Thermalbad Zurzach: Bädergeschäft soll ausgegliedert werden

Kooperation mit neuem Thermalbad in Baden geplant – a.o. GV entscheidet am 24. Oktober

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Solegrotte im Thermalbad Zurzach Bild: Thermalbad Zurzach AG, www.thermalbad.ch

Strukturelle Veränderungen kündigen sich bei der auf OTC-X gelisteten
Thermalbad Zurzach AG an: Eine ausserordentliche Generalversammlung am 24. Oktober 2018 soll die Ausgliederung des operativen Tagesgeschäfts in eine neu zu gründende Betriebsgesellschaft, die Thermalbad Zurzach Betriebs AG, beschliessen. Die Thermalbad Zurzach Betriebs AG soll dabei als 100%ige Tochtergesellschaft der Thermalbad Zurzach AG künftig das operative Thermalbad-Geschäft in Bad Zurzach steuern und für die Vermarktungsaktivitäten des Thermalbads verantwortlich zeichnen. Die Immobilien verbleiben in der Muttergesellschaft Thermalbad Zurzach AG, so dass diese künftig vom Betrieb getrennt sind.

Daneben ist eine Kooperation zwischen der neuen Thermalbad Zurzach Betriebs AG und der schon bestehenden ThermalBaden AG vorgesehen, um künftig u.a. das Marketing zu koordinieren und mittels einer „aufeinander abgestimmten Strategie“ Synergien im Betrieb und in der Zusammenarbeit zu realisieren. Dabei soll jedes Bad sein eigenes Profil behalten. Die Verwaltungsräte beider Betriebsgesellschaften sollen „homogen“ besetzt werden, was für eine sehr enge Verzahnung der beiden formal unabhängigen Gesellschaften von Beginn an spricht. Die ThermalBaden AG ist das Pendant zur Thermalbad Zurzach Betriebs AG und ihrerseits für den Betrieb im neuen Thermalbad in Baden zuständig. Plangemäss soll das neue Thermalbad in Baden nach dem Spatenstich im April 2018 im Herbst 2020 die ersten Badegäste begrüssen.

Stiftung hält die Fäden in der Hand

Alleinaktionärin der ThermalBaden AG ist die Stiftung Gesundheits-Förderung Bad Zurzach + Baden. Gleichzeitig besitzt die von der Familie Edelmann gegründete und bis heute kontrollierte Stiftung über ihre Beteiligung an der Zwischengesellschaft Thermalquelle AG Zurzach die 20’000 vinkulierten Namenaktien an der Thermalbad Zurzach AG und damit die Stimmrechtsmehrheit (55.5%), so dass die (neuen) Betriebsgesellschaften in Zurzach und Baden indirekt über die Stiftung trotz formaljuristischer Unabhängigkeit verbunden sind. Die Kapitalbeteiligung der Stiftung an der Thermalbad Zurzach AG soll nach Medieninformationen bei 20% liegen. Die neue Struktur nach Ausgliederung des Betriebs in Zurzach in eine eigenständige Gesellschaft unter dem Dach der Thermalbad Zurzach AG könnte im Anschluss wie folgt aussehen:

Abb.: schweizeraktien.net

Daneben gehören auch die Aqualon-Therme im deutschen Bad Säckingen und weitere gesundheitsnahe Dienstleister zum Beteiligungskreis der Stiftung Gesundheits-Förderung Bad Zurzach + Baden. Allerdings sind die Beteiligungsstrukturen im Umfeld der Stiftung von grosser Komplexität und für Aussenstehende kaum zu überblicken (schweizeraktien.net vom 14. Mai 2014). Auch ist in diesem Umfeld für Aussenstehende nicht immer ganz klar, welcher Gesellschaft welche Assets gehören: So soll nach Informationen der Lokalpresse beispielsweise die privat gehaltene Thermalquelle AG Zurzach – und nicht etwa die OTC-X gelistete Thermalbad Zurzach AG mit ihren Streubesitzaktionären – die Quellenrechte der Bad Zurzacher Thermalquellen sowie den grossen Parkplatz beim Thermalbad verwalten.

Mittelfristige Auswirkungen für Minderheitsaktionäre unklar

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der vorgesehenen Transaktion auf die Streubesitzaktionäre der Thermalbad Zurzach AG lassen sich zum heutigen Zeitpunkt, da das Thermalbad in Baden noch nicht einmal eröffnet ist, kaum seriös beurteilen. Grundsätzlich erscheint eine intensivierte Kooperation der Betriebe – in einem ersten Stadium offenbar ohne wechselseitige Kapitalbeteiligung oder ein juristisches Zusammengehen beider Betriebe – mit Blick auf die Herausforderungen des Marktes sinnvoll.

Das grossvolumige Projekt in Baden wird im Markt allerdings auch kontrovers beurteilt: So ist etwa von Hans-Rudolf Wyss, Verwaltungsratspräsident und Mehrheitsaktionär des Wettbewerbers Bad Schinznach AG, überliefert, dass seinerseits Zweifel bestehen, ob die geplante Zahl von 500’000 Gästen pro Jahr in einem insgesamt schrumpfenden Markt überhaupt erreicht werden kann.

Denkbar erscheint, dass die Betriebe in Zurzach und Baden – möglicherweise auch unter (kapitalmässiger) Einbindung weiterer Partnerbetriebe – angesichts der (indirekten) Beteiligung der Stiftung an beiden Gesellschaften langfristig zu einem neuen Unternehmen fusionieren oder eine vergrösserte „Betriebs AG“ als Plattform für andere Betriebe aus dem Gesundheitsumfeld dienen könnte. In einem solchen, heute allerdings noch nicht konkret absehbaren „Zukunfts-Szenario“, sollten die Konditionen eines Zusammengehens aus Sicht der aussenstehenden Zurzach-Aktionäre im Blick behalten werden.

Fazit

Die insgesamt wenig transparenten Strukturen im Umfeld der Stiftung Gesundheits-Förderung Bad Zurzach + Baden dürften bis auf Weiteres auch eine höhere Bewertung der substanzstarken Thermalbad Zurzach AG auf dem OTC-X-Tableau der Berner Kantonalbank (BEKB) verhindern. Ob die geplante Ausgliederung des Betriebs in Zurzach mit der damit verbundenen Trennung vom Immobilienbestand sowie die Kooperation mit dem Thermalbad in Baden hier längerfristig vereinfachte Strukturen und einen Mehrwert auch für Minderheitsaktionäre schafft, bleibt indes abzuwarten. Die Publikumsaktionäre halten zwar die Kapitalmehrheit an der Thermalbad Zurzach AG, nicht aber die Mehrheit der Stimmrechte. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte die Gesellschaft einen Umsatz von 11.4 Mio. CHF und wies einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 3 Mio. CHF (+ 10,4%) aus. Der Reingewinn lag bei 0.7 Mio. CHF und erlaubte eine Nennwertrückzahlung in Höhe von 10 CHF pro Aktie.

Die Aktien werden zu 300 CHF gesucht und zu 326 CHF angeboten (Kurse vom 3. Oktober 2018). Zuletzt wurden am 3. Oktober 2018 Kurse von 326.00 CHF bezahlt.

Transparenzhinweis: Der Verfasser ist an der Thermalbad Zurzach AG beteiligt.

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