Repower: Erfolgreiche Neupositionierung im Wandel des Energiemarktes

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Am 30. Oktober hatte das Energieunternehmen Repower Analysten und Investoren zur vertieften Information und zum Gespräch nach Zürich eingeladen. CEO Kurt Bobst und CFO Brigitte Krapf stellten insbesondere das sich verändernde Marktumfeld und die Positionierung von Repower in den Mittelpunkt ihrer interessanten Präsentation.

Kursverlauf der Repower-Aktie (schwarze Linie) seit dem Listing auf OTC-X am 24.05.2016 verglichen mit dem OTC-X Energie Index (blau). Quelle: moneynet.ch

Es dürfte das Verständnis der anwesenden Analysten und Investoren von Repower verbessert haben, auch einmal über die pure Darstellung und Erläuterung der Finanzergebnisse hinauszublicken, schliesslich hat das Unternehmen 2016 eine Zäsur er- und überlebt und musste sich in der Folge an die unsicheren Marktbedingungen anpassen und neu positionieren. Seit Mai 2016 wird die Aktie im ausserbörslichen Markt gehandelt, nachdem zuvor die Dekotierung von der SIX Swiss Exchange erfolgt war. Damit verbunden war eine Rekapitalisierung durch eine Kapitalerhöhung im Volumen von 171 Mio. CHF. Unter anderen hatte sich der UBS Clean Energy Infrastructure Fund mit 18,88% beteiligt. Inzwischen hat sich die Aktie weit vom ersten bezahlten Preis am 24 Mai 2016, der bei 42 CHF lag, entfernt. Die Performance schlägt auch klar die des OTC-X Energie Index, der im gleichen Zeitraum von rund 2’400 Punkten auf nun knapp über 2’800 Punkte angestiegen ist.

Rapider Wandel des Energiemarktes

In der gesamten Präsentation war das Management bemüht, die rapiden Änderungen im Energiemarkt als Hintergrund zu vermitteln, um so die Sensibilität der Anwesenden für die Herausforderungen zu erhöhen, denen sich das Unternehmen zu stellen hatte. Die Konfrontation mit den harten Marktrealitäten war gleichsam die Voraussetzung für die Entwicklung einer Strategie, die es Repower ermöglichen sollte, aus den historisch gewachsenen Stärken trotz vieler Opfer ein neues und im doppelten Sinn nachhaltiges Geschäftsmodell zu konzipieren.

Kundenbedürfnisse im Fokus

Im Zentrum steht für Repower immer der Kunde. Durch den Fokus auf lukrative, wachstumsstarke und innovative Marktsegmente sind die Kunden heute, und das ist neu, andere Energieversorgungsunternehmen, die einen Teil ihrer Geschäfte durch den erfahrenen Dienstleister Repower erledigen lassen, sowie die öffentliche Hand, Gemeinden und Industrieunternehmen, und weiterhin italienische KMU, deren spezielle Bedürfnisse scheinbar zur vollen Zufriedenheit erfüllt werden.

Der entfesselte Energiemarkt

Das Spannungsfeld ist laut CEO Bobst von vier Entwicklungen geprägt. Was einst zentrale Produktion war, migriert zunehmend in Richtung dezentrale Produktion. Und wo bisher Monopole dominierten, ist durch aufeinanderfolgende Liberalisierungsschritte inzwischen ein reger Wettbewerb entstanden. Stromverteilung ist zudem immer weniger eine reine Frage der Netze, sondern zunehmend durch Digitalisierung und Systemkonvergenz gekennzeichnet. Und statt planbaren Lasten und physischer Netzverbindung stehen Flexibilität und Energieeffizienz im Vordergrund.

In dem dynamischen Marktumfeld ist nicht unbedingt klar, wohin die Reise bei der Frage nach der Energiezukunft geht. Dazu trägt auch die hohe Volatilität der Energiepreise bei. So stieg der Preis pro Fass Rohöl der Sorte Brent von 50 USD Mitte 2017 auf über 80 USD im Oktober 2018. Stärker noch als der Referenzwert Öl stiegen auch die Strompreise an – von ca. 30 EUR pro MWh auf über 50 EUR. Dabei gibt es eine Korrelation von Strompreis- und Aktienentwicklung, allerdings mit Verzögerung.

