Branchenstudie Bergbahnen Schweiz: Ausflugsbahnen auf der Sonnenseite – Wintersportbahnen leiden

Branchenanalyse zeigt Stärken und Schwächen auf.

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Bergbahnenanalyse
Philipp Lütolf präsentiert am Branchentalk die aktuelle Bergbahnenanalyse. Bild: Sandra Blaser /schweizeraktien.net

Die am 31. Oktober 2017 auf dem Harder vorgestellte Branchenanalyse zur aktuellen Lage der Schweizer Bergbahnen lässt für das Geschäftsjahr 2016/17 eine Stabilisierung der Situation auf einem tiefen Niveau erkennen. Wie der Autor der Studie, Branchenexperte und Professor der Hochschule Luzern, Philipp Lütolf, festhält, verharrten die Winterersteintritte in die Skigebiete, die sogenannten Skier Days, auf dem Vorjahreswert. Das Wintersportgeschäft stellt allerdings weiterhin die Achillesferse der Branche dar. Deutlich wird dies etwa bei den Skier Days: Diese lagen im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf und zehn Jahre noch deutlich im Minus. Auf Fünf-Jahres-Sicht beträgt das Minus 8%, während auf Zehn-Jahres-Sicht sogar ein Minus von 14% zu verzeichnen ist. Einen Hoffnungsschimmer lassen hingegen die Verkehrserträge mit einem Plus von 2% in der letzten Saison erkennen. Auch sind die Logiernächtezahlen in den beiden wichtigsten Schweizer Wintersportregionen Wallis und Graubünden im Vorjahresvergleich sogar leicht angestiegen.

Schwieriges Geschäft mit dem Wintersport 

In den letzten Jahren war das Geschäft mit dem Wintersport von späten Wintereinbrüchen, warmen Temperaturen, dem allgemein rückläufigen Interesse für den Schneesport und der zunehmenden Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten geprägt. So sind die Skier Days nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den Nachbarländern Frankreich und Österreich rückläufig. Das Schweizer Geschäft litt zudem unter der kontinuierlichen Aufwertung des Schweizer Frankens seit 2008. Nach wie vor eine sehr wichtige Rolle spielen die Witterungsbedingungen: So hat etwa der schneearme Winter 2006/07 allen Ländern einen massiven Einbruch der Skierdays beschert, während die schneereiche Vorsaison im 2012/13 zu einem Plus der Ersteintritte um 2.5% führte. Der Mangel an Sonnentagen im Saisonverlauf verhinderte ein noch besseres Resultat. Trotz massiver Investitionen in die maschinelle Beschneiung in den letzten Jahren ist das Geschäft mit dem Wintersport wettersensitiv: So war der nahezu komplett naturschneefreie Dezember 2016 der Studie zufolge „sehr schlecht“ für die Wintersaison. Wo Schatten ist, ist indessen auch Licht. So weisen schneearme Perioden in der Regel viele Sonnentage auf, was zu einem höheren Ansturm an Ausflugsgästen führt.
Das Ausflugsgeschäft erfreute sich in den letzten Jahren einer stetig steigenden Nachfrage. So legte in den letzten Jahren die Anzahl an Gästen aus dem asiatischen und arabischen Raum massiv zu. Profitieren von diesem Trend konnten vor allem die Bergbahnen, die einen Ausflugsberg erschliessen. Hierzu zählen etwa die Titlisbahnen, die Bahnen in der Jungfrauregion, aber auch Zermatt.

