Savognin Bergbahnen: Erfreuliches Geschäftsjahr 2017/2018

Kapitalerhöhung geplant

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Deutliche Steigerung des Verkehrsertrags bei den Savognin Bergbahnen. Bild: savognin.graubuenden.ch

Die im Kanton Graubünden beheimatete Savognin Bergbahnen AG kann auf ein solides Geschäftsjahr 2017/2018 mit deutlichen Steigerungen beim Verkehrsertrag zurückblicken. Besonders erfreulich entwickelte sich dabei das Wintergeschäft. Lediglich ein die Vergleichbarkeit der Abschlüsse erschwerender Sondereffekt im Vorjahr aus einem mit Gewinn abgeschlossenen Anlagenverkauf – den wir, obwohl nicht im ausserordentlichen Ertrag in der Erfolgsrechnung ausgewiesen, dennoch als „ausserordentlich“ einordnen – verhinderte, dass der Betriebsertrag insgesamt gesteigert werden konnte. Unter dem Strich reduzierte sich der Betriebsertrag zum Geschäftsjahresende am 30. April 2018 um 1,9% auf knapp 8.5 Mio. CHF. Unter Ausklammerung des positiven Sondereffekts in einer Grössenordnung von etwa 0.6 Mio. CHF im Vorjahr hätte sich der so bereinigte Betriebsertrag hingegen von einer tieferen Basis aus um mehr als 5% verbessert.

Überdurchschnittlicher Anstieg der Ersteintritte im Skigebiet Savognin

Den grössten Zuwachs gab es beim Verkehrsertrag, der mit einem Anteil von rund 67% am gesamten Betriebsertrag wichtigsten Säule des Bündner Tourismusunternehmens. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte er sich um 10,3% auf rund 5.7 Mio. CHF. Dabei profitierte die Savognin Bergbahnen AG von einem überdurchschnittlichen Anstieg der Ersteintritte (Gäste) im Skigebiet Savognin um 15,4% in einem schneereichen Winter mit einem frühen Saisonbeginn. Zum Vergleich: Die Anzahl der Ersteintritte in die Skigebiete des Kantons Graubünden erhöhte sich im Winter 2017/2018 durchschnittlich um rund 6%, schweizweit lag der Anstieg bei 7,4%, wie die Savognin Bergbahnen in ihrem Geschäftsbericht aufführen.

Von sehr tiefer Basis aus war der Nebenertrag aus dem Bahnbetrieb prozentual um 7,5% auf rund 224’000 CHF rückläufig. Angesichts eines Anteils von nur 2,6% am gesamten Verkehrsertrag ist dieser Bereich hier jedoch von nur untergeordneter Bedeutung.

Wichtiger sind die Erträge aus Nebengeschäften mit den Geschäftsfeldern Gastronomie und Beherbergung, die 2017/2018 für fast 29% des Betriebsertrags standen. Die Erträge aus Nebengeschäften waren im abgelaufenen Geschäftsjahr wetterbedingt leicht um 2,4% oder 60’000 CHF auf 2.4 Mio. CHF rückläufig.

Betriebsaufwand geht leicht zurück

Trotz eines um 4,7% auf etwas mehr als 2.3 Mio. CHF gesteigerten Sachaufwands – ursächlich war hier der Mehraufwand infolge des schneereichen Winters – ist es dem Unternehmen dank eines aktiven Optimierungsprogramms, Effizienzsteigerungen und Einkaufsvorteilen im Bereich Unterhalt und Investitionen gelungen, den Betriebsaufwand mit einem kleinen Rückgang um 0,5% auf knapp 6.2 Mio. CHF weitgehend konstant zu halten und gegenüber Vorjahr sogar leicht zu verbessern, wie das Unternehmen schreibt.

