Rotenfluebahn Mythenregion: Gästezahlen und Umsätze steigen im 2. Geschäftsjahr nach Wiedereröffnung an

Anhaltend schwierige Liquiditätssituation. Gesellschaft plant weitere Kapitalerhöhung für Folgeprojekte.

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Rotenfluebahn
Rotenfluebahn in der Mythenregion, Quelle: www.mythenregion.ch/sommer/region/rotenflue

Die Rotenfluebahn führt von Rickenbach ob Schwyz auf die Rotenflue (interaktive Panoramakarte). Neben der Gondelbahn betreibt die Gesellschaft auch noch das Bergrestaurant Gipfelstubli mit Aussicht in die Schwyzer und Glarner Alpen. Trotz einer fehlenden Handelbarkeit der Aktien hatten wir in der Vergangenheit rund um die damalige Kapitalerhöhung über diese vergleichsweise junge „Ganzjahres-Bergbahn“ mit ihrer gleichzeitig ungewöhnlichen Historie auf schweizeraktien.net berichtet. Interessierte Leser verweisen wir auf unseren Blog-Beitrag vom 23. September 2013.

Neue Rotenfluebahn Mythenregion ist auf Kurs

Zwischenzeitlich ist einige Zeit vergangen, und es ist viel passiert, im Grossen wie im Kleinen. Die Welt hat sich – nicht nur in der Schweiz – seit 2013 in vielen Bereichen verändert. Im Tourismus zählt dazu insbesondere auch das Reiseverhalten der Gäste im Nah- und Fernbereich, unterstützt bzw. beeinflusst etwa von massiven Veränderungen im internationalen Währungsgefüge oder neuen geopolitischen Gefahrenherden und Risiken.

Seit Dezember 2014 ist die von Einheimischen mit jeder Menge Herzblut – und auch „Kampfgeist“ – gegen manche Widerstände realisierte Rotenfluebahn Mythenregion AG nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit wieder in Betrieb und zumindest operativ nach nunmehr zwei vollen Betriebsjahren trotz einer nicht trivialen finanziellen Situation und einem schwierigen, aus unserer Sicht gerade auch in der Mythenregion mit vielen Wettbewerbern (Sattel-Hochstuckli, Stoos, Rigi…) sogar nochmals verschärften Wettbewerbsumfeld „auf Kurs“.

Dies ist einerseits erfreulich für die Verantwortlichen, andererseits stellt die betriebliche Situation und die Kapitalintensität der bestehenden Anlagen die Unternehmung auch heute noch vor erhebliche Herausforderungen, die es zu meistern gilt, wenn die kleine, sympathische Bergbahn über dem Schwyzer Talkessel im Angesicht der legendären Mythen und mit Blick auf Teile des Vierwaldstättersees eine gute und vor allem gesicherte Zukunft haben möchte.

Verkehrsertrag steigt um 10.4% auf 1.73 Mio. CHF …

Aus dem Geschäftsbericht 2016/2017 – das Geschäftsjahresende war der 30. Juni 2017 – ergibt sich, dass die Gästeanzahl gegenüber dem Vorjahr um 6.5% auf 88’400 Gäste gestiegen ist. Die Gesellschaft verweist dabei auf steigende Gästezahlen insbesondere aus dem Raum Zug, Luzern, Zürich, Aargau bis Basel. In diesen nationalen „Mikromärkten“ profitiert man offensichtlich von „Mund-zu-Mund-Propaganda“ und wachsenden Marketing-Erfolgen im Heimmarkt Schweiz. Die Fernmärkte – oder auch Auslandsgäste aus den Nachbarländern – spielen heute bei einem Augenschein vor Ort eine nur untergeordnete Rolle und dürften realistischerweise auch in Zukunft keine tragende Rolle im Gästemix übernehmen. Es ist aus unserer Sicht aber bereits als Erfolg zu werten, dass die „kleine Bahn“ eben nicht nur die Region Schwyz anspricht, sondern über die Kantonsgrenzen hinaus auch weiter entfernte Regionen.

… Gastronomie um 4.3% auf knapp 1 Mio. CHF

Mit diesem verbesserten Gästemix konnte der Verkehrsertrag dabei um hohe 10.3% auf 1.7 Mio. CHF gesteigert werden. Trotz eines Wirtewechsels während des Geschäftsjahres konnte in der Gastronomie beim Bergrestaurant Gipfelstubli eine Umsatzsteigerung um 4.3% auf 956’650 CHF erwirtschaftet werden. Einschliesslich der sonstigen Erträge (Parkplatzbewirtschaftung, Mieten, Sponsoring etc.) kletterte der Gesamtumsatz um knapp 7.3% auf 3.06 Mio. CHF. Die Aufwandspositionen blieben mit etwa 2.2 Mio. CHF weitgehend konstant gegenüber Vorjahr (-1.1%). Grösster Aufwandsposten ist der Personalaufwand mit fast 1.1 Mio. CHF, der für etwa 48% des Gesamtaufwands steht und im Vergleich zum Vorjahr moderat rückläufig gewesen ist. Der Material- und Warenaufwand als weiterer grosser Kostenblock blieb mit knapp 0.3 Mio. CHF ebenfalls konstant gegenüber Vorjahr. Das betriebliche Ergebnis vor Abschreibungen und Zinsen (EBITDA) konnte in dieser Ausgangslage dank höherer Verkehrs- und Gastronomieerträge um 40.8% auf beinahe 810’000 CHF gesteigert werden.

