Rapid Holding: Block-Trade auf OTC-X nach exzellenten Halbjahreszahlen

Nettoerträge steigen um 20,2% auf 28.6 Mio. CHF, Halbjahresgewinn mehr als verdoppelt

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Im Bereich Contract Manufacturing setzt Rapid auf die anspruchsvolle Zukunftstechnologie des Rührreibschweissens. Im Bild: Rührreibschweissen eines Kühlkörper-Musters. Quelle: youtube.com

Mit den Zahlen des ersten Halbjahres konnte die Rapid Holding sowohl die Erwartungen des Marktes als auch die eigenen deutlich übertreffen. Wenn auch die Erwartungen für das zweite Halbjahr in der Medienmitteilung, wie gewohnt, verhalten sind, so nahm doch ein Aktien-Käufer auf OTC-X in einem Block-Trade 1’295 Aktien für rund 850’000 CHF aus dem Markt. Werden jetzt die Aktien knapp?

Auf jeden Fall wird der Free-Float verknappt, wenn es um eine langfristige Position von institutioneller Seite geht, wie vermutet werden kann. Am selben Tag, Montag, den 27. August, gab es eine weitere Transaktion über 250 Aktien, also ein Tagesumsatz von über 1 Mio. CHF. Und auch am Dienstag wurden 1’563 Aktien in einem Block gehandelt. Damit wurden insgesamt 37% der bisher in 2018 gehandelten 8’314 Aktien in den letzten zwei Tagen umgesetzt. Bezogen auf die 112’500 ausstehenden Aktien erscheinen die genannten Grössenordnungen nicht sonderlich hoch, doch bezogen auf den sehr viel geringeren Free-Float – und damit den investiblen Anteil – fallen solche umfangreicheren Aktienkäufe durchaus in die für Anleger relevante Kategorie.

Die Rapid-Aktie wird entdeckt

Bis August 2017 bewegte sich die Rapid-Aktie noch zwischen 400 CHF und 500 CHF, und die Dividendenrendite bewegte sich nahe 12%. Die Gesellschaft erweckte keine besondere Aufmerksamkeit, vielleicht weil es 2017 zu leicht war, mit Standardaktien zweistellige Kursgewinne einzufahren, selbst mit passiven Investments wie Index-ETFs und -Fonds.

Kursverlauf der Rapid-Aktie in den letzten drei Jahren. Quelle: money-net.ch

Nachdem der jahrelange Seitwärtstrend der Aktie mit Überschreiten von 500 CHF jedoch offensichtlich von einer starken Aufwärtstendenz abgelöst wurde, kamen auch positive Studien von Banken und Research-Häusern. Das Interesse der im ausserbörslichen Aktienmarkt engagierten institutionellen Anleger war geweckt. In das OTC-Musterdepot von schweizeraktien.net war die Aktie Anfang Juli 2017 zu 437 CHF aufgenommen worden.

Strategie geht auf

Inzwischen validieren die beeindruckenden Zuwachsraten die Antizipation des Marktes. Neben positiven Währungseffekten trugen vor allem die strategischen Weichenstellungen der Vorjahre reiche Frucht. Während das Wachstum in der Schweiz im Kerngeschäft Einachsgeräte im ersten Halbjahr bei beachtlichen 11% lag, stieg der Export um 44%. Die verstärkte Bearbeitung der Auslandmärkte war zuvor als Priorität definiert worden. Ebenfalls ein gutes Zeichen ist, dass laut Medienmitteilung sowohl Neugeräte als auch etablierte Produkte zu der rapiden Expansion beigetragen haben. Wichtigste Kundengruppe war die Landwirtschaft. Dies hat aus saisonalen Gründen zu einem Umsatzschwerpunkt im ersten Halbjahr beigetragen, da Aufträge in der Regel im Frühjahr erfolgen.

