Trotz sommerlicher Temperaturen im sonst so wetterlaunigen April fanden 228 Aktionäre (52,64 Prozent des Aktienkapitals) den Weg in den Zofinger Stadtsaal, wo sie von dem gut gelaunten Verwaltungsratspräsidenten Dr. Andreas Casutt zur 115. ordentlichen Generalversammlung der Siegfried Holding begrüsst wurden.

Die gute Laune kommt nicht von ungefähr: Der VR-Präsident konnte ein überaus erfolgreiches 2017 vermelden. Der Umsatz des integrierten Pharmazulieferers erhöhte sich um 4,6 Prozent auf 750,5 Mio. CHF, der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte gar um 17,8 Prozent auf 114 Mio. CHF zu.

Synergiepotenziale nach Übernahmen konnten genutzt werden

Nach wesentlichen Akquisitionen in 2014 und 2015, die den Umsatz in 2016 faktisch verdoppelten, hat das Wachstum in 2017 rein organischen Ursprung. Es konnten die Synergiepotenziale nach den Übernahmen genutzt und so die EBITDA-Marge mit 15,2 Prozent im angepeilten Zielkorridor von 15 – 20 Prozent angesiedelt werden. Und dies erst noch ein Jahr früher als geplant.

„Gott schenkte uns die Nüsse, knacken müssen wir sie aber selber“. Verwaltungsratspräsident Dr. Andreas Casutt. Bild: Sandra Blaser / schweizeraktien.net

Aber Casutt sieht Verbesserungspotenzial. Und damit war er bei den tief hängenden Nüssen. Casutt zitierte in der GV vor einem Jahr ein russisches Sprichwort, wonach uns Gott die Nüsse schenkte, wir sie aber selber knacken müssten. Die Implementierungs- und Integrationsarbeit, die über Erfolg und Misserfolg von Akquisitionen entscheide, sei erfolgreich abgeschlossen. „Die Nüsse sind geknackt“, so Casutt. Es gebe aber auch noch tiefer hängende Nüsse zu ernten, also gleichsam am Feintuning zu arbeiten, um das Ergebnis weiter zu verbessern. Der Zuliefermarkt für die weltweite Pharmaindustrie sei weiter hart umkämpft, die Konsolidierung in der Branche schreite munter voran, was für Siegfried heisse, seinen Platz in der Spitzengruppe aktiv zu verteidigen. Nur mit der kritischen Grösse sei dies machbar, weshalb weiter nach geeigneten Übernahmeobjekten Ausschau gehalten werde. Geeignete Übernahmekandidaten seien aber vom Strategieteam unter der Leitung von Dr. Wolfgang Wienand im letzten Jahr trotz intensiver Suche nicht ausgemacht worden, erläuterte Casutt. Entweder sei der Preis zu hoch gewesen, oder es handelte sich um leere Anlagen. Es bleiben also noch Nüsse, die geknackt werden wollen.

Dennoch hat Siegfried die kritische Grösse gehalten. Das Unternehmen verfügt über neun Standorte, sechs davon sind im Bereich der pharmazeutischen Chemie tätig, drei im Bereich der Fertigformulierungen. Konkurrenzfähiger sei man mit dem Bau eines neuen Werks in Nantong in China geworden, so Casutt.

Festhalten an den zentralen Elementen der Strategie „Evolve“

„Wir halten am eingeschlagenen Weg fest“. CEO Dr. Rudolf Hanko. Bild: Sandra Blaser / schweizeraktien.net

CEO Dr. Rudolf Hanko konnte einen um 42,4 Prozent gestiegenen Reingewinn auf 39,7 Mio. CHF vermelden, was auch den Aktionären zugute kommt, die der vorgeschlagenen Erhöhung der Dividende von 2 CHF auf 2,40 CHF mit 99 Prozent zustimmten. Die Zukunftsaussichten seien gut: Der sogenannte CDMO-Markt für Wirkstoffe sei in den vergangen Jahren kontinuierlich gewachsen und soll auch in den kommenden Jahren mit 7 bis 8 Prozent wachsen. Noch besser sehe es im Custom-Manufacturing-Markt für Fertigformulierungen aus, der sogar um 10 Prozent ansteigen soll, so Hanko weiter. Die Strategie „Evolve“ mit den beiden zentralen Elementen, nämlich der Arbeit an der kritischen Grösse und dem Festhalten als Anbieter sowohl von chemischen als auch pharmazeutischen Kompetenzen auf höchstem Niveau, werde für die nächsten Jahren beibehalten.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2018

Dr. Rudolf Hanko geht für 2018 von weiterem Wachstum der Siegfried Gruppe aus, wenn es eine stabile Währungssituation zulässt. Mittelfristig wird ein Umsatz von 900 Mio. CHF angestrebt. Die EBITDA-Marge soll weiter verbessert werden und den oberen Rand des Zielkorridors von 15 – 20 Prozent erreichen. Die robuste Basis für die kommende Phase der Unternehmensentwicklung sei gelegt, schloss Hanko seine Ansprache.

