Brauerei Schützengarten: Warmer Sommer lässt Bierverkäufe ansteigen

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Der Brauprozess wird bei Schützengarten elektronisch gesteuert. Bild: Holger Geissler, schweizeraktien.net

Die Brauerei Schützengarten AG konnte im per 30. September 2018 beendeten Geschäftsjahr 2017/18 die Bierverkäufe um 2,3% steigern. Wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt, sei es erstmalig seit langer Zeit gelungen, eine Zunahme im wichtigsten Absatzkanal Gastronomie zu erreichen. Positiv auf die Verkäufe wirkten sich das schöne Sommerwetter und die Fussballweltmeisterschaft aus. Schützengarten konnte stärker als der Markt wachsen, der im letzten Braujahr um 1,8% zulegte. Gebietsmäsisg habe sich vor allem das Tessin positiv entwickelt. Die intensive Beschäftigung mit der Tochtergesellschaft Birrificio Ticinese San Martino habe den Absatz der Markenbiere beflügelt. Die Verkäufe sind allerdings nicht in den Zahlen der Gesellschaft enthalten, informiert das Unternehmen seine Anteilseigner.

Verkäufe legen deutlich zu

Die gesamten Verkäufe an Schützengarten-Bieren und Handelsgetränken legten um 4,1% respektive 12’660 Hektoliter auf 324’710 Hektoliter zu. Neben den verstärkten Verkaufsanstrengungen hat sich auch die anhaltend hohe Qualität der Biere positiv ausgewirkt. Besonders stark legten allerdings die Handelsprodukte mit einem Plus von 7,3% zu. Neben den günstigen Witterungsbedingungen geht der Anstieg auch auf das Konto der Fusion der ehemaligen Tochtergesellschaft Wemag Getränkeservice mit der Brauerei Schützengarten. Organisch betrug das Plus 2,9%. Deutlich schwächer fiel der Anstieg bei der Bier-Eigenproduktion, die lediglich um 1% zulegte, aus. Der Verlust eines Eigenmarken-Auftrags für einen grossen Detailhändler habe sich negativ ausgewirkt.

Starke Umsatzentwicklung

Schützengarten konnte die Gesamteinnahmen im abgelaufenen Jahr um 3,7% auf 88.2 Mio. CHF steigern. Der Grossteil der Einkünfte entfiel mit 80.9 Mio. CHF aus den Lieferungen und Leistungen. Diese beinhalten die Einnahmen aus der Eigenproduktion, die gegenüber dem Vorjahr nur leicht um 1.5% auf 45 Mio. CHF anstiegen. Gleichzeitig stiegen die Umsätze der Handelsprodukte um 6,8% auf 34.9 Mio. CHF an. Wie im Vorjahr steuerten die sonstigen Erträge 1 Mio. CHF zu den Einnahmen bei. Zusätzlich generiert Schützengarten Erträge aus den eigenen Liegenschaften. Diese stiegen im Berichtsjahr um 2% auf 7.3 Mio. CHF an.

Margen gehalten

Auf der Kostenseite schlugen sich die Mehrumsätze in einem Anstieg der Warenkosten um 4,2% auf 28.1 Mio. CHF nieder, während die Personalausgaben um 2,4% auf 22.2 Mio. CHF anstiegen. Die Vertriebs- und Marketingaufwendungen erhöhten sich um 3,3% auf 16.8 Mio. CHF. Auch die Liegenschaftsaufwendungen stiegen mit einem Plus von 10,8% auf 6.3 Mio. CHF markant an. Hierin zumindest teilweise enthalten sein dürften die umfangreichen Investitionen in die Liegenschaften, welche im Berichtsjahr durchgeführt wurden. Nach der marginal höheren Biersteuer von 4 Mio. CHF resultierte ein Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 9.1 Mio. CHF nach 8.8 Mio. CHF im Vorjahr.

Massiv höher als im Vorjahr waren die Sachabschreibungen. Deren Umfang betrug 3.9 Mio. CHF nach 2.1 Mio. CHF, was zu einem Einbruch des EBIT um 21,6% auf 5.3 Mio. CHF führte. Auch der betriebsfremde Aufwand, der im Zusammenhang mit den Renditeliegenschaften steht, ist von 0.6 Mio. CHF im Vorjahr auf 1.1 Mio. CHF angewachsen. Diesem stehen wie im Vorjahr ausserordentliche Einnahmen im Umfang von 1 Mio. CHF gegenüber. Zulasten des Gewinns wurden zudem kurzfristige Rückstellungen im Umfang von 3 Mio. CHF nach 5.1 Mio. CHF gebildet. So resultierte unter dem Strich dank der tieferen Steueraufwendungen ein Gewinnplus von 4,8% auf 3.3 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 650 CHF pro Namenaktie respektive 130 CHF pro Partizipationsschein.

Fazit

Die Geschäftszahlen der Brauerei Schützengarten können als erfreulich angesehen werden. Auch wenn die Ermittlung der effektiv erwirtschafteten Margen durch die zahlreichen ausserordentlichen Faktoren erschwert wird, fallen die Deckungsbeiträge mindestens gut aus. Inwieweit in den Aufwendungen Investitionen enthalten sind, die zu einem tieferen EBITDA führen, lässt sich nicht zweifelsfrei ermitteln. Auffällig ist die gegenüber dem Vorjahr unveränderte EBITDA-Marge von 10,4%. Deutlich höher als betriebsnotwendig ausfallen dürften auch die Sachabschreibungen. Die ausgewiesenen Kennzahlen der Erfolgsrechnung dürften nur einen Teil der wirklichen Ertragskraft der Gesellschaft abbilden.

Als grundsolide angesehen werden können auch die Bilanzkennzahlen. Bereits die offen ausgewiesene Eigenmittelquote von 57,3% kann als gut angesehen werden. Die Gesellschaft besitzt zudem Rückstellungen im Umfang von knapp 11 Mio. CHF respektive rund 20% der Bilanzsumme, die nahezu vollumfänglich Eigenmittelcharakter aufweisen dürften. Die sonst bei Brauereien üblichen hohen Rückstellungen für Leihgebinde sind nicht in den Rückstellungen enthalten, sondern stellen eine eigene Bilanzposition dar. Zudem verfügt die Gesellschaft über sehr hohe stille Reserven im ansehnlichen Immobilienbestand.

Die Aktien und die stimmrechtslosen Partizipationsscheine der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTCX der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die relativ selten umgesetzten Namenaktien im Nennwert von 1’000 CHF gingen letztmalig zu Kursen von 55’000 CHF um. Die ebenfalls nur selten umgesetzten Partizipationsscheine mit einem Nennwert von 200 CHF wurden letztmalig zu Kursen von 5‚850 CHF gehandelt. Eine Bewertung der Titel mittels der klassischen Finanzkennzahlen zeigt eine klare Überbewertung an. Allerdings sind die Kennzahlen aufgrund des Geschäftsberichts nur wenig aussagekräftig. Die hohen Reserven, welche die Gesellschaft im Immobilienvermögen besitzt, sind nur ansatzweise in den Zahlen erkennbar. Als Anlagegrund kommt neben der Verbundenheit mit dem Unternehmen, der allerdings teuer erkauft werden muss, daher vor allem der Substanzwert in Betracht. Dieser dürfte den ausgewiesenen Wert um ein Mehrfaches übertreffen und der Grund für die sehr hohen Kurse sein.

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