Raurica Wald: Nordwestschweizer Holzvermarkter zurück auf Kurs, Sondereffekte prägen 2016er Rechnung – Höhere Dividende

0
2578
Raurica-Geschäftsführer Stephan Rüdlinger berichtete an der GV über sein erstes Geschäftsjahr. Bild: schweizeraktien.net

Für die Raurica-Wald-Gruppe war das Geschäftsjahr 2016 ein Jahr des Umbruchs. Nachdem ein Betrugsfall im Vorjahr zu erheblichem Abschreibungsbedarf führte, wurde das letzte Jahr genutzt, um die Organisation zu straffen und die Firmen der Nordwestschweizer Unternehmensgruppe an einem Standort zusammenzufassen. Für den neuen Geschäftsführer Stephan Rüdlinger gehörten der Umzug und die organisatorischen Änderungen zu den wichtigsten Herausforderungen, die er in 2016 in Angriff nahm. «Wir haben die Integration der einzelnen Bereiche und Firmen vorangetrieben», sagte er anlässlich der Generalversammlung in Pratteln vor den Aktionären, mehrheitlich Waldbesitzern. Am neuen Standort in Muttenz sind nun die drei 100%igen Tochterunternehmen Raurica Holzvermarktung, Raurica Immobilien und die Holzrecycling-Firma Arba AG untergebracht. Per 31. Dezember 2016 hat die Raurica Wald AG die restlichen 50% der Arba AG übernommen. Zur Unternehmensgruppe gehören ausserdem eine 51%ige Beteiligung an der Holzkraftwerk Basel AG sowie ein 22%iger Anteil an der Fagus Jura SA, einem Start-up im Bereich der Buchenholz-Bauelemente. Insgesamt erzielte die Raurica-Gruppe im Geschäftsjahr 2016 einen konsolidierten Nettoumsatz von 16.5 Mio. CHF (+ 6.4%). Das operative Ergebnis auf Stufe EBITDA erhöhte sich entsprechend auf 2.8 Mio. CHF (+ 7.6%). Aufgrund höherer Abschreibungen, die auf den Neubau in Muttenz zurückzuführen sind, verblieb unter dem Strich ein geringerer konsolidierter Reingewinn von 1.07 Mio. CHF (Vorjahr: 1.17 Mio: CHF).

Einzelabschluss geprägt von 2015er-Ereignissen
Während der konsolidierte Jahresabschluss wieder ein positives Bild zeigt, war der Einzelabschluss der Raurica Wald AG in 2016 noch geprägt vom Dividendenausfall der Raurica Holzvermarktung AG und niedrigeren Dividendenzahlungen der Holzkraftwerk Basel AG. Belastend wirkten sich zudem die teilweisen Doppelbesetzungen in der Unternehmensleitung aus, die sich durch den Managementwechsel ergaben. Insgesamt gingen die Einnahmen daher von knapp 2.0 Mio. CHF in 2015 auf nur noch 1.3 Mio. CHF zurück. Der Betriebserfolg (EBITDA) reduzierte sich fast um die Hälfte auf 656’000 CHF. Obwohl das Jahresergebnis nur noch bei 618’000 CHF lag, erhöhte die Gesellschaft die Dividende auf 12.50 CHF (Vorjahr: 7.50 CHF). Der Verwaltungsrat bestätigte an der Generalversammlung seine Dividendenpolitik, die vorsieht, eine Dividende auszuzahlen, die um 1% über Bundesobligationen liegt.

Grundsolide Entwicklung in 2017
Der konsolidierte Abschluss der Raurica-Gruppe zeigte bereits für 2016 ein positives Bild. Dieses sollte sich auch im laufenden Geschäftsjahr fortsetzen. Stephan Rüdlinger erklärte auf Nachfrage, dass die Gruppe in 2017 «gut unterwegs» sei. Die Raurica Holzvermarktung habe eine gute Menge Energieholz geliefert. Daher geht Rüdlinger für 2017 wieder von einem befriedigenden Jahresabschluss für das Holzvermarktungsunternehmen aus. Er fügt jedoch die Worte «sofern nicht unvorhersehbare Ereignisse eintreten» hinzu. Den Markt für das Holzrecycling-Unternehmen Arba beurteilt er als schwierig, da Mengen und Preise unter Druck seien. Für 2016 hätten jedoch die Raurica Holzvermarktung AG und die Holzkraftwerk Basel AG wieder eine gute Dividende ausgerichtet.

