Hypothekarbank Lenzburg: Tiefere Finanzierungskosten stoppen Druck auf die Zinsmarge – 150 CHF Dividende im Jubiläumsjahr

Bilanzsumme überschreitet die 5 Mrd.-CHF-Grenze.

0
3063
Die Zahlen für 2017 fallen sehr gut aus.
Die Geschäftsleitung der Hypi (von links nach rechts: Marianne Wildi, CEO, Gerhard Hanhart, VRP, Reto Hünerwadel, CIO und Leiter Asset Management) präsentiert die Geschäftszahlen 2017. Quelle: Holger Geissler, Schweizeraktien.net

Die Hypothekarbank Lenzburg AG (Hypi) konnte im Geschäftsjahr 2017 klar zulegen. Neben dem traditionellen Bilanzgeschäft, das zu einem erstmaligen Überschreiten der Schallmauer von 5 Mrd. CHF bei der Bilanzsumme führte, profitierte die Hypi auch von der Ausweitung der Angebotspalette. Deutlich wird dies beispielsweise bei den Erträgen aus der selbst entwickelten Bankensoftware Finstar. Diese bestehen nahezu vollumfänglich aus den anderen ordentlichen Erträgen, die in der Erfolgsrechnung unter dem übrigen ordentlichen Erfolg zusammengefasst werden. Bei den Finstar-Einnahmen verbuchte die Hypi ein Plus von 9.5% auf fast 4 Mio. CHF. Die Ausweitung des Anlagegeschäfts liess den Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um beachtliche 15.9% respektive 1.8 Mio. CHF auf 12.6 Mio. CHF anschwellen. Ebenfalls klar besser verlief das Handelsgeschäft, dessen Erfolg um 0.8 Mio. CHF auf 3.7 Mio. CHF anstieg. So legte denn auch der Anteil des zinsindifferenten Geschäfts an den Gesamteinnahmen von 27% im Vorjahr auf 28.6% zu. Dieser für eine Regionalbank überdurchschnittlich hohe Wert reflektiert die breite Aufstellung der Hypi mit mehreren starken Standbeinen, die sich im Berichtsjahr alle positiv entwickeln konnten.

Zinsgeschäft profitiert von Sonderfaktoren

Die Hypi konnte einen Anstieg des Bruttozinserfolgs um 6.1% auf 55.6 Mio. CHF verbuchen. Belastend auf die Entwicklung des Nettozinserfolgs wirkte sich indessen der Wegfall positiver Wertberichtigungen zugunsten des Zinserfolgs aus. So wurden negative Wertberichtigungen von 0.3 Mio. CHF, nach einem positiven Wert von 1.6 Mio. CHF im Vorjahr, verzeichnet. Dennoch legte der Nettozinserfolg um 2.5% auf 55.2 Mio. CHF zu. Massgeblich verantwortlich für den hohen Anstieg des Bruttoerfolgs waren tiefere Refinanzierungskosten. Diese resultieren, wie CEO Marianne Wildi an der Medienorientierung zum Abschluss 2017 erklärte, neben den anhaltend tiefen Zinsen aus der Umgliederung von Vorsorgegeldern, welche die Hypi teuer verzinst, hin zu Vermögensverwaltungsmandaten. Die Verschiebung der Vorsorgegelder im Gesamtwert von 136 Mio. CHF war denn auch verantwortlich für den Rückgang der Kundengelder um 1% respektive 39 Mio. CHF. Bereinigt um diesen Effekt legten die Kundengelder um 2.7% zu. Trotz des Rückgangs konnte die Hypi nach wie vor hohe 92% der Ausleihungen nach 95.7% im Vorjahr über eigene Kundengelder refinanzieren. Weiterhin positiv entwickelten sich die Ausleihungen mit einem Plus von 3.5% auf 3.9 Mrd. CHF. Die Umgliederung der Vorsorgegelder wirkte sich zusätzlich positiv auf die Einnahmen des zinsindifferenten Geschäfts aus. Hier erreichte die Hypi einen Anstieg um insgesamt 10.8% auf 22.1 Mio. CHF. Geschmälert wurde das Plus lediglich durch den Rückgang des Erfolgs aus dem übrigen ordentlichen Geschäft um 0.4 Mio. CHF. Hierbei darf nicht übersehen werden, dass das Minus ausschliesslich auf das Konto des geringeren Erfolgs aus dem Verkauf der eigenen Finanzanlagen und tieferen Beteiligungserträgen geht. Gesamthaft legten die Einnahmen des ordentlichen Bankgeschäfts um 3.5 Mio. CHF respektive 4.7% auf 77.3 Mio. CHF zu.

Gebremster Kostenanstieg verbessert Cost/Income-Ratio

Dem Anstieg der Einnahmen stehen die um 5.2% auf 43.2 Mio. CHF erhöhten Geschäftsaufwendungen gegenüber. Trotz des Ausbaus der Angebotspalette vor allem im digitalen Bereich gelang es der Lenzburger Regionalbank, die Kosten im Griff zu halten. So stiegen denn auch die Personalkosten lediglich um 1.6% auf 29.6 Mio. CHF an, während die Sachausgaben wegen des Ausbaus der Angebotspalette um 13.9% auf 13.5 Mio. CHF anschwollen. Trotz der hohen Sachkosten gelang es der Hypi, die Cost/Income-Ratio gegenüber dem Vorjahr von 56.8% auf 55.6% zu verbessern. Die Wertberichtigungen und Sachabschreibungen übertrafen mit 6.3 Mio. CHF den Vorjahreswert von 5.5 Mio. CHF deutlich. Hierin enthalten sind die Abschreibungen auf die Entwicklungskosten der IT-Software von 4.9 Mio. CHF, die komplett abgeschrieben wurden, wie Wildi bestätigte.

