Zermatt Bergbahnen: Neue 3-S-Umlaufbahn eingeweiht

Grösste Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte

0
2878
Die Bergstation der neuen 3-S-Bahn ist im Felsen eingebettet. Quelle. ZBAG

Die Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG) weihte am 29. September 2018 anlässlich der ordentlichen Generalversammlung für das Geschäftsjahr 2017/18 die neue 3-S-Umlaufbahn ein. Diese wird ab der kommenden Wintersaison die Gäste vom Trockenen Steg zum Kleinen Matterhorn bringen, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt. Die neue Bahn stellt mehrere Rekorde auf: Es handle sich um die weltweit höchste 3-S-Umlaufbahn und gleichzeitig mit Gesamtkosten von über 55 Mio. CHF die grösste Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte. Mit der neuen Bahn, die eine Förderkapazität von 2’000 Personen pro Stunde hat, wird ein Nadelöhr im Skigebiet Zermatt entschärft. Die bislang oft langen Wartezeiten für die Weiterfahrt vom Trockenen Steg zum Klein Matterhorn und der Wechsel auf die italienische Seite des Skigebiets dürften zukünftig entfallen. Nach dem Bau ist indessen vor dem Bau: So plant die Gesellschaft eine weitere Grossinvestition mit einer Bahn zwischen dem Klein Matterhorn und der auf italienischer Seite gelegenen Testa Grigia, die auch im Sommer die Verbindung nach Italien per Bahn ermöglichen soll.

Dynamisches Pricing

Für die kommende Wintersaison führt die ZBAG erstmalig ein dynamisches Preissystem für Tages-und Mehrtageskarten ein. CEO Markus Hasler informierte die Aktionäre an der GV über das neue System. Der Fokus der Gesellschaft liege auf der Förderung des Onlineverkaufs. Wer seinen Skipass online erwirbt, erhält einen Rabatt von mindestens 5%. Im Rahmen von Spezialaktionen sind Reduktionen bis zu 25% möglich. Damit reagiert das Unternehmen auf die veränderten Konsum- und Kaufverhältnisse der Gäste.

Starker Sommer kompensiert Wetterkapriolen im Winter

Die Zermatt Bergbahnen litten im letzten Winter unter den teilweise extrem schwierigen Witterungsbedingungen mit zahlreichen Betriebsunterbrüchen infolge der grossen Schneemengen. Zusätzlich fehlte es an den Wochenenden an Sonne. Dies führte per Saldo zu einem Rückgang der Tageszutritte auf 1’252’000 von 1’318’000 im Vorjahr. Dennoch fiel das Minus der Winterverkehrseinnahmen mit 550’000 CHF auf 48.8 Mio. CHF bescheiden aus. Sehr erfreulich entwickelte sich indessen das Sommergeschäft mit einem Plus von 5,9% respektive plus 900’000 CHF auf 16.2 Mio. CHF. Die Anzahl der Tageszutritte legte gleichzeitig um 5’000 auf 601’000 zu. Insgesamt resultierte zusammen mit den um 360’000 CHF gesunkenen übrigen Betriebserträgen ein Gesamtumsatz in Vorjahreshöhe von 69.6 Mio. CHF. Trotz der sehr schwierigen Bedingungen im Winter gelang es, die Personalkosten um 1,1% auf 22.1 Mio. CHF zu senken, während der Sachaufwand auf dem Vorjahresniveau von 12.9 Mio. CHF gehalten werden konnte. Dies erlaubte ein leichtes Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 0,8% auf 34.6 Mio. CHF. Investitionsbedingt stiegen die Abschreibungen um 2,4% auf 29.3 Mio. CHF, was zu einem Minus des EBIT von 7,3% auf 5.3 Mio. CHF führte. Dank Verkäufen von nicht mehr benötigten Sachanlagen stieg der ausserordentliche Ertrag um 330’000 CHF auf 550’000 CHF an. So fiel der Reingewinn nur um 1,3% auf 1.9 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende in Höhe von 4 CHF pro Aktie, wovon 2.40 CHF als steuerbare Dividende und 1.60 CHF in der Form einer steuerbefreiten Auszahlung der Kapitaleinlagereserven ausgerichtet wird.

