Kongress+Kursaal Bern: Schwieriger Neuanfang im Kursaal Bern; Casino Neuchâtel weiterhin im Aufwind – Aktionäre müssen auf Dividende verzichten

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Glanzvoller Rahmen: der neu gestaltete Kursaal. Quelle: Kongress- + Kursaal Bern AG

Die Kongress-+Kursaal Bern AG (KKB) musste im Jahr 2016 einen Rückgang des Reingewinns um 0.7 Mio. CHF auf 2.6 Mio. CHF verbuchen. Die Einnahmen legten allerdings leicht um 0.2 Mio. CHF auf 89.4 Mio. CHF zu. Die Unternehmensgruppe, zu der eine 55%ige Beteiligung am Grand Casino Bern, das Casino Neuchâtel, das Hotel Allegro, der Kursaal und das Cateringunternehmen Wälchli Fest gehören, begründet das Minus mit Sonderfaktoren. Zu diesen zählen der Verkauf eines Landanteils im Vorjahr und die Beilegung eines Rechtsstreits. Exklusive dieser Faktoren hätte ein Gewinnplus von 0.6 Mio. CHF resultiert. Zudem wurde rückwirkend zum Jahresanfang 2016 die Hotel Allegro Bern AG in die KKB fusioniert, so dass Umsätze und Kosten des Hotelbetriebs nun auch im Einzelabschluss enthalten sind.

Wechsel in der Unternehmensspitze

Geprägt war das Geschäftsjahr 2016 auch durch zahlreiche Wechsel in der Unternehmensführung. Daher wird im aktuellen Geschäftsbericht 2016 auch als Jahr des Umbruchs bezeichnet. Mit dem Rücktritt von Daniel Frei als VR-Präsident endete eine langjährige Ära in der Geschichte des Kursaals. Zusätzlich wurde die Unternehmensspitze mit dem Ehepaar Kunz neu besetzt. Die neue Geschäftsleitung hat die schwierige Aufgabe übernommen, den neu erstellten Kursaal besser auszulasten. Gleichzeitig wird die finanzielle Situation der Unternehmung als Herausforderung bezeichnet.

Casino Neuchâtel auf der Erfolgswelle

Die Bruttospielerträge (BSE) des Grand Casinos Bern, das über eine A-Konzession verfügt, legten im vergangenen Jahr um 1% auf 50 Mio. CHF zu. Noch deutlich stärker wuchs der BSE im Casino Neuchâtel (B-Konzession) mit einem Plus von 6.6% auf 23.6 Mio. CHF. Diese Zahlen sind nicht im Geschäftsbericht ausgewiesen, können aber im Jahresbericht des Schweizer Casinoverbands nachgelesen werden. Die Spielbankenabgabe wird von der Gesellschaft im Geschäftsbericht ausgewiesen. Diese betrug für den Betrieb in Bern 24.1 Mio. CHF und für Neuchâtel um 9.9 Mio. CHF. Hieraus lässt sich ein Wert der Spielerträge von 39.4 Mio. CHF errechnen. Bei ausgewiesenen Spielerträgen von 44.5 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 1.4% respektive 0.6 Mio. CHF entspricht, lassen sich Tronc-Erträge im Umfang von 5.1 Mio. CHF ermitteln. Der Betrieb in Neuchâtel entwickelte sich im Berichtsjahr offenbar auch unter dem Strich sehr gut, ohne dass dies in den Geschäftszahlen der Kongress- + Kursaal Bern AG offengelegt wird. Ein gewisses Indiz stellen die optimistischen Aussagen im Geschäftsbericht dar. Weitaus weniger positiv entwickelt haben dürfte sich der Berner Spielbetrieb. Die von der Grand Casino Kursaal Bern AG an die Muttergesellschaft ausbezahlte Dividende lag denn auch mit 3.2 Mio. CHF um 0.7 Mio. CHF unter dem Vorjahresniveau.