Reingewinn steigt um 2.1% auf 22.1 Mio. CHF

Zusätzlich wurden die Investitionen in die Bankgebäude im Betrag von 1.4 Mio. CHF abgeschrieben. Die zulasten des Erfolgs verbuchten Veränderungen von Wertberichtigungen entsprachen dem Vorjahreswert von 0.5 Mio. CHF. Hieraus resultiert ein Plus des Geschäftserfolgs von 1.8% auf 27.3 Mio. CHF. Analog des Vorjahres wurden jeweils 0.5 Mio. CHF der Reserve für allgemeine Bankrisiken und den Rückstellungen für die Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum zugewiesen. Nach den leicht höheren Steuern von 4.3 Mio. CHF resultierte ein Anstieg des Reingewinns um 2.1% auf 22.1 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten neben der gegenüber dem Vorjahr unveränderten ordentlichen Dividende von 110 CHF eine Sonderzahlung in Höhe von 40 CHF anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Hypi. Die Sonderausschüttung erfolgt in der für Schweizer Privatanleger steuerfreien Form der Nennwertrückzahlung. Wie VR-Präsident Gerhard Hanhart an der Medienkonferenz erläuterte, ist die Höhe und Form der Sonderausschüttung bewusst so gewählt worden. Die Hypi will einerseits keine deutlichen Schwankungen bei der Dividende und andererseits an der Stärkung der Substanz der Bank festhalten.

Fortsetzung des Wachstumskurses erwartet

Für das laufende Jahr rechnet die Hypi mit einem gebremsten Anstieg des Wachstums bei den Ausleihungen. Für die Hypi steht fest, dass im Bilanzgeschäft kein Wachstum ausserhalb des bestehenden Geschäftsgebiets angestrebt wird. Wegen der anhaltend starken Bautätigkeit im Einzugsgebiet der Regionalbank sind mittlerweile die Landreserven für weitere Bauten begrenzt. Gute Chancen, um weiter zuzulegen, sieht die Bankleitung allerdings bei den übrigen Ertragsfeldern. Nicht nur bei der Bankensoftware Finstar, mit der die Hypi weitere Kunden gewinnen will, sondern auch bei der Fintech-Lizenz, die im letzten Jahr neu lanciert wurde. Weiter ausgebaut werden soll auch der Bereich der Vermögensverwaltung, der auf den drei Standbeinen Retailgeschäft, Services für institutionelle Kunden und der klassischen Vermögensverwaltung basiert. Dabei sollen alle drei Bereiche gleichmässig zulegen. Dieses Geschäftsfeld wird von der Hypi auch für Kunden ausserhalb des eigenen Geschäftsgebiets angeboten.

Die Geschäftszahlen der Hypi für 2017 fallen sehr erfreulich aus. Hervorzuheben ist der markante Anstieg des Bruttozinserfolgs, der zumindest ein vorläufiges Ende der Phase des anhaltenden Zinsmargendrucks einläutet. Auch wenn ein Grossteil der Verbesserung auf die Umschichtung von Vorsorgegeldern und den daraus resultierenden tieferen Zinskosten und nicht auf dem Anstieg der Zinseinnahmen zurückgeht, kann die absolute Entwicklung per se als Erfolg gewertet werden. Noch besser fällt die Bilanz unter Berücksichtigung der Generierung zusätzlicher Einnahmen aus dem indifferenten Geschäft aus. Hiervon profitiert nicht nur die Hypi, sondern auch die Kunden profitieren in der Form der ansehnlichen Rendite auf die Anlagen. Die sehr positive Entwicklung der Kundenvermögen – es gelang der Hypi, die Benchmarks allesamt deutlich zu übertreffen- zeigt auf, dass die Regionalbank auch in den neuen Geschäftsfeldern erfolgreich tätig ist. Die Gewinnung weiterer Kunden dürfte somit nicht allzu schwer fallen, was sich positiv auf die Geschäftseinnahmen bei einem begrenzten Kostenplus auswirken dürfte.

Die Aktien der Hypi sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Auf Basis des letztbezahlten Kurses von 4’500 CHF weisen die Aktien eine nicht nur im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktive Dividendenrendite von 3.3% für 2017 auf. Zudem notieren die Wertpapiere mit einem rund 30%igen Abschlag gegenüber dem ausgewiesenen Eigenkapital per 31. Dezember 2017. Aktuell werden die Titel auf der Basis des Geschäftserfolgs mit einem KGV von knapp 12 für 2017 bewertet. Dies ist nicht nur angesichts der hohen Kosten für die neuen digitalen Angebote und deren vollständige Abschreibung zulasten des Geschäftserfolgs keinesfalls als überteuert anzusehen. Allerdings dürfte sich die Aktie analog der letzten Jahre zumindest kurzfristig kaum stark bewegen. Der Titel sollte sich indessen auch weiterhin als sehr wertstabil erweisen. Sollte es der Hypi allerdings gelingen, den Anstieg des zinsindifferenten Geschäfts fortzusetzen und mehr Angebote im digitalen Bereich für Dritte zu lancieren, könnte ein markant höherer Kurs der Papiere möglich sein. Ob es gelingt, aus den digitalen Services und dem zinsindifferenten Geschäft erhebliche Einnahmen zu generieren, wird die Entwicklung der nächsten Jahre zeigen. Für die Aktionäre bleibt indessen die Gewissheit, dass die Kosten für die Ausweitung dieser Angebote tief ausfallen und keinesfalls zu einer markanten Belastung des Geschäftserfolgs führen werden. Somit eignet sich die Aktie auch weiterhin für substanzorientierte Anleger, die ihre Besitzer auch weiterhin mit einer ansehnlichen Barrendite beglücken wird.

Kommentar verfassen