Die EBITDA-Marge liegt über alle Unternehmensbereiche hinweg bei 26,1%, ein Rückgang um 1% gegenüber dem durch den eingangs erwähnten Sondereffekt in der Grössenordnung von 0.6 Mio. CHF positiv überzeichneten Vorjahr. Bei Bereinigung um diesen Effekt hätte die EBITDA-Marge des Vorjahres nur bei rund 22% gelegen, so dass sich die bereinigte operative EBITDA-Marge effektiv um mehr als 4% verbessert hat und deutliche betriebliche Fortschritte indiziert.

EBITDA-Marge beim Bahnbetrieb bei über 30%

Aufschlussreich ist auch die im Geschäftsbericht 2017/2018 für die einzelnen Unternehmensbereiche veröffentlichte Profit Center Rechnung: Demnach liegt die EBITDA-Marge beim Bahnbetrieb bei guten 32,1%, und auch die Beherbergung kommt – ausgehend von tiefer Basis – auf eine EBITDA-Marge um 30%. Dagegen liegt die EBITDA-Marge im Bereich Gastronomie lediglich bei knapp 7% und verhindert eine insgesamt noch höhere EBITDA-Marge.

Weitestgehend konstante Abschreibungen im Umfang von etwa 1.7 Mio. CHF auf das bei Anschaffungskosten von mehr als 70 Mio. CHF noch mit gut 23 Mio. CHF bilanzierte Sachanlagevermögen führten so zu einem EBIT von rund 460’000 CHF. Das Betriebsergebnis vor Steuern lag 2017/2018 bei 101’305 CHF, das Ergebnis nach Steuern aufgrund fälliger Steuern von fast 134’000 CHF bei -32’590 CHF.

Dieser Reinverlust nach einem im Kern soliden und auch erfreulichen Geschäftsjahr 2017/2018 sieht auf den ersten Blick schlechter aus, als er eigentlich ist. Die Höhe der Steuerzahlung – noch über dem ausgewiesenen Vorsteuergewinn liegend – signalisiert, dass nicht alle vorgenommenen Abschreibungen auch steuerlich anerkannt sind und der wirtschaftliche Gewinn des Unternehmens auch in diesem Jahr eigentlich höher war als in der Erfolgsrechnung in der Position Jahresverlust/Jahresgewinn ausgewiesen. Möglicherweise sind die ausgewiesenen Abschreibungen der Vergangenheit sehr grosszügig bemessen, was auf der anderen Seite Raum für stille Reserven in den Sachanlagen lässt.

Das ausgewiesene Eigenkapital lag zum 30. April 2018 bei 7.9 Mio. CHF, entsprechend einer Eigenkapitalquote von 32%.

Fokus auf weitere Ertragssteigerung im Bahnbereich

Wie die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht 2017/2018 weiter mitteilt, soll der Fokus in der Zukunft auf eine weitere Ertragssteigerung im Bahnbereich gelegt werden. Dafür will die Savognin Bergbahnen AG im preislich sehr sensiblen Bergbahnumfeld in der Schweiz vermehrt um neue Gäste für Savognin werben, wie sie im GB mitteilt. Eine enge Zusammenarbeit mit der im März 2018 neu gegründeten Tourismus Savognin Albula Bivio AG, an der sich die Savognin Bergbahnen AG mit 20% beteiligt hat, soll die Basis hierfür schaffen.

Ersatz der alten 4er-Sesselbahn durch moderne 10er-Gondelbahn von Savognin nach Tigignas

Um neue Gäste zu gewinnen und den dafür notwendigen Ausbau von Angeboten am Berg und im Tal zu intensivieren, plant die Gesellschaft – weit vor Konzessionsablauf Anfang 2024 – den Ersatz der seit 1987 betriebenen und in die Jahre gekommenen 4er-Sesselbahn von Savognin nach Tigignas durch eine moderne 10er-Gondelbahn in der 1. Sektion als Zubringerbahn ins Skigebiet.

