OTC-Musterdepot: Weitere Portfolio-Anpassungen zur Risikobeschränkung

Teilgewinnmitnahmen bei Rapid und C+M, Neue Position Stadtcasino Baden.

0
2372
In den letzten Tagen geriet der SPI Extra stark unter Druck, während sich der OTC-X Liquidity-Index bisher stabil gehalten hat. Chart: moneynet.ch

Im neuen Jahr setzt sich die Aufwärtstendenz bei den verschiedenen führenden OTC-X-Indizes praktisch ungebrochen fort. Der Aktienumsatz im Januar, so die BEKB in ihrem aktuellen Marktbericht, sei mit 13,7 Mio. CHF auf dem Niveau der Vormonate. Doch die Anzahl der Trades habe mit 858 den höchsten Stand seit Juni 2017 erreicht. Gute Aussichten also?

Ja und nein! Die globale Nachfrage steigt so stark wie seit 10 Jahren nicht mehr, und, besser noch, es ist ein synchroner Aufschwung. Die USA sind das Zugpferd, doch jetzt kommt auch die Konjunktur in der EU und in Japan in Gang. Die steigenden Rohstoffpreise sind ein Segen für die Emerging Markets, die ihre Bilanzen konsolidieren und sowohl bei Investitionen als auch Konsum zu einem mächtigen Nachfragefaktor geworden sind. Doch steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie enger werdende Arbeitsmärkte führen nun zum ersten Mal seit langer Zeit zu einem Aufflackern der Inflation. Die deutsche IG Metall fordert 10% Lohnerhöhung und verleiht mit Warnstreiks ihrer Forderung Nachdruck. Die am Freitag, 2. Februar, veröffentlichten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt zeigen Lohnsteigerungen, die die höchsten seit acht Jahren sind.

Anleihe- und Aktienmärkte korrigieren

„Der Geist ist aus der Flasche“, und weil die Anleger fest an ihrem Irrglauben festhalten, wonach die Inflation tot oder wenigstens kein Problem ist, schätzen sie die Entschlossenheit von Fed, Bank of England und dann auch EZB, SNB und BoJ, die Inflation zu kontrollieren, völlig falsch ein. Die Gefahr eines bösen Erwachens steigt dadurch. Innerhalb kürzester Zeit sind die Renditen der Staatsanleihen in den USA und Deutschland rapide angestiegen, was nun auch an der Aktienbörse zur grössten Korrekturbewegung seit über zwei Jahren sorgt – ein 1’000-Punkte-Schwächeanfall des Dow-Jones innerhalb der vergangenen Woche!

Risikoaverse Portfoliosteuerung

In Voraussicht dieser Gemengelage sind im Musterdepot bereits 2017 die Weichen nach und nach auf Risikoaversion gestellt worden. Engagements wie Espace Real Estate, Holdigaz, Rapid Holding oder zuletzt Bondpartners mögen wohl kein 100% Kurssteigerungspotenzial aufweisen, aber dafür sind die Bewertungen solide untermauert und die Kursrisiken überschaubar.

Neue Position Stadtcasino Baden

Chart Stadtcasino Baden
Hat die Aktie der Stadtcasino Baden den Boden gefunden? Wir nehmen den Titel insbesondere auch wegen der Dividendenrendite neu ins OTC-Muserdepot auf. Chart: moneynet.ch

Diese Argumente gelten auch für Stadtcasino Baden. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei 1. Im vergangenen Jahr 2017 ist der Brutto-Spiel Ertrag (BSE) erstmals seit Jahren wieder gestiegen, wenn auch nur leicht. Die Besucherzahlen nahmen einen erfreulichen Aufschwung. Der Schrumpfungsprozess in der Branche scheint zumindest für die namhaften Adressen zu Ende zu sein. Dazu kommt, dass Stadtcasino Baden das kostspielige Expansionsabenteuer in Wien nun hinter sich gelassen hat. Ein weiterer Faktor, der sich zum Positiven ändern wird, ist das absehbare Ende der grossflächigen Baumassnahmen in der direkten Nachbarschaft zum Casino. Damit wird ein für geneigte Besucher eher abschreckender Sachverhalt bald der Vergangenheit angehören. Ein solider Turn-Around bei den Gewinnen ist eine durchaus realistische Erwartung. Das Musterdepot erwirbt am 2. Februar zum Handelsschluss 8 Aktien zu 485 CHF, 10 Aktien zu 490 CHF und weitere zwei Aktien zu 500 CHF, also 20 Aktien insgesamt für 9’780 CHF oder 489 CHF je Aktie. Es ist eine Anfangsposition, die bei entsprechenden Signalen für eine erfreuliche Entwicklung auch aufgestockt werden kann. Die Renditeerwartung liegt inklusive der Dividende bei 10-12% p.a. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 4,1% und erscheint durchaus mittelfristig steigerungsfähig. Die Kursrisiken erscheinen dagegen äusserst begrenzt. Laut Unternehmen halten ca. 2’300 Aktionäre 39% der Aktien, weitere 51% hält die Einwohner- und Ortsbürgergemeinde Baden. Die verbleibenden 10% hält das deutsche Automatenunternehmen Gauselmann Gruppe, die auch Partner bei der Expansion in Deutschland ist.

