Rigi Bahnen: 2017 war ein weiteres Rekordjahr, höhere Dividende – Grosse Investitionsprojekte stehen ab 2019 an

Keine weitere Kapitalerhöhung geplant.

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Die Luftseilbahn bietet Raum für Dinners.
Die Luftseilbahn Weggis – Kaltbad wird nach dem 50-Jahr-Jubiläum im laufenden Jahr ersetzt. Quelle: Rigi Bahnen AG

Die Rigi Bahnen AG legte im 2017 deutlich zu. Wie wir bereits im Januar berichteten, konnten im letzten Jahr fast 850’000 Fahrgäste auf die Rigi transportiert werden. Direktor Stefan Otz berichtete an der Bilanzmedienkonferenz in Luzern, dass selbst an den frequenzschwächsten Tagen mehr als 500 Gäste am Tag die Rigi besuchten. Profitieren konnte die Gesellschaft vom weiterhin starken Gruppenreisegeschäft und dem überdurchschnittlichen ersten Semester. Als schwächster Tag hat sich der Dienstag gezeigt, was der Marketingabteilung eine Steilvorlage lieferte: Seit dem 1. April wird die Tageskarte auf die Rigi mit einer Reduktion von 40% verkauft. Die Gesellschaft setzt auch auf die chinesischen Gäste, die ab Mai direkt mit dem in China weit verbreiteten Zahlsystem AliPay direkt von ihrem Smartphone aus verschiedene Dienstleistungen der Rigi Bahnen bezahlen und auch in den Shops einkaufen können. Ebenso wird ein eigener Social Media Kanal seit Anfang April von der Rigi Bahnen AG betrieben.

Zeitplan für Grossinvestitionen offen

Derzeit noch kein genauer Zeitplan besteht für die geplanten Grossinvestitionen. Diese umfassen einen Gesamtbetrag zwischen 40 und 60 Mio. CHF, welche in die Erneuerung des Rollmaterials, den neuen Bahnhof Rigi Kulm, die Erneuerung der Station Vitznau und den Ersatz der Luftseilbahn Weggis-Kaltbad fliessen sollen. Alle diese Ausbauten sind für die Gesellschaft wichtig, ergänzt Otz. Mit höchster Priorität verfolgt werden die Pläne zur Neugestaltung der Bergstation. Hier stehen drei verschiedene Varianten zur Auswahl. Noch vor Jahresende soll zudem der Entscheid fallen, ob die Luftseilbahn durch eine Gondelbahn oder eine Luftseilbahn ersetzt wird. Noch früher wird über die Ausgestaltung des für Otz ebenfalls notwendigen Umbaus der Station Vitznau endgültig entschieden. Otz favorisiert den Bau eines Dienstleistungszentrums, bei dem auch die Schiffsstation integriert wird.

Ausbau des Shop- und Gastronomiebereichs lässt Umsätze anschwellen

Im Berichtsjahr konnten die Gesamteinnahmen um 17.2% auf 27.1 Mio. CHF gesteigert werden. Besonders stark legten die Handelserträge aus dem Shopgeschäft mit plus 66% auf 1.4 Mio. CHF zu. Ebenfalls sehr stark entwickelten sich die Gastronomieerträge mit plus 55% auf 2.2 Mio. CHF. Neben dem neuen Shop in Goldau nach der Wiedereröffnung des Hochperrons am 1. Juli 2017 trug auch das im 2016 erweiterte Gastronomieangebot, das erstmalig Erträge über zwölf Monate erzielte, zum starken Wachstum bei. Die positive Entwicklung bei den Gruppenreisenden schlug sich in den um 12.9% auf 21.2 Mio. CHF angestiegenen Verkehrserträgen nieder.

