Im Gegensatz zum vergangenen Jahr war das Wetter an der 96. Generalversammlung der Bad Schinznach AG weniger gemütlich. Daran könnte es auch gelegen haben, dass mit rund 240 Aktionären noch mehr Besucher als im Vorjahr an der diesjährigen GV des Klinik-, Hotel- und Bäderunternehmens in der Turnhalle in Schinznach  teilnahmen. Hans-Rudolf Wyss, Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident (VRP) der Gesellschaft, freute sich jedenfalls in seiner Begrüssung über das zunehmende Interesse der Aktionäre am Unternehmen. Und er freute sich auch über das schlechte Wetter, denn regnerisches und kühles Wetter sorgt in den Bäderbetrieben Aquarena und Thermi für gute Frequenzen.

Thermalbad für Brugg

Die vom VRP in der Vergangenheit angesprochene mögliche Fusion der Gemeinde Schinznach Bad mit Brugg wird per 1. Januar 2020 Realität. Damit wird die Gemeinde nicht nur deutlich grösser. „Brugg erhält neu auch ein Thermalbad, einen Golfplatz und eine Klinik“, meinte Wyss mit Blick auf die Fusion. Er sehe die Fusion sehr positiv und erhoffe sich von der neuen Gemeinde eine starke Unterstützung.

Umbau beeinflusst Zimmerbelegung

Hans-Rudolf Wyss informierte die GV-Teilnehmer in seiner unverwechselbaren offenen und frischen Art über die Zahlen des Geschäftsjahres 2017. Das Klinikgeschäft der Gruppe war im Berichtsjahr zweigeteilt: Die Klinik am Meissenberg entwickelte sich weiter positiv mit einer erneuten leichten Steigerung der Pflegetage. Hingegen ging in der Privat-Klinik im Park  die Anzahl der Pflegetage nochmals leicht zurück. Wyss begründet das Minus mit der Sanierung des Therapiebereichs während sechs Monaten. Die Arbeiten verursachten Lärm und beeinträchtigten die Nutzbarkeit der Zimmer des Therapiebereichs und des Hotels. In den Zimmern wurden zudem die Bodenbeläge erneuert, was deren Nutzungsmöglichkeiten weiter beschränkte. Noch deutlich stärker betroffen von den Umbauarbeiten war das Kurhotel im Park: Der Gast könne wählen, ob er im Kurhotel  oder in einem anderen Haus übernachten wolle, während die Wahlmöglichkeiten beim Klinikaufenthalt eingeschränkt sind. So fiel denn auch die Zimmerbelegung von 68.5% im Vorjahr auf 63.6% im letzten Jahr.

Thermalbäder widerspiegeln Branche 

Im Badegeschäft konnte sich die Bad Schinznach AG dem allgemein rückläufigen Trend nicht entziehen. So ging die Anzahl der Badegäste um 2.8% auf 307‘000 zurück. Dennoch konnten die Einnahmen auf dem Vorjahresniveau von 11.1 Mio. CHF gehalten werden. Dies geht auf die intensivere Nutzung des Angebots gepaart mit der höheren Ausgabebereitschaft der Besucher zurück, erläuterte Wyss. Dies erfordere eine sehr hohe Qualität des Angebots, damit dieses von den Gästen in Anspruch genommen werde. Insgesamt konnten die Umsätze des Klinik- und Bädergeschäfts den Vorjahresumsatz von 37.8 Mio. CHF halten.

Die Mietzinseinnahmen konnten im vergangenen Jahr dank der erstmaligen Vollvermietung der Wohnungen in der Anlage Meisenpark nochmals gesteigert werden. Sämtliche Wohnungen sind vermietet, und es besteht kein Leerstand. Die Mieteinnahmen sichern der Gesellschaft einen guten Liquiditätszufluss und stellen somit ein äusserst stabiles Rückgrat für die Gruppe dar. Erneut sehr positiv entwickelte sich die Wäscherei Schwob. Das Resultat, das nicht in den Zahlen der Bad Schinznach AG enthalten ist, fiel äusserst ansprechend aus. Wyss rechnet mit einer kleinen Dividende der Schwob an die Bad Schinznach AG. Der Grossteil des erwirtschafteten Geldes soll allerdings in der Gesellschaft verbleiben, um deren Substanz zu stärken und sie fit zu halten für weiteres Wachstum.

Mehr Angst vor den Franzosen als vor den Chinesen

Schwob will über weitere Zukäufe wachsen, sieht sich dabei aber einem Konkurrenzdruck von französischen Investoren ausgesetzt, fügte Wyss an. Doch nicht nur in der Wäschereibranche sind sehr viele französische Firmen in den Schweizer Markt eingestiegen. Als Beispiele führte der VRP etwa die Klinikgruppe Genolier, deren Hauptaktionär aus Frankreich stammt, aber auch den Baustoffhersteller Sika an. Somit müsse man mehr Angst vor den Franzosen als vor den Chinesen haben.