Frisches Kapital für die Fagus Jura SA
Ein wichtiger Diskussionspunkt an der Generalversammlung war die Verlängerung des genehmigten Kapitals der Raurica Wald AG, das für eine anstehende Kapitalerhöhung bei der Beteiligung Fagus Jura SA verwendet werden soll. Fagus-Jura-VR-Präsident Michael Benes erläuterte, dass das Projekt nun re-dimensioniert wurde. Der Gesamtkapitalbedarf liegt nun nur noch bei 10.5 Mio. CHF statt der ursprünglich geplanten 28 Mio. CHF. Bezüglich der Finanzierung gebe es Verhandlungen über langfristige Darlehen, die von Bund und Kanton im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) gesprochen werden sollen. Benes wies darauf hin, dass das finanzielle Risiko bei einem Scheitern des Projektes für die Raurica-Gruppe bei maximal 1.5 Mio. CHF liegt. Allerdings zeigte er auch, dass der Businessplan der Fagus Jura sehr konservativ ist und Raum für positive Überraschungen bietet. Am Schluss stimmten die Aktionäre einstimmig der Kapitalerhöhung und der entsprechenden Statutenänderung zu. Denn sie erhoffen sich – neben einer möglichen Dividendenzahlung in ferner Zukunft – auch zusätzliche Absatzmöglichkeiten für ihr Buchenstammholz. Bisher existiert kein Schweizer Unternehmen, das Buchenholz zu Konstruktionsholz für den Bau verarbeitet. Dies, obwohl Buche bei Eigenschaften wie Biegefestigkeit und Dichte deutlich besser abschneidet als Fichtenholz. Statt das Buchenholz im Ofen zu verbrennen, soll es dank Fagus Jura vermehrt im Bau verwendet werden.

Nach dem schwierigen Geschäftsjahr 2015 ist die Raurica Wald AG wieder zurück auf Kurs. Die Straffung der Organisation und die Verbesserung der Prozesse dürften sich in den kommenden Jahren positiv auf die Entwicklung der Gesellschaft auswirken. Die Positionierung entlang der Wertschöpfungskette mit dem Fokus auf Buchen- und Energieholz ist in dieser Form einzigartig. Dass das Unternehmen profitabel arbeitet und gute Erträge erwirtschaftet, ist vor allen Dingen auf die Beteiligung am Holzkraftwerk Basel zurückzuführen. Mit der Finanzierung der Fagus Jura SA möchte sich das Unternehmen einen zusätzlichen Absatzmarkt für heimisches Buchenholz erschliessen. Ob dies aufgeht, muss sich erst noch zeigen. Allerdings deuten die Trends zu natürlichem und nachhaltigem Bauen darauf hin, dass die Nachfrage für derartiges Konstruktionsholz vorhanden sein dürfte.

Die auf OTC-X gehandelten Namenaktien «B» zu nominal 500 CHF werden derzeit zu Kursen von 572 CHF gesucht und zu 650 CHF angeboten. Zuletzt wurden 600 CHF gezahlt. Auf Basis des letztbezahlten Kurses werden die Aktien mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 12 bewertet. Der ausgewiesene Buchwert liegt bei knapp 500 CHF je Aktie. Allerdings dürfte die Gesellschaft noch über einige stille Reserven verfügen, die insbesondere in der 51%igen Beteiligung an der Holzkraftwerk Basel AG und den Grundstücken zu finden sind. Insgesamt könnte der Substanzwert daher bei rund 967 CHF je Aktie liegen. Auffällig an der konsolidierten Bilanz ist die Finanzierung und der – im Vergleich zu anderen ausserbörslich gehandelten Unternehmen – hohe Anteil an verzinslichem Fremdkapital. Dieser beträgt knapp 16.4 Mio. CHF, ist aber zum grössten Teil hypothekarisch besichert. Bei einer gleichbleibenden Ausschüttung von 12.50 CHF je Aktie liegt die Rendite derzeit bei knapp 2%.

Für Anleger mit einem Faible zum nachhaltigen Investieren ist der Titel sicherlich interessant. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Waldbesitzer über die Namenaktie «A» mit einem Anteil von rund 90% zu den Mehrheitsaktionären zählen. Daher befindet sich das Unternehmen immer im Spagat zwischen einem möglichst guten Holzpreis für die Waldbesitzer und einer dennoch attraktiven Ausschüttung für die Drittaktionäre.

Kommentar verfassen