Ausflugsbahnen hoch rentabel

Bei der Entwicklung der Verkehrserträge lässt sich ein klarer Trend von Mehrerträgen bei den stark auf den Ausflugstourismus ausgerichteten Bahnen erkennen. Alle Ausflugsbergbahnen konnten in den letzten fünf Jahre die Verkehrserträge ausbauen. Allerdings sind die Erträge per se nur wenig aussagekräftig. Weitaus wichtiger ist die Rentabilität. Hier erkennt der Autor der Studie denn auch einen klaren positiven Trend bei den Ausflugsbahnen: So liegt deren Cashflow-Rendite, welche die Höhe des Cashflows im Verhältnis zu den Anschaffungswerten der Sachanlagen darstellt, bei den ausgewählten Ausflugsbahnen teilweise deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Den grössten Schritt nach vorne gemacht hätten dabei die Rigi-Bahnen, welche die Anzahl ausländischer Gäste massiv steigern konnten. Mit einer sehr hohen Ertragskraft fallen die Pilatus-, Titlis- und Jungfraubahnen auf. Alle drei Unternehmen könnten mit dem aktuell erwirtschafteten Cashflow die gesamten Anlagen in maximal 15 Jahren erneuern. In der Branche gilt bereits ein Wert von 20 Jahren als sehr gut.

Ertragskraft der Winterbahnen hat sich verschlechtert

Dem negativen Trend im Wintersportgeschäft stehen die massiven Investitionen, welche die Bahnen in den letzten Jahren stemmten, gegenüber. So könne nur in einer relativ kurzen Zeitspanne zwischen Weihnachten und Ostern richtig Geld verdient werden, während der Grossteil der Wintersportanlagen im Sommer stillstehe. Die auf Jahressicht nur schlechte Auslastung belastet die Rentabilität. So hat sich denn die Ertragskraft der meisten Wintersportbahnen in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert. Ein Vergleich des Cashflows zu den Anschaffungswerten der Sachanlagen zeigt denn auch die oftmals ungenügende Rentabilität der Bahnen auf. Von den untersuchten Bahnen sind lediglich die Zermatt Bergbahnen und die Weisse Arena in der Lage, die Erneuerung sämtlicher Anlagen in rund 20 Jahren aus den eigenen Mitteln zu finanzieren. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass diesen beiden Unternehmen Sonderfälle sind. So könne die Zermatt Bergbahnen auch zu den Ausflugsbahnen gezählt werden. Die Weisse Arena hat wegen der sehr breiten Ausrichtung des Angebots einen sehr hohen Anteil an Nebenerträgen, die sich positiv auf die Rentabilität auswirken. Mit etwas Abstand folgen die Davos-Klosters-Bergbahnen, die ihre Anlagen in 25 Jahren aus den selbst erarbeiteten Mitteln erneuern können.

Wintergeschäft bleibt wichtig

Es sei „sehr gut möglich“, dass sich das Ausflugsgeschäft in den nächsten Jahren weiterhin gut entwickelt, so die Studie. Allerdings wird für die Bergbahnbranche das Wintergeschäft auch weiterhin matchentscheidend sein. Dank Kostensenkungsprogrammen gelang es einigen Unternehmen, die Rückgänge auf der Einnahmenseite zu kompensieren und so auch die Margenrückgänge zumindest etwas aufzufangen. Allerdings droht ein weiteres Damoklesschwert: Einige Unternehmen weisen der Studie zufolge einen deutlichen Investitionsrückstau auf. Grossteils steht dem Investitionsrückstau eine ungenügende Rentabilität und damit eine beschränkte Finanzierbarkeit gegenüber. Es ist zu erwarten, dass diese Finanzierungslücke durch eine deutliche Häufung von Kapitalerhöhungen, welche die bisherigen Aktionäre zeichnen sollen, geschlossen wird. Aber auch die Unterstützung durch die öffentliche Hand wird zunehmen. Um die Situation nachhaltig verbessern zu können, ist allerdings eine Erhöhung der Gästezahlen notwendig. Einige Bahnen setzen daher auf Skipässe zu sehr günstigen Konditionen, wie etwa die Bergbahnen im Saastal mit der Wintercard für 222 Franken. Ob sich dieses Angebot, das inzwischen Nachahmer gefunden hat, als Erfolgsbringer erweist, wird vom Studienautor bezweifelt. Die Entwicklung der Geschäftszahlen in den nächsten Jahren wird die entsprechenden Ergebnisse liefern.

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