Abschreibungen in der Grössenordnung von 550’000 CHF und ein Finanzaufwand von etwa 240’000 CHF drückten das Betriebsergebnis vor Steuern allerdings in die Nähe der Nulllinie auf 16’678 CHF. Allerdings ist dabei zu beachten: Im Vorjahr 2015/2016 lag der Vorsteuerverlust noch bei fast -200’000 CHF, so dass hier eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr eingetreten ist. Der ausgewiesene Jahresgewinn nach Steuern beträgt etwas mehr als 4’000 CHF, ist gegenüber dem Vorjahr 2015/2016 mit einem Reinverlust von 207’922 CHF allerdings auch signifikant verbessert.

Liquiditätslage weiterhin angespannt – Weiterentwicklung erfordert frisches Kapital

So erfreulich die Steigerungen bei den Gästezahlen und damit die Verkehrs- und Gastronomieumsätze auch sind, so angespannt stellt sich unverändert die Liquiditätssituation beim Unternehmen dar. Zum 30. Juni 2017 verfügte die Gesellschaft gerade einmal über liquide Mittel in der Grössenordnung von etwa 70’000 CHF (+70%). Auf Dauer ist dies ungeachtet der prozentualen Steigerung zu wenig, und die Gesellschaft bleibt damit anfällig für unvorhergesehene „äussere Einflüsse“.

Der weit überwiegende Teil der Bilanz – etwa 98.3% der Bilanzsumme – sind im Anlagevermögen gebunden, alleine 96.4% der Bilanzsumme in den recht breit gefassten „Immobilen Sachanlagen“, die – nicht zuletzt aus betrieblichen Gründen – kaum ohne weiteres liquidierbar sind und deren „effektiver Wert“ zudem bisweilen auch schwer „greifbar“ ist. Die Bilanzsumme beträgt knapp 17.9 Mio. CHF. Auf Fremdkapitalien in unterschiedlichster Zusammensetzung entfallen dabei gut 13.4 Mio. CHF (75%). Entsprechend tief ist die Eigenkapitalquote mit 4.5 Mio. CHF in absoluten Grössen oder 25%.

Das Aktienkapital von 5’069’500 CHF ist in 8’539 Namenaktien à 500 CHF, 7’900 Namenaktien à 100 CHF sowie 1’000 CHF zu 10 CHF eingeteilt. Das zuletzt ausgewiesene Eigenkapital von 4.5 Mio. CHF liegt um gut 11% unterhalb des Aktienkapitals.

Ein Problem aus Unternehmenssicht ist auch die Blockierung eines Parkhausprojekts an der Talstation, das eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen – und damit letztlich weiter steigende Gästezahlen und eine verbesserte Kapazitätsauslastung – bisher verhindert. Um das Parkhaus sowie weitere Projekte im Interesse des Unternehmens (u.a. Schlittelweg Rätigs) realisieren zu können, hat sich der Verwaltungsrat entschieden, erneut eine Kapitalerhöhung für „grosse“ Aktien im Nominalwert von 500 CHF auf den Weg zu bringen und bestehende sowie potenzielle neue Aktionäre um ihre finanzielle Unterstützung zu bitten. Informationen zur Aktienzeichnung finden sich hier.

Eine Aktienzeichnung als „Kapitalanlage“ im eigentlichen Wortsinne kann aufgrund der schwierigen Liquiditätslage des Unternehmens in der jetzigen Situation nicht empfohlen werden. Und dennoch: Für Anleger mit einem Bezug zur Mythenregion und zur Zentralschweiz kann eine Zeichnung in Abhängigkeit der persönlichen Vermögensverhältnisse trotzdem interessant sein und einen „Mehrwert“ bieten, wenn die Aktienzeichnung einen eher ideellen Charakter hat und in der aktuellen Entwicklungsphase letztlich auch als Mäzenatentum für ein sympathisches Bergbahn-Projekt in einer im besten Sinne „aussichtsreichen“ Landschaft begriffen wird. Aktionäre – neue wie alte – erhalten eine branchenübliche Freikarte als „Dank für die Unterstützung“.

Die kommende 59. Generalversammlung findet am 29. November 2017 ab 16.00 Uhr im Restaurant Waldstätterhof in Brunnen SZ statt.

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