Holdigaz: Westschweizer Energieversorger treibt Diversifikation voran, Gewinn steigt 2016/17 massiv an – Gleichbleibende Dividende angekündigt

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Im neuen Gebäude in Forel sind die Aktivitäten der Gebäduetechnik der Holdigaz-Gruppe unter einem Dach zusammengefasst. Quelle: Holdigaz SA

Der Energieversorger Holdigaz SA konnte im per 31. März 2017 beendeten Geschäftsjahr 2016/17 die Umsätze des Vorjahres nicht ganz halten. So gingen die Gesamteinnahmen um gut 1% auf 228 Mio. CHF zurück. Wie das Unternehmen in einem Communiqué zum Jahresergebnis schreibt, wurde die Diversifizierungsstrategie im Berichtsjahr fortgesetzt. So hat sich Holdigaz an der Gründung der Swiss Gas Invest AG beteiligt. Das Unternehmen ist im Nord-Süd-Transport von Gas in der Schweiz tätig und erlaubt es dem Westschweizer Gasversorger, landesweit tätig zu sein. Holdigaz hält die Mehrheit des Aktienkapitals an der Gesellschaft, die am Firmensitz der Holdigaz in Vevey domiziliert ist. Neben der Erweiterung der Geschäftsaktivitäten erhöht Holdigaz so auch die Versorgungsicherheit für die Kunden und kann von der Rentabilität von mittel- und langfristigen Gastransportverträgen profitieren.

Mit der im August 2016 gegründeten Energieapro SA setzt Holdigaz die Entbündelung der Geschäftsaktivitäten im Gasbereich um. So wird die Vermarktung des Gases der Gruppengesellschaften seit dem 1. April 2017 von der Energieapro übernommen. Damit reagiert das Unternehmen auf die Entwicklung des Gasmarktes mit einer zunehmenden Abgrenzung zwischen Versorgung und Vertrieb. Ebenfalls wird die neue Firma die erneuerbaren Energien wie Biogas, Photovoltaik und Solarthermie weiterentwickeln.

Gasverkaufsmenge legt weiter zu

Die von den drei Gruppengesellschaften Compagnie Industrielle et Commerciale du Gaz (Vevey), Société du Gaz de la Plaine du Rhône (Aigle) und Cosvegaz (Cossonay) gelieferten Gasmengen legten im Berichtsjahr um weitere 7.3% auf über 1.65 Mrd. Kilowattstunden (KWh) zu. Hierin enthalten ist auch das von der Gesellschaft hergestellte Biogas. Ermöglicht wurde dieses Plus durch weitere 654 Neuanschlüsse von Kunden an das Gasnetz und die kälteren Temperaturen im letzten Winter. Insgesamt positiv entwickelte sich auch der Umsatz der Firmen der Gebäudetechnik. Trotz der Unsicherheit in der Baubranche im zweiten Semester des Geschäftsjahres wurden Einkünfte von 43.7 Mio. CHF generiert. Die im November 2015 erfolgte Zusammenlegung der vier Unternehmen in einem neuen Gebäude fällt positiv aus. Trotz des tieferen Umsatzes, der massgeblich aus der Preissenkung beim Gas resultiert, konnte der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) auf Konzernebene um 1.5% auf 69.6 Mio. CHF gesteigert werden. Noch deutlich stärker legte der Reingewinn zu, der von 19.3 Mio. CHF im Vorjahr auf 32 Mio. CHF anstieg. Dieser starke Anstieg resultierte aus dem Wegfall der Investitionskosten für das neue Gebäude in Forel, in dem die zur Gruppe gehörenden Gebäudetechnikunternehmen an einem Standort zusammengefasst wurden. Die Aktionäre sollen eine Dividende in einer Höhe, die etwa dem Vorjahreswert entspricht, erhalten. Im Vorjahr lag diese bei 4 CHF.

Binnen Jahresfrist hat der Aktienkurs von Holdigaz um rund 30% zugelegt. Chart: www.moneynet.ch

Die vorläufigen Geschäftszahlen des Westschweizer Energieversorgers für das Geschäftsjahr 2016/17 fallen erfreulich aus. Bemerkenswert ist es vor allem, dass es trotz weiterer Gaspreissenkungen und einem daraus resultierenden leichten Umsatzminus gelungen ist, den operativen Gewinn vor Abschreibungen zu steigern. Mit der Investition in die Swiss Gas Invest sichert sich Holdigaz zudem eine weitere Einnahmequelle in der Form lukrativer Transportverträge durch bestehende Gasnetze. Die hierfür anfallenden Kosten dürften sehr tief ausfallen, während die Einnahmen eine willkommene Zusatzrendite bieten dürften. Zudem stärkt dieser Schritt auch die Versorgungssicherheit.

Die Aktien von Holdigaz werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. In den letzten Wochen sind die Titel deutlich avanciert und wurden letztmalig zu Kursen von 192 CHF gehandelt. Dieser Wert entspricht nahezu dem Betrag von 200 CHF, der von uns als Mindestwert der Substanz geschätzt wurde. Bei einer Ausschüttung von 4 CHF in Vorjahreshöhe fällt die Dividendenrendite mit 2.1% eher tief aus, ist aber dennoch im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiv. Eine genauere Bewertung der Aktien kann erst nach der Vorlage des Geschäftsberichts erfolgen. Weiterhin Fantasie bieten könnte die mögliche Ausbeutung von Gasvorkommen beim Genfersee. Bei einer positiven Meldung zum Abbau dürfte sich dies deutlich in den Kursen niederschlagen, während die Aufgabe des Projekts, dessen Kosten zurückgestellt wurden, kaum negative Einflüsse auf den Kurs haben dürfte.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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