SSE Holding: 12.6 Mio. CHF frisches Kapital zur Stärkung der Bilanz, Zeichnung im August – Neue Aktien kosten 3‘000 CHF

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Die SSE Group produziert und verkauft zivile Sprengstoffe und Chemieprodukte in Europa. Bild: www.explosif.ch

Die SSE Holding AG informierte ihre Aktionäre an der Generalversammlung vom 30. Juni über die Modalitäten der Kapitalerhöhung. Die Erläuterungen zu der geplanten Kapitalmassnahme von Verwaltungsratspräsident Raymond Loretan und CEO Daniel Antille reichten den gut 100 anwesenden Aktionären offenbar aus, so dass bei diesem Traktandum keinerlei Fragen gestellt wurden. Diskussionen erfolgen lediglich vereinzelt beim anschliessenden Apéro. Als Grund für die Kapitalerhöhung über 12.6 Mio. CHF nannten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung die Stärkung der Bilanz. Diese war durch die Akquisition von Bereichen der Orica-Gruppe im europäischen Ausland etwas unter Druck geraten. Per Ende 2016 lag die Eigenkapitalquote nur noch bei 36%.

4’200 neuen Aktien – Bezugsverhältnis 5:1

An der GV in Vevey wurden die Aktionäre über die Modalitäten der Kapitalerhöhung informiert. Quelle: Holger Geissler, schweizeraktien.net

Bei der Kapitalerhöhung werden maximal 4’200 neue Aktien zum Preis von 3’000 CHF pro Aktie ausgegeben. Die Aktionäre können pro fünf gehaltene Aktien eine neue Aktie zeichnen. Alle Anteilseigner, die weniger als fünf Titel besitzen, können dennoch eine Aktie zeichnen. Hingegen wird bei höheren Stückzahlen die Anzahl der erwerbbaren Aktien nach unten abgerundet. Allerdings besteht zumindest die theoretische Möglichkeit, weitere Aktien zu zeichnen. Zu diesem Zweck hat die Gesellschaft ihren Aktionären zwei Zeichnungsscheine zugestellt. Der erste Zeichnungsschein sichert eine Zuteilung der neuen Aktien im Verhältnis 5:1. Der zweite Zeichnungsschein erlaubt es den Aktionären, eine ihren proportionalen Anteil übersteigende Menge an neuen Aktien zu zeichnen. Um das Recht zur Zeichnung ausüben zu können, müssen der bzw. die Zeichnungsscheine bis zum 21. August 2017 bei der Gesellschaft eintreffen. Ebenfalls zwingend ist der Eingang des Kaufpreises für die im Rahmen des ersten Zeichnungsscheins gezeichneten neuen Aktien bis spätestens am 21. August 2017 auf das von der Gesellschaft benannte Konto. Für zusätzliche Zeichnungen im Rahmen des zweiten Scheins gilt Folgendes: Die Aktionäre werden am 25. August über die Höhe der ihnen zugeteilten Titel im Rahmen der über den proportionalen Anteil hinausgehenden Zeichnung informiert. Im Anschluss muss der Kaufpreis bis spätestens 1. September bei der Gesellschaft einbezahlt werden. Alle Aktionäre, die ihre Zahlungsverpflichtung nicht termingerecht erfüllen, verlieren automatisch das Recht, die Papiere zu erwerben. Allfällige nicht ausgeübte Zeichnungsrechte können vom Verwaltungsrat nach eigenem Ermessen Dritten zu den gleichen Konditionen wie den Aktionären übertragen werden.

Guter Start ins Übergangsjahr 2017

Die Gesellschaft bezeichnet das laufende Jahr als Übergangsjahr. Das Hauptaugenmerk im 2017 liegt in der Integration der im vergangenen Jahr erworbenen Gesellschaften der Orica-Gruppe. Diese sollen denn auch zu einem deutlichen Anstieg der Konzernerträge von 79.2 Mio. CHF im 2016 auf 118 Mio. CHF im laufenden Jahr führen. Der bisherige Jahresstart stimmt die Geschäftsleitung optimistisch, die avisierten Budgetziele erreichen zu können. Positiv entwickelten sich im ersten Halbjahr 2017 vor allem die neu zur Gruppe gehörenden Gesellschaften. Trotz der anfallenden Kosten der Integration wird für das laufende Jahr ein über dem Vorjahr liegender Gewinn erwartet. Ab dem nächsten Jahr werden sich die Akquisitionen deutlich positiv auf die Ergebnisse auswirken.

Der Preis der Kapitalerhöhung erscheint zumindest als nicht überteuert. Sehr positiv zu bewerten ist, dass sich sämtliche Mitglieder des Verwaltungsrats verpflichtet haben, Aktien im Umfang ihrer bestehenden Beteiligung zu zeichnen. Dieser Schritt stellt ein wichtiges Signal dar und kann als Vertrauensbeweis angesehen werden. Auf der Basis des letztbezahlten Aktienpreises auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) von 3’175 CHF werden die Aktien bei der Zeichnung mit einem Discount von 5.5% angeboten. Auch müssen Anleger beim Kauf der neuen Papiere keine Spesen bezahlen. Bei einem Preis von 3’000 CHF weisen die Titel unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer gleichbleibenden Dividende in Höhe von 70 CHF eine zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktive Rendite von 2.5% auf. Da die Ausschüttung aus der Reserve für Kapitaleinlagen erfolgt, ist diese zumindest für Schweizer Privatanleger steuerfrei.

Wegen des starken Einflusses der Akquisitionen auf die Jahresrechnung eignen sich die klassischen Kennzahlen derzeit nur bedingt zur Ermittlung eines fairen Werts der Aktie. Sofern es der Gesellschaft gelingt, den Integrationsprozess planmässig voranzutreiben, dürften sich die Kennzahlen der Erfolgsrechnung ab 2018 deutlich verbessern. Sollte der Zeitplan nicht eingehalten werden können, respektive die Integration aufwendiger ausfallen als geplant, dürfte sich der Gewinn kaum spürbar erhöhen. Da die SSE Holding aber den Goodwill, der beim Kauf der Gesellschaften bezahlt wurde, komplett mit dem Eigenkapital verrechnet hat, sind so zumindest keinerlei Wertberichtigungen zu erwarten. Es erscheint aus heutiger Sicht zumindest wahrscheinlich, dass die getätigten Akquisitionen sich zumindest mittel- bis langfristig positiv auf die Unternehmenskennzahlen auswirken werden. Für langfristig agierende Investoren sollte sich eine Zeichnung der neuen Aktien lohnen, während sich für kurzfristig orientierte Anleger eher wenig Potenzial bietet.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.


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