Konzerngewinn fällt deutlich

Auf der Basis der um die Konsolidierungseffekte bereinigten Konzernrechnung weist die Gesellschaft ein leichtes Umsatzplus von 0.2 Mio. CHF auf 84.9 Mio. CHF aus. Der Anstieg geht massgeblich auf das Konto der um 0.6 Mio. CHF gestiegenen Spielerträge, die fast 50% der Einnahmen ausmachen. An zweiter Stelle steht der Restaurationsertrag, der um 0.3 Mio. CHF auf 24.1 Mio. CHF sank. Nach einem schwachen ersten Semester entwickelte sich das Hotelgeschäft im zweiten Halbjahr deutlich besser und liess die Beherbergungserträge um 0.2 Mio. CHF auf 8.5 Mio. CHF ansteigen. Auf der Ausgabenseite stiegen die direkten Aufwendungen wegen der um 0.2 Mio. CHF höheren Warenkosten in gleicher Höhe auf 9.9 Mio. CHF an. Eine Optimierung bei den Einsätzen der Mitarbeiter erlaubte es, die Personalkosten um 0.5 Mio. CHF auf 37.5 Mio. CHF zu senken. Der um 0.4 Mio. CHF angestiegene Verwaltungsaufwand liess die anderen betrieblichen Aufwendungen um 0.3 Mio. CHF auf 18.4 Mio. CHF ansteigen. Im Ergebnis führte dies zu einem gegenüber dem Vorjahr um 0.1 Mio. CHF auf 19.0 Mio. CHF angestiegenen Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA). Investitionen in die IT führten zu einem Anstieg der Abschreibungen um 0.3 Mio. CHF auf 10.6 Mio. CHF. Belastend auf den Betriebsgewinn wirkte sich der Wegfall von Devestitionsgewinnen aus Landverkäufen in Höhe von 0.9 Mio. CHF aus. So fiel das EBIT gegenüber 2015 um 1 Mio. CHF auf 8.5 Mio. CHF. Dank eines etwas tieferen Finanzaufwands und tieferer Steuern fiel das Minus beim Reingewinn mit 0.7 Mio. CHF auf 2.6 Mio. CHF etwas geringer aus. Die Aktionäre müssen wie bereits im Vorjahr auf eine Dividendenzahlung verzichten.

Investitionen im Hotel notwendig

Gemäss den Darstellungen des Geschäftsberichts sind weitere Investitionen in den Hotelbetrieb notwendig. Nur so könne die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs gesichert werden. Neben einer Eigenfinanzierung wäre auch eine Erhöhung des Verschuldungsgrads möglich. Diese Option wird vom Verwaltungsrat angesichts der bestehenden Amortisationspflicht der bestehenden Verbindlichkeiten als wenig empfehlenswert bezeichnet. Aus diesem Grund wird auch auf die Beantragung einer Dividendenausschüttung verzichtet.

Die Geschäftszahlen der Kongress- + Kursaal Bern fallen wenig überzeugend aus. Klar zu wünschen übrig lässt auch die Transparenz bezüglich der Entwicklung der einzelnen Sparten. Zumindest unverständlich ist hierbei, dass die Aktionäre als Unternehmenseigner nicht einmal über die Entwicklung der Bruttospielerträge unterrichtet werden, obwohl diese öffentlich verfügbar sind. Das Zahlenwerk lässt indessen den Schluss zu, dass im Kongressgeschäft rote Zahlen geschrieben werden. So wird im Einzelabschluss der Kongress+Kursaal Bern AG ein negativer Betriebsgewinn (EBIT) von 1.7 Mio. CHF ausgewiesen. Lediglich dank der Dividende des Casinos von 3.2 Mio. CHF konnte die Muttergesellschaft noch einen Gewinn von 0.4 Mio. CHF ausweisen. Unter Berücksichtigung des Konsolidierungseffekts kann davon ausgegangen werden, dass auf Konzernebene bei einem ausgewiesenen Reingewinn von 2.6 Mio. CHF nahezu der gesamte Gewinn aus dem Spielgeschäft stammt. Die Bilanzkennzahlen fallen mit einer gegenüber dem Vorjahr von 53.3% auf 46.5% gesunkenen Eigenmittelquote durchschnittlich aus.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 570 CHF weisen die Papiere zwar ein günstiges Kurs/Buchwert-Verhältnis mit einem Discount von 38% auf den ausgewiesenen inneren Wert aus. Nach Abzug der Minderheitsanteile verbleibt ein ebenfalls nicht unbedeutender Discount von 27%. Allerdings zahlt das Unternehmen seinen Anteilseignern seit dem letzten Jahr keine Dividende mehr. Angesichts der Aussagen der Geschäftsleitung, wonach weitere Investitionen anstehen und die finanzielle Situation schwierig sei, kann davon ausgegangen werden, dass auch in den nächsten Jahren weiterhin keine Ausschüttungen mehr erfolgen. Als keinesfalls günstig angesehen werden kann auch das Kurs/Gewinn-Verhältnis von 18 für 2016. Als Argumente für ein Investment in die Papiere kommen ausschliesslich der Buchwert und das günstig erscheinende Verhältnis des Unternehmenswerts (Enterprise Value) im Verhältnis zum EBITDA (EV/EBITDA) von gut 4 in Betracht. Die Realisierung dieses Firmenwerts erscheint jedoch für Kleinanleger ausgeschlossen.

Keinesfalls förderlich für die freien Aktionäre ist auch die Stellung der Familie Marazzi, die einerseits Grossaktionär und andererseits Besitzer von Arealen ist, auf denen Gebäude der Kongress+Kursaal Bern AG stehen. Als Eigentümerin dieser Bauten profitiert die Familie Marazzi jedes Jahr von regelmässigen Mieteinnahmen. Für die Kleinaktionäre bleibt als Trost eine weiterhin attraktive Naturaldividende in der Form eines guten Essens an der Generalversammlung.

Transparenzhinweis: Der Autor hält Aktien der Gesellschaft.

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