt

Die Bilanzierungswährung der Weleda AG ist der Euro, denn die Gesellschaft erzielte 2016 rund drei Viertel ihrer Umsätze im Euro-Raum. Mit 389.8 Mio. Euro blieb der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres. 70% der Umsätze von total 389 Mio. Euro werden von den wichtigsten europäischen Ländergesellschaften in Deutschland (169.3 Mio. Euro), Frankreich (86.1 Mio. Euro) und Benelux (16.6 Mio. Euro) erwirtschaftet. Unter Einrechnung von Italien und Österreich liegt der Anteil der EUR-Ländergesellschaften sogar bei über 75%. Der Anteil der Schweizer Ländergesellschaft am Gesamtumsatz liegt bei weniger als 9%. Weitere wichtige Auslandsmärkte für Weleda ausserhalb Europas sind die USA (12.8 Mio. Euro Umsatz; 3.3% am Konzernumsatz) sowie Brasilien (8.7 Mio. Euro; 2.2%). Die USA und Brasilien bilden geografisch auch den Schwerpunkt bei der Erschliessung der internationalen Märkte. Das prozentual stärkste Umsatzwachstum erzielte die Weleda AG 2016 – von niedriger Basis aus – mit einem Zuwachs um fast 60% im russischen Markt bei einem Umsatz von neu 4.3 Mio. Euro (1.1% Anteil). 99% der Umsätze in Russland wurden mit Naturkosmetik erzielt.

Naturkosmetikumsätze steigen um 2%

Die Naturkosmetikumsätze haben auf Gruppenebene insgesamt um 2% auf 280.8 Mio. Euro zugelegt und bleiben ein Erfolgstreiber mit weiterem Wachstumspotenzial innerhalb und ausserhalb der angestammten europäischen Märkte. Die Naturkosmetik stand 2016 für 72% der Umsätze.

Arzneimittelsparte verliert wegen Iscador um 5%

Aufgrund des Wegfalls des Krebsmittels Iscador war der Umsatz in der Arzneimittelsparte hingegen um 5% auf 109 Mio. Euro rückläufig und erreichte 28% vom Konzernumsatz. Die Arzneimittelsparte steht dabei vor einer Phase der Erneuerung des Produktportfolios und – neben der Internationalisierung – im Fokus der künftigen Wachstumsinitiativen. Die leicht höheren Umsätze in der für das Unternehmen wichtigeren Sparte Naturkosmetik konnten die temporäre Schwäche der Arzneimittel somit jedoch überkompensieren und auf Gruppenebene für ein insgesamt stabiles Umsatzniveau sorgen.

EBIT geht in 2016 deutlich zurück – Gewinn steigt

Das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT reduzierte sich von knapp 33 Mio. Euro in 2015 auf 24 Mio. Euro. Damit verbunden war ein Rückgang der EBIT-Marge von 8.5% auf 6.1%. Als Grund für den Rückgang des operativen Ergebnisses führt die Gesellschaft Marktinvestitionen für die Internationalisierung, Mehrkosten aufgrund steigender regulatorischer Anforderungen in der Arzneimittelsparte sowie Kosten im Zusammenhang mit der Intensivierung im Bereich Forschung und Entwicklung an. Durch eine im Vergleich zum Vorjahr vorteilhaftere Steuersituation verbesserte sich das konsolidierte Jahresergebnis nach Steuern um 7.5% auf 11.5 Mio. Euro (Vj. 10.7 Mio. Euro). Vom ausgewiesenen Jahresergebnis entfallen 11.2 Mio. Euro – also der weit überwiegende Teil – auf die Gesellschafter, mithin Aktionäre und Partizipanten. Das Nettofinanzguthaben verbesserte sich von bereits sehr komfortablen 14.0 Mio. Euro nochmals um hohe 60% auf 22.4 Mio. Euro.

Die Dividende an die PS-Inhaber soll aufgrund der soliden Ergebnissituation bei gleichzeitig sehr intakten Perspektiven von vormals 25 CHF (2015) um 40% auf 35 CHF (2016) erhöht werden, was für beteiligte Gesellschafter nach den Erfolgen der jüngeren Vergangenheit ein erfreuliches Signal ist. Es zeigt, dass die Verantwortlichen offenbar bereit sind, die Aktionäre/Partizipanten zukünftig etwas stärker am Erfolg zu beteiligen. Die Dividendenrendite von unter 1% ist – nach dem Kursanstieg – für sich genommen gleichwohl nur mässig attraktiv und in einer isolierten Betrachtung kein schlagkräftiges Argument für eine Investition in den PS.