Wechsel an der Firmenspitze

An der GV schied der langjährige VR-Präsident Hans Peter Julen aus seinem Amt aus. Julen präsidierte die ZBAG während 17 Jahren und schied nun wegen des Erreichens der statutarischen Altersgrenze von 70 Jahren aus dem Verwaltungsrat aus. Nach seinem Ausscheiden wurde er zum Ehrenpräsidenten gewählt. Als Nachfolger tritt mit Franz Julen eine erfahrene Persönlichkeit in seine Fussstapfen. Der 60-jährige Franz Julen war während 16 Jahren bis Ende 2016 CEO des Sporthändlers Intersport und besitzt neben seiner einschlägigen beruflichen Erfahrung ein hervorragendes Netzwerk in der für die Zermatt Bergbahnen AG wichtigen Sportbranche. Weiterhin ist er VR-Präsident der börsenkotierten Valora Holding.

Fazit

Die Geschäftszahlen der ZBAG für das Geschäftsjahr 2017/18 fallen solide aus. Selbst die sehr schwierigen Witterungsbedingungen im Januar 2018 mit mehrtägigen kompletten Betriebseinstellungen und der Unerreichbarkeit des Dorfs belasteten das Ergebnis nur marginal. Selbst die erheblich aufwendigere Präparation des Skigebiets mit der Beseitigung der grossen Schneemengen liess den Aufwand nicht ansteigen, was die effiziente Kostenstruktur und die gute Führung der Gesellschaft eindrucksvoll vor Augen führt.

Bei allen wichtigen Branchenkennzahlen weisst das Unternehmen sehr solide Werte aus und zählt zu den Branchenführern. Als Beispiel angeführt werden kann etwa der Cashflow im Verhältnis zu den Gesamtinvestitionen. Mit dem im Berichtsjahr erzielten Cashflow von 30.7 Mio. CHF ist die Gesellschaft in der Lage, die Erneuerung sämtlicher Anlagen innert knapp 22 Jahren aus den selbst erarbeiteten Mitteln zu finanzieren, ohne auf Fremdmittel angewiesen zu sein. Damit ist die Gesellschaft problemlos in der Lage, die anlässlich der durchschnittlichen Betriebsdauer der Bahnen zwischen 25 und 30 Jahren anstehenden Erneuerungen selbst zu finanzieren.

Lediglich die Bilanzkennzahlen der ZBAG fallen mit einer Eigenmittelquote von 36,6% durchschnittlich aus. Angesichts der zahlreichen grossen Investitionen, wie etwa die nach drei Jahren Bauzeit fertiggestellte neue 3-S-Bahn mit Gesamtkosten von 55 Mio. CHF, kann die Bilanz als gesund angesehen werden. Trotz dieser Grossausgabe sind die Fremdmittel per Saldo seit 2015 um lediglich 8.5 Mio. CHF auf 127.9 Mio. CHF angestiegen. Als keinesfalls überteuert angesehen werden können auch die Finanzierungskosten von 2.5 Mio. CHF bei echten langfristigen Verbindlichkeiten von 101 Mio. CHF, zumal hierin auch Zinsen für die geleasten Anlagen enthalten sind.

Die Aktien der ZBAG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Gesellschaft verfügt über zwei verschiedene Aktienkategorien: Zum einen sind dies Namenaktien mit einem Nennwert von 50 Franken, zum anderen Inhaberpapiere mit demselben Nennwert. Beide Kategorien sind wirtschaftlich gleichgestellt. Die Namenaktien wurden letztmalig zu Kursen von 400 CHF gehandelt, während der letztbezahlte Kurs der Inhaberpapiere 370 CHF betrug. Beide Kategorien werden relativ selten gehandelt, was Investoren bei einem Anlageentscheid berücksichtigen sollten. Bei einem Kurs von 370 CHF verfügen die Titel über eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld tiefe Divivendenrendite von 1,1%. Wenig aussagekräftig sind sowohl das Kurs/Buchwert-Verhältnis als auch das Kurs/Gewinn-Verhältnis wegen der verhältnismässig hohen Abschreibungen, die die ZBAG macht. Es ist daher zu vermuten, dass die Bilanz stille Reserven enthält.

Dennoch erscheinen die Titel auf dem aktuellen hohen Niveau keinesfalls unterbewertet. Eine eher hohe Bewertung signalisiert auch das Verhältnis des Unternehmenswerts zum EBITDA (EV/EBITDA) von über 14 für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017/18.

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Kommentar verfassen