SGV Gruppe: Rekordumsätze in allen Sparten – Einführung der Einheitsaktie soll Aktionärsstruktur vereinfachen

Mit einer Holdingsstruktur bereit für die Zukunft.

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Das MS Diamant führte 2017 zu einem kräftigen Zuwachs an Fahrgästen, musste aber nach einer Havarie im Dezember in die Werft. Bild: lakelucerne.ch

Bei der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees AG (SGV Gruppe) stehen derzeit alle Sparten voll unter Dampf. Obwohl das letzte Jahr von dem Unfall des neuen MS Diamant überschattet wurde, verzeichnete die Gesellschaft im 2017 mit 75.8 Mio. CHF einen Rekordumsatz. Dies entspricht einem satten Plus von 8.9% gegenüber dem Vorjahr. «Dabei profitieren wir von der Entwicklung des Tourismus in der Region Luzern», meinte Direktor Stefan Schulthess bescheiden an der Bilanzmedienkonferenz. Zwar wächst die Gesellschaft auch mit dem Tourismus rund um den Vierwaldstättersee, wo 2017 rund 3.6% mehr Gäste als im Vorjahr übernachteten. Allerdings hat die SGV Gruppe in den letzten zehn Jahren auch strategisch die richtigen Weichen gestellt, was sich ebenfalls positiv auf die Zahlen auswirkte. Denn sonst wäre es kaum gelungen, den Umsatz von rund 45 Mio. CHF in 2008 fast zu verdoppeln. Zu den Weichstellungen gehörten unter anderem die Gründung der Tavolago AG, die für die Gastronomie an Bord der Schiffe und seit einigen Jahren auch auf dem Land verantwortlich ist. Zudem wurde die Shiptech AG gegründet, die nicht nur die Schiffe der SGV wartet und – wie im letzten Jahr das Motorschiff Diamant – Schiffe baut. Die Tochter ist auch am Markt aktiv und führt Aufträge für Dritte aus.

Kräftiges Umsatzwachstum in allen Bereichen

Erfreulich ist am Jahresabschluss 2017, dass alle drei Geschäftsbereiche ein Wachstum zu verzeichnen hatten. Mit den Schiffen der SGV wurden im letzten Jahr 2,676 Mio. Passagiere transportiert, was rund 11% mehr als im Vorjahr sind. Als Grund für die zweistellige Zuwachsrate bei den Passagieren nannte Finanzchef Christian Fischer das neue MS Diamant und die im Herbst eingeführte Verbindung zum Bürgenstock Resort. Insgesamt legte der Verkehrsertrag um 6.4% auf 33.1 Mio. CHF zu. Auch das Gastronomiegeschäft der Tavolago AG wuchs weiter und erreichte einen Umsatz von 32.2 Mio. CHF (+ 8.6%). Mit einem Anteil von rund 55% steuert die Landgastronomie mittlerweile den grösseren Teil zum Umsatz der Gesellschaft bei als das Geschäft an Bord der 14 Motor- und 5 Dampfschiffe. Allerdings lief gerade die Landgastronomie im letzten Jahr nicht ganz so erfolgreich wie im Vorjahr. So ging im Catering der Umsatz zurück, ein Bistro in Brunnen wurde geschlossen. Dennoch erreichte die Tavolago AG einen Betriebsgewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA), der mit 1.2 Mio. CHF leicht über dem Vorjahreswert lag. In der Shiptec AG erreichte der Umsatz 20.1 Mio. CHF, wovon 5.6 Mio. CHF von Drittkunden stammen (Vorjahr: 3.6 Mio. CHF). Das EBITDA lag in dieser Sparte bei 0.4 Mio. CHF. Der Löwenanteil des Betriebsgewinns wird mit 8.6 Mio. CHF also nach wie vor in der Schifffahrt verdient.

Rekordhohes EBITDA von 9.5 Mio. CHF

Insgesamt erwirtschaftete die SGV Gruppe ein EBITDA von 9.5 Mio. CHF, das deutlich über dem Vorjahreswert und auch über dem bisherigen Rekordergebnis von 2015 liegt. Allerdings erhöhten sich die Abschreibungen aufgrund der Inbetriebnahme des MS Diamant, so dass das EBIT mit 3.5 Mio. CHF auf dem Vorjahresniveau zu liegen kam. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 1.4 Mio. CHF. Das laufende Geschäftsjahr hat nach Aussagen von Stefan Schulthess gut begonnen. Die Frequenzen liegen bisher um 15% über den 2017er Zahlen. Positiv auf die Geschäftsentwicklung soll sich auch die Übernahme des Wirtshauses Traube in Luzern auswirken. Ausserdem konnte die Shiptec AG einen Auftrag von Armasuisse gewinnen und wird ab dem vierten Quartal 2018 mit dem Endausbau von Patrouillenbooten für die Schweizer Armee beginnen. Auch wegen der anhaltend guten Lage im Schweizer Tourismus erwartet die Gesellschaft für das laufende Geschäftsjahr ein leichtes Umsatzwachstum.

