Weisse Arena: 2016/17 zurück in der Gewinnzone, Sparmassnahmen greifen – Aktionäre erhalten wieder eine Dividende

Umsatz geht um 3.9% auf 85.3 Mio. CHF zurück. Turnaround dennoch geschafft.

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10er Gondelbahn der Weisse Arena AG
Die Weisse Arena verfügt über moderne Bahnanlagen wie etwa die abgebildete Gondelbahn La Siala, die 2015 eröffnet wurde. Quelle: Weisse Arena AG

Das Bergbahn- und Tourismusunternehmen Weisse Arena AG konnte im Geschäftsjahr 2016/17 nach einem Verlust im Vorjahr, trotz eines Rückgangs der Umsätze um 3.9% auf 85.3 Mio. CHF, wieder in die Gewinnzone vorstossen. Als Gründe für den Umsatzrückgang nennt die Gesellschaft geringere Einnahmen aus der Vermarktung der Tourismusorganisation und den Wegfall der Umsätze des nicht mehr von der Weissen Arena gepachteten Golfrestaurants Tello. Schliesslich waren auch die Verkaufserträge des Rockresorts wegen der tieferen Anzahl an noch zum Verkauf verbleibenden Wohnungen geringer. So wurden denn auch im April 2017 die letzten Wohnungen verkauft.

Rockresort: Dritte Bauetappe geplant

Das Rockresort ist eines der innovativen Projekte, mit denen die Gesellschaft in der Vergangenheit auf sich aufmerksam machte. Mit diesem Projekt hat die Gruppe ein eigenes Modell von Wohnungen geschaffen, die verkauft wurden und während der Abwesenheit der Eigentümer auch vermietet werden. Allerdings ist das Projekt noch nicht abgeschlossen: Reto Gurtner, VR-Präsident und CEO des Unternehmens, lässt sich im Geschäftsbericht mit den Worten zitieren, es „müsse weitergehen“ mit dem Rockresort. Einer dritten Bauetappe stehe nach dem bereits erfolgten Abriss des Personalhauses neben der Casa Veglia nichts mehr im Wege.

Beteiligung am Start-up „inside labs“

Einen ersten Erfolg verkündet die Gesellschaft auch bei der Digitalisierung, die im letzten Jahr angekündigt wurde. So hat die Weisse Arena das Start-up „inside labs AG“ mitgegründet. Ziel des Unternehmens ist es, neue Wege in der Tourismusbranche zu gehen und digitale Lösungen zu schaffen. Mit der Lancierung der App Laax inside, die gemäss der Gesellschaft bei den Gästen sehr gut ankommt, konnte ein erstes Projekt erfolgreich realisiert werden. Die App erlaubt es, sämtliche Informationen über das Gebiet in Echtzeit abzurufen und Buchungen zu tätigen. Weitere Projekte seien in der Planung.

Erfolgreiches Sparprogramm erlaubt Rückkehr in die Gewinnzone

Nachdem die Weisse Arena im Vorjahr erstmals in ihrer Geschichte rote Zahlen schrieb, hat sich die Gesellschaft ein Sparprogramm verordnet. Dank diesem ist es gelungen, wieder einen Gewinn auszuweisen, der mit 4.5 Mio. CHF zudem beachtlich ausfällt. Gurtner lässt sich denn auch im Geschäftsbericht mit den Worten zitieren: „Ohne unser eingeleitetes Sparprogramm hätten wir dieses Ergebnis nicht erreicht“. Deutlich tiefer war im Berichtsjahr der Personalaufwand, der um 36.9% auf 31.5 Mio. CHF gesenkt wurde. Aber auch der übrige Betriebsaufwand ging mit einem Minus um 23.6% auf 20.2 Mio. CHF zurück. So gelang es, trotz der um 3.9% gesunkenen Umsätze einen Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 24.3 Mio. CHF zu erzielen. Dies entspricht einem Plus um 22.1% respektive 4.4 Mio. CHF auf 24.3 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr. Die Sachabschreibungen fielen um 0.5 Mio. CHF auf 17.5 Mio. CHF. Dies ermöglichte ein EBIT von 6.8 Mio. CHF (Vorjahr: 1.8 Mio. CHF). Positiv auf den Gewinn wirkten sich die um 0.4 Mio. CHF auf 2.1 Mio. CHF gesunkenen Finanzierungskosten aus. So resultierte ein Konzerngewinn von 4.5 Mio. CHF. Die Aktionäre partizipieren am guten Ergebnis wiederum in Form einer Dividendenausschüttung von 2 CHF pro Aktie. Die Ausschüttung erfolgt für Privatanleger in der Schweiz steuerfrei aus den Reserven für Kapitaleinlagen.