Grosse Investitionen im 2017

Im Berichtsjahr wurde der gesamte Therapiebereich einschliesslich des Therapiebads saniert. Dies erlaubte es, die Technik auf den neuesten Stand zu bringen, damit sie den modernsten Anforderungen genügt. Derzeit noch in der Bauphase ist die Sanierung des Hauses Habsburg. Per 1. Juni 2018 wird das Erdgeschoss an die benachbarte aarReha Klinik Schinznach, welche die Räumlichkeiten mietet, übergeben. Per 1. Juli werden die acht mit zusätzlichen Serviceangeboten versehenen Wohnungen mit je 2.5 Zimmern bezugsbereit sein. Aktuell sind noch Wohnungen mit Ausblick über Aare und Auenlandschaft verfügbar. Wyss zeigte sich überzeugt, mit der Fertigstellung die Wohnungen rasch vermieten zu können. Auf dem Dach wird eine neue Junior Suite  des Hotels eingerichtet, die einen ausgezeichneten Ausblick bietet. CEO Daniel Bieri hat die Aufgabe, diese exklusive Übernachtungsmöglichkeit zu vermieten.

Einstimmige Abstimmungen

Hans-Rudolf Wyss, VRP der Bad Schinznach AG, präsentierte den Aktionären den Jahresabschluss 2017. Bild: Sandra Blaser/schweizeraktien.net

Wyss erklärte noch kurz die wichtigsten Zahlen der Erfolgsrechnung und der Bilanz der Gesellschaft und verwies dabei auf die ausführliche Darstellung im Geschäftsbericht. Der Gesamtumsatz konnte leicht um 0.4 Mio. CHF auf 51.9 Mio. CHF gesteigert werden. Auf der Kostenseite schlugen sich die vor allem durch den Mehraufwand am Meissenberg angestiegenen Personalaufwendungen negativ nieder. Dennoch konnte der Betriebsgewinn vor Abschreibungen um 0.2 Mio. CHF auf 9.4 Mio. CHF gesteigert werden. Diese Kenngrösse ist für die Gesellschaft der Massstab, erklärte Wyss. Der ausgewiesene Reingewinn ist wegen des Wegfalls von Gewinnen aus Wohnungsverkäufen am Meissenberg deutlich tiefer. Dieser entstammt hingegen im Gegensatz zu den Vorjahren ausschliesslich dem operativen Geschäft.

Guter Start ins 2018

Daniel Bieri informierte die Aktionäre über den Start ins Geschäftsjahr 2018. Im Gegensatz zum Vorjahr konnte die Gesellschaft eine leichte Verbesserung der Umsätze bis Ende Mai gemäss ersten provisorischen Zahlen erzielen. So sind die Gesamteinkünfte im Vergleich zum Vorjahr um 0.25 Mio. auf 21.85 Mio. CHF  angestiegen.

Nochmals um 0.5% auf 95% gesteigert werden konnte die Auslastung der Betten in der Klinik Meissenberg, auch wenn der VRP dies nicht für möglich halte, ergänzte der CEO. Im Stammhaus in Schinznach lag die Auslastung wiederum bei guten 88%. Im Hotel konnte die Zimmerbelegung auf dem Vorjahreswert von 62% gehalten werden. Dieser Wert übersteigt den landesweiten Durchschnitt von 53% ebenso deutlich wie die Zimmerpreise, die deutlich über 200 CHF pro Nacht lagen.

In die Jahre gekommene Küche

Das laufende Jahr ist von einem bewussten Verzicht auf grössere Baumassnahmen gekennzeichnet. Nachdem in den letzten Jahren die grossen Umbauten den Betrieb beeinträchtigten und auch die Gästestimmung teilweise belasteten, ist ein Jahr der Ruhe geplant. Im Bäder- und Therapiebereich sind mit Ausnahme der Sauna, die im 2019 saniert werden soll, alle Bereiche komplett erneuert. Für die Zukunft steht allerdings die Erneuerung des Hotels auf der Agenda. Der geplante Neubau soll im Zeitraum zwischen 2021 und 2022 realisiert werden und neben dem Hotel auch die Erneuerung der Küche umfassen, die Wyss zufolge zwar von Technik und Infrastruktur her aktuell, jedoch mit Blick in die Zukunft von der Struktur optimiert werden kann.

Sanfte Renovation

Eine sanfte Renovation des Klinikbetriebs am Meissenberg steht ebenfalls auf der Planliste. Diese ist allerdings gekoppelt mit einem neuen Bebauungsplan der Stadt Zug, an dem die Bad Schinznach Gruppe mitarbeitet.

Zum Abschluss lud der VRP die anwesenden Aktionäre zum traditionellen Apéro riche ein. Dieser bot den Anwesenden die Möglichkeit, mit sämtlichen Mitgliedern des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung in lockerer Atmosphäre zu diskutieren.

Fotogalerie 96. Generalversammlung

 

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