Die Kehrseite der Medaille stellt der um 16.4% auf 20.1 Mio. CHF angestiegene Betriebsaufwand dar. Massgeblich verantwortlich für das Plus waren die um 19.7% auf 12.3 Mio. CHF angestiegenen Personalaufwendungen. Diese Entwicklung reflektiert den hohen Bedarf an Personal für die Erbringung der Leistungen, erläutert der CEO. Deutlich schwächer fiel denn auch das Plus der übrigen Betriebskosten mit 2% auf 5 Mio. CHF aus, was den hohen Fixkostenanteil der Aufwendungen aufzeigt. Die Aufwendungen für von Dritten bezogene Dienstleistungen und Waren stiegen wegen des Ausbaus des Angebots deutlich um 34.4% auf 2.8 Mio. CHF an. Im Ergebnis führte dies zu einem Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 19.4% auf 7.1 Mio. CHF. Nach den um 0.3 Mio. CHF auf 4.5 Mio. CHF angestiegenen Abschreibungen resultierte ein starkes Plus des EBIT von 56% auf 2.6 Mio. CHF. Finanzchef Marcel Waldis betonte, dass sämtliche betrieblich notwendigen Abschreibungen vorgenommen wurden. Höhere Abschreibungen seien aufgrund der gesetzlichen Einschränkungen, denen die Bahn unterworfen ist, nicht möglich. Auch sei es nicht zulässig, Rückstellungen für zukünftige Investitionen zu bilden. Unter dem Strich resultierte daher auch ein Anstieg des Reingewinns um 68% auf 2.5 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine auf 0.12 CHF (nach 0.10 CHF) pro Aktie erhöhte Dividende erhalten.

Erfolgreicher Jahresstart

Der Start ins neue Geschäftsjahr 2018 verlief trotz der eher ungünstigen Witterungsbedingungen erfreulich, berichtete Otz. So stiegen die Frequenzen bis inklusive 18. April im Vergleich zum Vorjahr um 3.4% auf gut 408’000 an. Damit wurden die Budgetwerte um 3% übertroffen. Um der hohen Wetterabhängigkeit zu begegnen, hat die Rigi Bahnen AG ein dynamisches Pricing bei kurzfristigen Onlinebuchungen eingeführt. Insgesamt zeigte sich Otz optimistisch für den weiteren Verlauf des Jahres. Die Schwäche des Schweizer Frankens und die anhaltend hohe Nachfrage im Gruppenreisegeschäft wirke sich positiv aus. Allerdings würden die Wachstumsraten nicht mehr so hoch ausfallen wie im 2017.

Die Geschäftszahlen der Rigi Bahnen AG für 2017 fallen erfreulich aus. Als grundsolide angesehen werden kann auch die Bilanz des Unternehmens mit einer Eigenmittelquote von gut 60%. Hierbei zu beachten ist indessen, dass die Gesellschaft in den kommenden Jahren grosse Investitionen plant, die zu einer deutlichen Abschwächung der Bilanzkennzahlen führen dürften. Für die Finanzierung der Ausbauten ist keine weitere Kapitalerhöhung mehr geplant. Die Gesellschaft hat indessen noch einen hohen Bestand an 244’400 eigenen Aktien, die aus der Kapitalerhöhung stammen. Otz zeigt sich überzeugt, diese Papiere grossteils an die Gemeinden Weggis und Vitznau verkaufen zu können. Eine mündliche Zusage liege bereits vor, das endgültige Wort haben die Stimmbürger, die in den nächsten Wochen den Kauf genehmigen müssen. Otz kann sich auch gut vorstellen, die Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen.

Während die Fortschreibung der guten operativen Kennzahlen zumindest im laufenden Jahr als kaum gefährdet anzusehen ist, könnte die Realisierung der Grossinvestitionen in den nächsten Jahren schwierig werden. Neben der Finanzierung – zu nennen ist hier insbesondere der Verkauf der eigenen Aktien an die beiden Gemeinden – könnten auch die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Knacknuss werden. Auch die Blockierung der Projekte durch Einsprachen, wie die mehrfachen kritischen Stimmen in den letzten Monaten zeigen, ist keinesfalls ausgeschlossen. Mit der Etablierung von Gesprächsrunden, deren Verlauf als positiv dargestellt wird, erwartet die Geschäftsleitung, eine einvernehmliche Lösung finden zu können. Ob dies gelingt, ist offen.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. In den letzten Wochen ist der Kurs der Papiere auf den letztbezahlten Preis von 9 CHF angestiegen. Damit notieren die Papiere mit einem Agio von 20% zum Buchwert. Als nicht attraktiv angesehen werden muss auch im aktuellen Tiefzinsumfeld die Dividendenrendite von 1.3%. Auch als nicht günstig anzusehen ist das KGV von 13 für 2017. Auf dem aktuellen Niveau erscheint das Potenzial weiterer Avancen kurzfristig begrenzt, während das Risiko von Kursrücksetzern nicht von der Hand zu weisen ist. Allerdings sollte sich dennoch für langfristig agierende Investoren ein Kauf der Papiere lohnen. Die Anzeichen für eine langfristig positive Entwicklung auf der Rigi analog der Entwicklung der Pilatus Bahnen seit einigen Jahren sind zumindest nicht vollkommen von der Hand zu weisen.

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