Besseres Wintergeschäft 2016/17

Die Weisse Arena konnte im letzten Winter leicht besser abschliessen als im Vorjahr. Der Winter 2015/16 wird als der schlechteste Winter der Firmengeschichte bezeichnet. So konnte denn auch die Anzahl der Ersteintritte ins Skigebiet um 30’283 Gäste auf 781’051 respektive plus 4% gesteigert werden. Allerdings litt die Weisse Arena erneut unter den schwierigen Witterungsverhältnissen. Daher stand den Wintersportlern trotz aufwendiger maschineller Beschneiung über die Festtage an Weihnachten nur ein reduziertes Angebot zur Verfügung. Während von Januar 2017 bis März die Bedingungen vorteilhaft waren und zahlreiche Besucher ins Skigebiet lockten, sorgten die warmen Temperaturen ab März für weniger Frequenzen. Insgesamt konnten die Umsätze der Bergbahnsparte um 2.2% auf 34.2 Mio. CHF gesteigert werden. Gleichzeitig wurden die Personalkosten um 27.4% auf 9.4 Mio. CHF und die Betriebsausgaben um 35.7% auf 12.2 Mio. CHF gesenkt. Möglich machte dies das rigorose Sparprogramm. Im Ergebnis stieg denn auch das EBITDA um 49% auf 14.5 Mio. CHF an. Investitionsbedingt erhöhten sich die Abschreibungen um 1.9 Mio. CHF auf 13.4 Mio. CHF, was zu einem EBIT von 1.1 Mio. CHF führte. Noch im Vorjahr resultierte ein Betriebsverlust von 1.8 Mio. CHF.

Aufgabe des Golfrestaurants belastet Gastrosparte

Die Gastrosparte musste im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Umsatzminus von 1.5 Mio. CHF respektive minus 4.8% auf 30.3 Mio. CHF verbuchen. Gut die Hälfte wird von den Betrieben im Tal erwirtschaftet. Deren Umsätze gingen vor allem wegen des Wegfalls des Restaurants Tello, das im Vorjahr 0.9 Mio. CHF an Einnahmen generierte, um 1.3 Mio. CHF zurück. Aber auch die Verkleinerung des Clubs im Riders Palace und weniger Grossanlässe belasteten das Unternehmen. Eine veränderte Verbuchung bei Corporate Events belastete die Umsätze der Sparte um weitere 0.6 Mio. CHF. So werden nur noch die Drittumsätze verbucht, was zu weniger verbuchten Einnahmen, aber auch zu tieferen Warenkosten führte. Letztere sanken denn auch überproportional um 24.5% auf 7.4 Mio. CHF. Positiv entwickelte sich die Berggastronomie mit einem Umsatzplus von 3.4% auf 13.4 Mio. CHF. Ebenfalls zulegen konnte die Anzahl der Logiernächte der sechs Betriebe mit über 1’500 Betten. Insgesamt konnte die Anzahl der Übernachtungen um 2.7% auf 123’871 gesteigert werden. Dies entspricht einem Anteil von 38.4% an der gesamten Destination Flims Laax Falera, die ihrerseits einen Rückgang der Logiernächte um 0.4% verzeichnete. Auch im Gastrobereich wirkte das Sparprogramm: So fielen die Personalkosten um 39.3% auf 11.9 Mio. CHF und die Betriebsaufwendungen um 29.4% auf 8.9 Mio. CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem deutlichen Plus des EBITDA um 122.5% auf 2.9 Mio. CHF. Nach den leicht höheren Sachabschreibungen von 3 Mio. CHF resultierte ein kleiner Betriebsverlust von 38’000 CHF nach einem Vorjahresverlust von 1.6 Mio. CHF.