Quelle: www.infosnow.ch via savognin.graubuenden.ch

Die neue 10er-Gondelbahn auf der 1. Sektion mit kaum abweichender Linienführung zur bestehenden 4er-Sesselbahn soll nach Informationen aus einem Begleitschreiben zur kommenden Generalversammlung baugleich sein zur schon heute auf der 2. Sektion von Tigignas nach Somtgant im Einsatz stehenden Gondelbahn, was künftige Synergien im Betriebsablauf und weitere Effizienzsteigerungen realistisch erscheinen lässt.

Die Verwaltung erwartet von der neuen Zubringerbahn ins Skigebiet einen deutlichen Attraktivitätsgewinn für die gesamte Ferienregion Surses, sowohl im Sommer als auch im Winter. Die Gesellschaft rechnet heute gemäss Angaben im Geschäftsbericht 2017/2018 mit einem Investitionsvolumen in der Grössenordnung von 10 Mio. CHF. Diese Investitionen sollen sowohl über die Aufnahme von Fremdkapital als auch eine Erhöhung des Eigenkapitals im Rahmen einer geplanten Kapitalerhöhung finanziert werden. Der Baustart soll bereits im Sommer 2019 erfolgen, die Eröffnung ist für Ende 2019 vorgesehen.

Anders als viele andere prestigeträchtige Bergbahnprojekte, die durch teilweise absurd anmutende Baukosten oder einen für Aktionäre bisweilen zweifelhaften Mehrwert auf sich aufmerksam machen, erscheint dieses Ersatzprojekt gleichwohl sinnvoll, da der als Hauptargument ins Feld geführte „Attraktivitätsgewinn“ für die Region, die Gäste und auch für die Kapitalgeber nachvollziehbar erscheint. Eine 4er-Sesselbahn als Hauptzubringerbahn in ein auch ausserhalb der Schweizer Landesgrenzen bekanntes und zu den 20 grössten Wintersportgebieten des Landes zählendes Skigebiet erscheint heute nicht mehr zeitgemäss.

Kommende Generalversammlung soll Kapitalerhöhung beschliessen

Anlässlich der kommenden Generalversammlung vom 29. September 2018 ist vor dem Hintergrund des anstehenden Gondelbahn-Grossprojekts eine Aktienkapitalerhöhung um höchstens 2.268 Mio. CHF sowie eine Erhöhung des Partizipationskapitals um höchstens 1.211 Mio. CHF aus einem neu zu schaffenden genehmigten Kapital (Statutenänderung) traktandiert. In Summe also eine Erhöhung um rund 3.5 Mio. CHF nominal. Die Zustimmung der Aktionäre zu diesem Traktandum – Partizipanten haben kein Stimmrecht – dürfte angesichts der Mehrheitsverhältnisse nur Formsache sein.

Fazit

Die auf OTC-X gelisteten Savognin-Valoren eignen sich strukturell bedingt nur für Anleger mit einem Bezug zur Region. Aktionäre wie Partizipanten sollten auch bereit sein, die Entwicklung der Destination Savognin mit einem ausreichend langen Atem unter der Federführung der seit 2010 mehrheitlich beteiligten österreichischen Hauptaktionäre zu begleiten.

Aufgrund ihrer jahrelangen Dividendenlosigkeit gepaart mit extremer Illiquidität im OTC-X-Handel haben die Titel ungeachtet ihrer insgesamt wenig ambitionierten Bewertung, die – insbesondere bei den PS – viele Risiken vorwegnimmt, zum heutigen Zeitpunkt keine Anlagequalität.

Wenn die angestossene Transformation und Modernisierung des Skigebiets Savognin gelingt und dann auch noch die äusseren Einflüsse (Wintersport, Wetter, Währung) mitspielen, mag dies sehr langfristig eines Tages vielleicht – vielleicht – anders zu beurteilen sein.

Transparenzhinweis: Der Verfasser ist an der Savognin Bergbahnen AG beteiligt.

Wir werden in einem weiteren Artikel, der kurz vor der Generalversammlung der Savognin Bergbahnen am 29. September erscheint, vertieft auf die Kapitalerhöhung und die komplexe Kapitalstruktur des Unternehmens eingehen. 

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

 

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