Effizientere Produktions- und Infrastrukturanlagen am Standort Zofingen

Einen kleinen Wermutstropfen in der sonst so erfolgreichen Bilanz gibt es aber. Der Produktionsstandort Zofingen leistete 2017 einen negativen Beitrag zum Betriebsergebnis der Siegfried Gruppe. VR-Präsident Andreas Casutt verwies in diesem Zusammenhang auf die sehr hohen Kosten, die in der Schweiz anfallen. Mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von über 100 Mio. CHF zwischen 2013 und 2019 soll der Standort konzernintern wieder wettbewerbsfähig werden. Casutt persönlich werde alles daran setzen, dass Zofingen nicht nur Hauptsitz, sondern auch Produktionsstandort bleibe.

Kritisch wurde von einem Aktionär vermerkt, dass die Mitarbeiter am Standort Zofingen 2017 keine Lohnerhöhung erhalten hätten, trotz der guten Performance des Gesamtunternehmens. Dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung ist diese Problematik bekannt.

Rudolf Hanko wies darauf hin, dass der Transfer von den alten in die neuen Anlagen noch 2018 abgeschlossen werde. Dann werde Zofingen wieder wesentlich zum Ergebnis der Firma beitragen, wenn die Prozesse und Strukturen, aber auch der Mindset der Mitarbeitenden sich zusätzlich verbesserten. Dies sei im Interesse der Mitarbeiter. Aber auch wichtig für die ganze Region, in der Siegfried seit 1873 beheimatet ist. Damals gründete Samuel Benoni Siegfried die Firma zur Belieferung von Apotheken in der Region.

Trauer um Ehrenpräsident Dr. Bernhard A. Siegfried

Die Aktionäre gedenken in einer Schweigeminute dem verstorbenen Ehrenpräsidenten Dr. Bernard A. Siegfried. Bild: Sandra Blaser / schweizeraktien.net

Mit dem Tod des Ehrenpräsidenten Dr. Bernard A. Siegfried schliesst sich der Kreis, in dem Mitglieder der Gründerfamilie im Unternehmen aktiv waren. VR-Präsident Casutt erinnerte sich auch persönlich an den im Oktober 2017 Verstorbenen, der die Geschicke des Unternehmens als Vertreter der vierten Generation Siegfried von 1967 bis 2003 in verschiedenen Funktionen wesentlich mitprägte. Ab 1977 als Vorsitzender der Geschäftsleitung setzte er die Öffnung der Firma und die sukzessive Ablösung des Familienmanagements auf der obersten Führungsstufe durch und brachte das Unternehmen an die Schweizer Börse. Auch die Aufgabe der eigenständigen Pharmaforschung und die konsequente Positionierung als Zulieferunternehmen der weltweiten Pharmaindustrie, was bis heute das zentrale Geschäftsfeld des Unternehmens bildet, gehen auf Bernard Siegfried zurück.  Ab 1998 präsidierte er zudem den Verwaltungsrat. Ihm zu Ehren erhoben sich die Aktionäre und Gäste zu einer Gedenkminute.

Sämtliche Anträge des Verwaltungsrat angenommen

Kursentwicklung der Siegfried Holding Aktie seit dem 1.1.2016. Quelle: moneynet.ch

Die  Aktionäre nahmen zum Schluss sämtliche Anträge des Verwaltungsrats an. Sie genehmigten den Jahresabschluss, erteilten dem Verwaltungsrat Entlastung und stimmten der Erhöhung der Dividende zu. Auch sämtliche Vergütungsanträge für Verwaltungsrat und Geschäftsführung wurden mit mindestens 88 Prozent angenommen. Alle sechs Verwaltungsratsmitglieder wurden klar bestätigt. Andreas Casutt wurde mit 99,9 Prozent der Stimmen als VR-Präsident wiedergewählt, was ihn zu einem scherzhaften Vergleich mit Wahlresultaten für den damaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker, veranlasste.

Im Gespräch beim anschliessenden Stehlunch war von den gut aufgelegten Aktionären denn auch ausschliesslich Positives zu hören. Die Aktionäre stiessen auf die erfreuliche Kursentwicklung an; seit Anfang 2016 bis heute stieg der Wert der Aktie um fast 50 Prozent. Danach zog es die GV-Besucher schnell in das sommerliche Zofingen hinaus.

Hier lesen Sie die englische Version der GV-Reportage.

Bildergalerie der 115. Generalversammlung der Siegfried Holding.

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