Kundenfokussierung steht im Mittelpunkt

Für die Zukunft steht die Fokussierung auf den Kunden an erster Stelle. Nur so könne die Gesellschaft den sich veränderten Rahmenbedingungen Paroli bieten. Wiederum erwähnt Gurtner die Digitalisierung, die es dem Unternehmen erlaubt, noch schneller auf die sich ändernden Wünsche der Kunden zu reagieren. Festgehalten wird auch am Sparprogramm. Allerdings weist der Firmenchef darauf hin, dass es nicht ausreicht, nur zu sparen. Weitere Investitionen in neue Ideen und Projekte bezeichnet Reto Gurtner als unumgänglich. So wurde im Januar 2017 das Projekt der neuen Pendelbahn Cassons der Öffentlichkeit präsentiert. Die neue Bahn wird es dem Gast erlauben, in nur 20 Minuten von Flims auf den Cassons zu gelangen. So könne auch das UNESCO-Weltkulturerbe Tektonikarena besser vermarktet werden. Für dieses Jahrhundertprojekt sei ein Baubeginn im 2020 denkbar.

Die Geschäftszahlen der Weissen Arena fallen deutlich besser als im Vorjahr aus. Trotz des anhaltend schwierigen Umfelds ist dem Unternehmen ein eindrücklicher Turnaround gelungen. Dies belegt, dass die Weisse Arena auch in der Lage ist, auf Schwierigkeiten rasch zu reagieren. Allerdings dürfte die Zukunft keinesfalls einfach werden. So werden die Erträge aus den Wohnungsverkäufen zumindest temporär versiegen. Mit der geplanten dritten Etappe des Rockresorts sollte diese Einnahmequelle allerdings bald wieder sprudeln. Entgegen unserer Erwartungen ist es der Gesellschaft gelungen, einen massiven Gewinnsprung zu erreichen und besonders auch in der wichtigen Bergbahnsparte eine erhebliche Ertragsverbesserung zu erzielen. Noch keine Aussagen möglich sind zu den Kosten des Jahrhundertprojekts Cassons. Da mit dem Bau aber nicht vor 2020 begonnen wird, hat die Gruppe noch etwas Zeit, um die Reduzierung der Schulden weiter voranzutreiben. Zum Ende des Berichtsjahres lag der Eigenfinanzierungsgrad bei 36.7% nach 32.8% im Vorjahr. Damit ist die Gesellschaft zwar nicht komfortabel, aber zumindest hinreichend finanziert. Die hohen Investitionen der Vergangenheit führen aber auch weiterhin zu einem hohen Abschreibungsbedarf. Nicht übersehen werden darf auch, dass die Gesellschaft zahlreiche zusätzliche Abschreibungen zulasten der Erfolgsrechnung durchführt, die nicht betriebswirtschaftlich notwendig sind. Bereinigt um diesen negativen Einfluss auf das Ergebnis sollte es der Gruppe auch weiterhin gelingen, deutlich schwarze Zahlen zu schreiben, was dem Gros der Bergbahnen nicht gelingt.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 99 CHF werden die Titel mit einem Abschlag von über 25% zum ausgewiesenen Buchwert von 125 CHF bewertet. Wegen der erhöhten Abschreibungen und der Erträge aus den Wohnungsverkäufen ist eine Bestimmung eines fairen Werts auf der Basis der Kennzahlen der Erfolgsrechnung wenig sinnvoll. In Betracht kommt einzig das – frei von derartigen Sonderfaktoren – Verhältnis des Kurses zum EBITDA von weniger als 3. Dieses Niveau signalisiert keine überteuerte Bewertung der Titel. Ebenfalls als nicht zu teuer angesehen werden kann das Verhältnis des Enterprise Values (EV) zum EBITDA von 7 für das abgelaufene Geschäftsjahr. Trotz der Wiederaufnahme der Ausschüttungen fällt die Dividendenrendite mit 2% auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher tief aus. Zusätzlich erhalten diejenigen Aktionäre, die mindestens 75 Titel besitzen, eine Vergünstigung von 10% auf die Bergbahntickets und auf das Mietmaterial.

Hinweis in eigener Sache: Am 31. Oktober 2017 findet ab 13.30 Uhr zum 3. Mal der Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net statt. Wir freuen uns, dass Reto Gurtner, VRP der Weisse Arena AG, zu unseren Referenten gehört und über die Digitalisierungsprojekte der Gruppe sprechen wird. Weitere Infos und Anmeldungen unter Branchentalk Tourismus 2017.

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