Liquiditätsquote angehoben

Um jedoch trotz des opportunistischen Kaufes der 5%-Position in Stadtcasino Baden die Liquiditätsquote wieder etwas zu erhöhen, nehmen wir zwei Teilverkäufe vor: eine Aktie von C+M, womit die verbleibende Position immer noch fast 10% des Portfolios ausmacht, sowie 15 Aktien der Rapid Holding, die seit Aufnahme ins Musterdepot im Sommer 2017 bereits einen grossen Teil der über drei Jahre erwarteten Kurssteigerung absolviert hat. Auch in diesem Fall bleibt die bestehende Position bei rund 10% des Portfolios. In beiden Fällen gilt der Investment Case weiterhin, die Verkäufe sind opportunistisch im Rahmen eines Portfolio Re-Balancings zu sehen, die das Ziel hat, die Liquiditätsquote tendenziell zu erhöhen. Die C+M-Aktie bringt 9’200 CHF, die 15 Rapid Aktien können zu 545 CHF verkauft werden oder 8’175 CHF. Damit stellt sich die Liquiditätsquote auf immerhin 15%.

Wenig Kursbewegung im Musterdepot

Grössere Kursbewegungen gab es im Januar bei den Musterdepotwerten nicht. Die Neuerwerbung Bondpartners wurde bei bis zu 980 CHF umgesetzt, aktuell liegt die Aktie bei 950 CHF. Rapid zog ebenfalls deutlich von 522 CHF auf 547 CHF an. Leicht zurück ging dagegen Holdigaz, u.a. weil der letzte Umsatz – eine einzige Aktie – zu 200 CHF stattfand. Die Geld- wie die Briefseite werden mit solchen Mini-Orders bei Holdigaz regelrecht überzogen. Der Sinn erschliesst sich in diesem Fall ebenso wenig wie beim Musterdepotwert Thurella, wo jeweils acht Aktien zu allerlei eng beieinanderliegenden gestaffelten Limiten gesucht werden, während auf der Briefseite immerhin jeweils 70 Aktien im Angebot sind. Sowohl Thurella als auch Holdigaz bewegen sich quasi eingefroren seitwärts.

Kein Aktionärsbrief von Weleda?

Bei Weleda ist der übliche Aktionärsbrief im Januar bisher nicht bei den PS-Inhabern angekommen. Nach aller Erfahrung ist das kein gutes Zeichen, fügt sich aber in das mangelhafte Kommunikationsmuster zu den Kapitalgebern, insbesondere seit dem wenig erklärten Ausscheiden des Sanierungs-CEO, nahtlos ein. Gerade der Pflanzenspezialist Weleda sollte die Informationsbedürfnisse innerhalb eines jeden Öko-Systems verstehen, ohne die ein Funktionieren schlichtweg nicht möglich ist. Auch der übliche Kalender zu Weihnachten war 2017 nicht auf dem Gabentisch der PS-Inhaber zu finden.

Unternehmen Kaufkurs aktueller Kurs Stück in CHF Performance
Bondpartners 916.67 950 15 14250 3.60%
Biella 4075 4550 3 13650 11.70%
WWZ 13800 14800 1 14800 7.30%
SSE Holding 3100 3025 3 9075 -2.40%
Thurella 100.63 141.5 160 22640 40.60%
Weleda 2950 3500 4 14000 18.60%
Holdigaz 203 200 70 14000 -1.50%
Espace Real Estate 148.9 148.5 110 16335 -0.30%
Rapid Holding 437 547 35 19145 25.20%
Cendres+Métaux 7166.7 9450 2 18900 31.90%
Stadtcasino Baden 489 485 20 9700 -0.80%
166495
Cash 30127
Performance gesamt 196622 93.40%
BEKB Liquidity Index 965.6 1197.47 24.00%
Start: 6.1.15, Start fiktiv mit 101’673 CHF; Stand: 2.02.18

Kommentar verfassen