Generalversammlung stimmt über Einheitsaktie ab

Die alte und die neue Struktur der SGV. Abb.: www.sgvgruppe.ch

Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees hat in ihrer 148-jährigen Geschichte schon einige Turbulenzen überstanden. Aus dieser Historie heraus bestehen heute zwei Aktienkategorien – 10’296 Stammaktien zu nominal 1 CHF und 31’100 Vorzugsaktien zu nominal 250 CHF (siehe auch Blog-Beitrag vom 21. Dezember 2017). Um diese komplizierte Aktienstruktur zu vereinfachen, soll nun anlässlich der kommenden Generalversammlung am 5. Juni über die Einführung einer Einheitsaktie abgestimmt werden. Gleichzeitig führt die Gruppe eine Konzernstruktur ein. Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Schurter begründet diesen Schritt damit, dass die Gruppe in einer Holdingstruktur ihre strategischen Ziele in den drei Geschäftsbereichen besser umsetzen könne. Hinzu komme, dass durch die Einführung der Einheitsaktie eines Tages auch die Zahlung einer Dividende möglich werde. «In der bestehenden Aktienstruktur wäre es nie möglich, eine Dividende auszuzahlen», so Schurter. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis die Aktionäre mit der ersten Dividendenzahlung rechnen können. «Erst wollen wir alle Darlehen der öffentlichen Hand zurückzahlen», so der Verwaltungsratspräsident. Bedenken, dass es die «Naturaldividende» in Form der Aktionärs-Wertekarte bei Zahlung einer Bar-Dividende nicht mehr geben werde, weist er zurück.

4 neue SGV-Holding-Aktien für eine Vorzugsaktie zu nominal 250 CHF

Konkret handelt es sich bei der Transaktion um eine Fusion der «alten» SGV AG mit der neu gegründeten SGV Holding AG. Der operative Schiffsbetrieb wird in eine «neue» SGV AG übertragen, während gruppenübergreifende Tätigkeiten künftig von der Holding ausgeführt werden. Die bisherigen SGV-Aktionäre werden neu Aktionäre der SGV Holding AG. Für eine bisherige Stammaktie im Nennwert von 1 CHF erhalten sie 3 neue Aktien der SGV Holding AG zu nominal 40 CHF sowie einen sogenannten «Spitzenausgleich» in bar von 258.31 CHF. Für eine bisherige Vorzugsaktie mit dem Nennwert von 250 CHF gibt es vier neue Aktien sowie einen «Spitzenausgleich» von 0.77 CHF. Details zu der Transaktion sind auf der Website der SGV Gruppe bzw. in der Einladung zur Generalversammlung zu finden. Bei Zustimmung der Aktionäre und nach erfolgter Durchführung der Transaktion wird die SGV Holding AG über ein Aktienkapital von 6.5 Mio. CHF verfügen, das in 162’500 Aktien zu nominal 40 CHF eingeteilt ist.

Das Jahresergebnis der SGV Gruppe für 2017 kann sich sehen lassen. Wie wir bereits Ende 2017 geschrieben haben, ist das Unternehmen in allen Bereichen voll auf Kurs. Die vom Verwaltungsrat eingeschlagene Strategie mit der Diversifikation in drei Geschäftsbereiche hat sich bisher ausgezahlt. Natürlich profitiert das Unternehmen dabei auch von der hervorragenden Marktposition in der Tourismusregion Luzern. Erfreulich ist insbesondere, dass nicht nur der Umsatz, sondern auch das EBITDA gestiegen ist. Die EBITDA-Marge liegt konstant bei 12.6%.

Herausfordernd bleibt für das Unternehmen allerdings die Situation im Gastronomiegeschäft an Land mit seinen niedrigen Margen. Gerade beim Catering, das in der Regel bessere Margen als der Betrieb von Restaurants aufweist, muss die Tochter Tavolago künftig wieder punkten. Dass das Geschäft der SGV Gruppe mit seiner Flotte sehr anlageintensiv ist, zeigen die hohen Abschreibungen. Allerdings ist zu vermuten, dass die Gesellschaft bei den Abschreibungen sehr offensiv vorgeht und so noch erheblicher Gestaltungsspielraum in Sachen Gewinnausweis besteht. Denn dieser ist mit 1.4 Mio. CHF nicht gerade üppig. Bei der Finanzierung steht die Gesellschaft mit einer Eigenkapitalquote von 36.5% gut da. Dies insbesondere auch deshalb, da auf der Fremdkapitalseite rund 13 Mio. CHF an Rückstellungen verbucht sind, die für künftige Revisionen von Schiffen vorgesehen sind.

Der Aktienkurs der SGV-Vorzugsaktie hat in den letzten drei Jahren um rund150% zugelegt. Chart: moneynet.ch

Derzeit werden die Stamm- und Vorzugsaktien noch auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Zuletzt wurden 880 CHF für sehr selten gehandelte Stammaktie und 944 CHF für die Vorzugsaktien gezahlt. Entsprechend dieser letztbezahlten Kurse für die Vorzugsaktien von 944 CHF würde dies einem Preis von 236 CHF (zzgl. Spitzenausgleich) für die neue Einheitsaktie entsprechen. Bei diesen Preisen werden die Aktien leicht über dem per Ende 2017 ausgewiesenen Buchwert von 839 CHF/210 CHF pro Vorzugs-/Einheitsaktie gehandelt. Das 2017er Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt bei optisch hohen 21, was sich aber durch die offensive Abschreibungspolitik der SGV Gruppe relativieren dürfte. Generell sind die Aktien auf dem aktuellen Kursniveau daher nicht zu teuer, auch wenn sich der Aktienkurs in den letzten Jahren drei Jahren mehr als verdoppelt hat. Das Kurspotenzial dürfte daher vorerst limitiert sein. Allerdings dürfte die vereinfachte Aktienstruktur und die grössere Anzahl Aktien zu einer verbesserten Liquidität in dem Titel führen. Sobald sich die Aussichten auf eine Bar-Dividende konkretisieren, könnte zudem weiterer Schwung in den Aktienkurs kommen.

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