Konsequenz bei der Ressourcen-Allokation

Dagegen hat sich die Sparte Kommunaltechnik rückläufig entwickelt. Es wurden weniger Spezialfahrzeuge und Traktoren verkauft. Dieser Nachfragerückgang scheint struktureller Natur zu sein, denn es ist inzwischen ein mehrjähriger Trend. Aus strategischen Gründen hat sich der Verwaltungsrat daher zu der Sofortmassnahme entschlossen, den Vertrieb der Nilfisk-Geräte zur Jahresmitte einzustellen. Das ist konsistent mit der Strategie, die Ressourcen auf Kerngeschäft und Wachstumsbereiche zu konzentrieren.

Zukunftstechnologie Rührreibschweissen

Das zeigt sich auch im Geschäftsbereich Contract Manufacturing. Die Gesellschaft nutzt die in der eigenen Produktion gewonnene Expertise im anspruchsvollen Rührreibschweissen, speziell in der kubischen Fertigung als Basis für den Geschäftsbereich Fertigungsaufträge für Industriekunden. Beim Rührreibschweissen können unterschiedliche Metalle auf- und miteinander verschweisst werden. Der Umsatz im Contract Manufacturing stieg im ersten Halbjahr deutlich von 2.7 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2017 auf nun 4.8 Mio. CHF. Aber auch für diesen Bereich gibt sich der Verwaltungsrat mit Blick auf das zweite Halbjahr nur verhalten optimistisch. Zuletzt habe sich die Auftragslage wegen temporärer Absatzprobleme in der Elektronikindustrie verschlechtert. Eine Erholung wird erst wieder für 2019 erwartet.

Ausblick des Verwaltungsrates ist verhalten optimistisch

Insgesamt ist der Ausblick positiv, wenngleich mit Blick auf das zweite Halbjahr verhalten. Hauptgrund ist die saisonale Komponente beim Geschäft mit der Landwirtschaft, das im Umsatzmix zuletzt an Bedeutung gewonnen hat, so dass der Dämpfungs-Effekt im zweiten Halbjahr sogar verstärkt wird. Für das Jahr 2018 erwartet der Verwaltungsrat daher ein Geschäftsergebnis, das tiefer als im ersten Halbjahr ausfallen wird.

Free Cash-Flow im positiven Bereich

In der Erfolgsrechnung ist der Materialaufwand durch den besseren Geschäftsgang von 12.3 Mio. CHF auf 14.7 Mio. CHF angestiegen. Der Mitarbeiterstand per 30. Juni hat sich um 8 auf 128 erhöht, die Personalaufwendungen stiegen nur mässig von 6.4 Mio. CHF auf 6.6 Mio. CHF. Bei den anderen Positionen gab es kaum nennenswerte Veränderungen. Das EBIT errechnete sich mit 4.2 Mio. CHF – eine Verdoppelung des Vorjahreswertes von 2.1 Mio. CHF. Die Steuerlast verdoppelte sich ebenfalls von 425’000 CHF auf 940’000 CHF. Der Unternehmenserfolg belief sich am Ende auf 3.4 Mio. CHF. Vor diesem Hintergrund dreht der Free Cash-Flow von negativen 829’000 CHF im ersten Halbjahr 2017 auf nun positive 1.2 Mio. CHF. Wegen der hohen Dividenden zur Rückzahlung nicht benötigten Kapitals hat sich die Eigenkapitalquote dennoch von 78,5% zum Jahresende 2017 auf nun 76,4% ermässigt.

Bewertung und Perspektive der Aktie

Der Gewinn je Aktie stieg von 14.46 CHF im ersten Halbjahr 2017 auf jetzt 29.80 CHF. Rechnet man mit einem etwas schwächeren zweiten Halbjahr und nur 50 CHF für das Gesamtjahr, so errechnet sich ein überraschend tiefes KGV von lediglich 13. Da sowohl Landwirtschaft – im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung – als auch Rührreibschweissen strukturelle Wachstumsmärkte sind, könnte der Turn-Around im operativen Geschäft auch von Dauer sein. Somit sind weitere Gewinnsteigerungen und eine fortgesetzt positive Entwicklung der Aktie durchaus zu erwarten.

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