2.9 Mio. Euro Spendengelder fliessen an gemeinnützige Einrichtungen

Zuwächse gab es allerdings auch im Spendenwesen an „gemeinnützige Einrichtungen“, das die Statuten explizit vorsehen. An gemeinnützige Einrichtungen im Sinne der Statuten wurden 2016 insgesamt 2.9 Mio. Euro ausgeschüttet, im Vergleich zum Vorjahr 2015 ein Zuwachs um gut 16%. Hauptprofiteur dieser Spenden ist erneut – wie 2015 – die „Freie Hochschule für Geisteswissenschaften“ in Dornach aus dem Umfeld des Hauptaktionärs AAG, die alleine ca. 1.6 Mio. Euro an Spenden verbuchen konnte. Mit 0.5 Mio. Euro wurde der „Fonds für ärztliche und pflegerische Ausbildung der Klinik Arlesheim AG“ in Arlesheim bedacht. Die Klinik Arlesheim AG ist neben der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (AAG) zweiter Hauptaktionär der Gesellschaft. Auf AAG und Klinik Arlesheim AG entfallen gemäss Angaben im Geschäftsbericht 2016 33.5% des Kapitals und 76.5% der Stimmen.

Der Jahresabschluss 2016 bestätigt den erfolgreichen Abschluss des Turnarounds bei Weleda und schafft die Voraussetzungen für künftiges weiteres Wachstum. Er zeigt aber auch, dass dieses Wachstum in kleinen Schritten und nachhaltig, aber nicht mit grossen Sprüngen erfolgen wird. Eine Bewertung der auf OTC-X gehandelten PS ist aufgrund der besonderen Aktionärsstruktur nicht einfach. Würde man das ausgewiesene, auf die Gesellschafter entfallende Jahresergebnis von 11.2 Mio. Euro auf eine „nennwertbereinigte“ PS-Titelanzahl (bei 14.25 Mio. CHF Aktienkapital, eingeteilt in 4 verschiedene Gattungen) von 28’500 Titel (14.25 Mio. CHF / 500 CHF Nominalkapital je PS) umlegen, so würde sich ein Gewinn von knapp 393 CHF je PS à 500 CHF nominal einstellen. Das KGV läge damit – trotz hoher Abschreibungen von zuletzt etwa 10 Mio. Euro – im Bereich von etwa 11 bei einem PS-Kurs um 4’275 CHF. Bereits in den letzten Wochen und Monaten hat sich der Kurs des PS allerdings deutlich positiv mit prozentual zweistelligen Zuwächsen entwickelt. Nach wie vor ist diese Bewertung optisch günstig, reflektiert aber auch die besondere Kapitalstruktur. Die leichte Erhöhung der Dividende könnte allerdings auch ein Zeichen dafür sein, dass die Weleda AG künftig alle Anteilseigner stärker an einer positiven Gewinnentwicklung partizipieren lässt. Denn die Hauptaktionäre erhalten zusätzlich zu den Dividenden grosszügige Spenden und werden somit bevorzugt behandelt was allerdings die Statuten der Gesellschaft so auch explizit vorsehen.

Hinsichtlich der in vielerlei Hinsicht „speziellen“ Kapitalstruktur der Weleda AG verweisen wir auf unseren Blog-Beitrag vom Februar 2016. Aufgrund von statutarischen Eintragungsbeschränkungen für die Namenaktien – Anrecht auf Eintragung im Aktienregister haben nur die Mitglieder der AAG – werden auf OTC-X nur die Namenpartizipationsscheine (Valor 496018) frei gehandelt.

Zuletzt wurden die Partizipationsscheine der Weleda AG Mitte Mai 2017 auf OTC-X zu 4’275 CHF umgesetzt. Die Titel werden aktuell zu 4’005 CHF gesucht und zu 4’295 CHF angeboten (Kurse vom 24. Mai 2017). Nach weiteren Aktienkäufen (+38) im Jahr 2016 hält die Weleda AG mittlerweile 177 eigene Aktien. 177 Aktien – bei insgesamt nur 14’342 Aktien (ohne PS) über alle drei Aktienkategorien – entsprechen einem Stimmenanteil von gut 1.2%. Damit hält die Weleda AG gemeinsam mit AAG und Klinik Arlesheim AG fast 80% der Stimmrechte. Der PS ist nach unseren Informationen breit gestreut im Publikum.

Anders als in den Vorjahren findet die diesjährige GV 2017 am 9. Juni 2017 nicht mehr im Goetheanum in Dornach statt, sondern im Forum Würth in Arlesheim.


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