Quelle: Repower-Präsentation für Analysten und Investoren

Expansion in den Service-Bereich

Die Abhängigkeit von der Strompreisentwicklung reduziert Repower durch ein Bündel von Massnahmen. In der Schweiz bearbeitet das Unternehmen auch den Gasmarkt und bietet als Full-Service-Provider Dienstleistungen an. Dazu zählt auch die Vermarktung von Angeboten Dritter. Digitalisierung und Innovationen in der Produktentwicklung sollen nachhaltige Impulse generieren. In Italíen dagegen liegt der Schwerpunkt bei den KMU. Weiterhin werden digitale Vertriebskanäle entwickelt.

Neu: Services als Wachstumstreiber

Zum Ausbau des Servicegeschäfts arbeitet Repower mit 100 Partnern in der Schweiz und 120 Partnern in Deutschland zusammen. Angeboten werden massgeschneiderte und innovative Komplettlösungen, beispielsweise „Smart Power“, ein Gesamtpaket für Smart Metering und Energiemanagement. Derzeit läuft ein Pilotprojekt, die Markteinführung ist für 2019 geplant. Als Service-Provider profitiert Repower durch wiederkehrende Einnahmeströme. Ein weiteres Beispiel ist das „Plug´n Roll“ Ladenetz für Elektrofahrzeuge, das ausschliesslich mit Öko-Strom arbeitet. Das Netz wird schweizweit ausgerollt, über eine App populär gemacht und hat mit Jaguar Land Rover, Swiss Prime Site und Thurau Raststätten bereits namhafte Partner gefunden. Solch neue Services sollen als Wachstumstreiber ab 2019 signifikant und in steigendem Masse zum Umsatz beitragen.

Massgeschneiderte Italien-Strategie

In Italien ist Repower in einer anderen Ausgangslage. Zwar entfallen nach den Bereinigungen der letzten Jahre heute zwei Drittel des Umsatzes, 741.8 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2018, auf Italien, doch die Marke ist dort nur wenig bekannt. Bisher bestand das Italiengeschäft aus Produktion (Kraftwerk Treviso) und Handel. Nun soll der Verkauf durch neue Wege in der Kommunikation, digitale Kanäle und gut geschulte Vertriebspartner intensiviert werden. Mit neuen Produkten, etwa im Bereich Elektromobilität, will Repower das Profil am Markt schärfen.

Erster Green Bond in der Schweiz

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass das Geschäftsvolumen seit 2013 geschrumpft ist. Es war jedoch eine klassische Gesundschrumpfung, denn heute weist Repower eine nur geringfügige Nettoverschuldung auf und hat durch die Restrukturierung neue Handlungsspielräume erschlossen. Dazu haben auch Finanzierungserfolge beigetragen. Repower hat den Teilrückkauf einer Anleihe im Volumen von 18.55 Mio. CHF abgeschlossen. Für zwei neu emittierte sogenannte „Green Bonds“ (Schuldscheindarlehen) in der Schweiz wurde Repower in London mit dem „Green Bond Pioneer Award“ ausgezeichnet. Es war die erste Emission von Green Bonds in der Schweiz.

Vorsichtige Finanzpolitik

Bei der kommunizierten Finanzpolitik verweist das Unternehmen auf drei Pfeiler: gesunde Bilanzstruktur (aktuelle EK-Quote von 43%), gute Liquiditätsausstattung und adäquate Finanzierungspolitik. Letztere soll jederzeit den Zugang zum Kapitalmarkt sicherstellen. Diese Prioritäten zeigen, dass Repower aus den Verwerfungen der jüngeren Vergangenheit gelernt hat und Zwangssituationen zukünftig gar nicht erst entstehen lassen will. So wird auch das nicht unerhebliche Währungsrisiko fallweise gehedged. Im ersten Quartal lag die Quote bei 80%-100%. Das Risiko wird monatlich errechnet.

Zuversichtlicher Ausblick

Im Ausblick zeigt sich Repower zuversichtlich, zählt aber gleichwohl eine ganze Reihe von Herausforderungen auf. Die Volatilität der Preise am Energiemarkt dürfte nach der Einschätzung des Managements gross bleiben. In der Politik haben berechtigte Anliegen es schwer, aber es gebe auch Bewegung. Auf jeden Fall gehe die Entwicklung und Einführung neuer Produkte weiter, denn ab 2023 werde es nach weiterer Liberalisierung mehr Markt und damit mehr Wettbewerb geben.

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