SPI-Musterdepot: Bellevue Group – der Umbau kommt schnell voran

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André Rüegg, CEO der Bellevue Group, konnte vor wenigen Wochen den Verkauf der Bank am Bellevue an KBL vermelden. Bild: Bellevue Group

Nach der Outperformance des Swiss Performance Index im August holt nun das SPI-Musterdepot von schweizeraktien.net wieder deutlich auf. Während das Depot in den letzten vier Wochen nämlich um 2,0% nach oben ging, büsste der Index -2,1% ein.

Besonders gefragt war in den letzten Tagen ein Gesundheitswert im Portfolio: Ypsomed. Die Aktie des Spezialisten für Injektions- und Infusionssysteme kletterte auf Monatssicht um 8,4%. Aktuelle neue operative Zahlen liegen zwar nicht vor, aber deutliche Kursschwankungen sind beim Unternehmen aus Burgdorf im Kanton Bern auch keine Seltenheit.

Ypsomed – die Aktie ist nach oben ausgebrochen

Allerdings steigt die Spannung. Am 5. November präsentiert der Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit Diabetes die Halbjahreszahlen 2019/20 auf einer Medien- und Analystenkonferenz. Das könnte schöne Kursimpulse mit sich bringen. Aber möglicherweise zieht es die Aktie schon im Vorfeld weiter nach oben. Denn Ypsomed ist vor wenigen Tagen aus dem Abwärtstrend von 2018 nach oben ausgebrochen. Fällt jetzt auch noch der Widerstand bei 139 CHF, dann sind ganz schnell wieder Kurse um 150 CHF drin.

Mit einem fast zweistelligen Monatsplus ist Ypsomed der Top-Performer im Depot. Dabei ging es in den letzten Wochen mit Ausnahme von Valiant im schwachen Aktienmarkt mit allen anderen Titeln in unserem Portfolio ebenfalls nach oben.

Valiant – starke Expansion

Einziger Verlierer im vergangenen Monat – die Aktie von Valiant – fiel allerdings wegen neuer Meldungen nach unten. Die Bank will nicht nur ihre Kernregionen Bern und Luzern beackern, sondern künftig auch im Kanton Zürich aktiv werden. Dort sollen in den nächsten Jahren sieben neue Geschäftsstellen eröffnet werden und weitere sieben neue Filialen in der Nordwestschweiz, der Romandie und der Ostschweiz.

Das kostet Geld. 170 Vollzeitstellen werden geschaffen und es gibt zusätzlich Aufwendungen in die Digitalisierung des Konzerns. Insgesamt will Valiant für die Expansion in den nächsten fünf Jahren 50 Mio. CHF investieren. Das lastet möglicherweise kurzfristig auf dem Gewinn. Doch langfristig dürfte das Ergebnis dadurch deutlich steigen. Immerhin könnte Valiant künftig auch ein extra Geschäftsvolumen von mehreren Mrd. CHF im Jahr verarbeiten.

Dividende wird erhöht

Was gut klingt, gefällt Anlegern heute allerdings noch nicht. Seit Bekanntgabe der Expansionspläne hat die Aktie rund -10% an Wert verloren. Anleger mit einem Zeithorizont ab etwa einem Jahr nutzen den Kursrückgang zum Einstieg. Valiant notiert jetzt nicht nur rund -30% unter dem Buchwert von etwa 142 CHF, sondern zahlt nachhaltig hohe Dividenden.

Obwohl extra Ausgaben für die Expansion bevorstehen, steigt wohl die Ausschüttung für 2019 von 4.40 CHF auf 5 CHF. Alleine eine nachhaltige Dividende von 5,1% ist ein glasklares Kaufargument für die Aktie. Angesichts der günstigen Bewertung setzen Anleger darauf, dass Valiant ganz schnell wieder über die psychologische Marke von 100 CHF springen und dann rasch weiter steigen kann.

Bell setzt auf Produkte ohne Fleisch

Über den Widerstand einer psychologischen Marke konnte bereits Bell klettern. Wie von uns prognostiziert, ging es mit der Aktie des Fleischkonzerns nach dem Sprung über die 250 CHF-Hürde ganz schnell weiter nach oben. Die Bilanz: 4,5% Kursgewinn in vier Wochen.

Der Auftrieb hat aber nicht nur charttechnische Gründe. Firmenchef Lorenz Wyss will verstärkt auf Fleischersatz in den Produkten setzen, und das kommt bei den Anlegern an. Die Diskussion um den CO2-Ausstoss von Rind und Schwein ist ja bekannt, allerdings schon etwas eigenartig.

Aberwitzige Diskussion um CO2

Denn während in der Schweiz pro Kopf und Jahr etwa 350 Kilogramm CO2 auf das Konto des Verbrauchs von Schweinefleisch gehen, verursacht beispielsweise ein Ferien-Flug nach Kalifornien und zurück 7000 Kilogramm CO2 pro Kopf. Wer also einmal an die Ostküste in den Staaten fliegt, hinterlässt denselben CO2-Fussabdruck wie ein durchschnittlicher Verbraucher in 20 Jahren mit seinem Konsum an Schweinefleisch.

Als Alternative zu extra Steuern auf CO2-Ausstoss könnte man es auch anders postulieren: Wer einmal nach Kalifornien fliegt, darf 20 Jahre kein Schweinefleisch essen und wer einmal nach Australien jettet, bekommt 30 Jahre Fleischverbot.

Pflanzenburger und Laborfleisch

Aber das nur am Rande und zurück zu Bell. Manager Wyss will spätestens Anfang 2020 eigene Pflanzenburger in den Geschäften des Hauptaktionärs Coop anbieten. Zudem soll dieses Produkt schon bald unter anderem in den Restaurants von McDonalds auf der Karte stehen.

Aber nicht nur Pflanzenburger stehen auf dem Programm. Bell hat vor einem Jahr 2 Mio. CHF in die Entwicklung von Laborfleisch investiert. Angesichts der Klimahysterie könnten die beiden Produkte noch ein Renner werden. Bell notiert trotz der jüngsten Kursgewinne relativ bescheidene 30% über Buchwert und hat damit im Vergleich zu früheren Bewertungslevels noch 50% Kurspotential oder sogar noch mehr.

Bellevue Group – die Bank wird verkauft

Richtig gut lief es in den letzten Wochen auch bei Bellevue Group. Die Aktie des Vermögensverwalters schaffte seit Anfang September ein Plus von 7,6%. Immerhin konnte der Konzern aus Küsnacht am Zürichsee in den letzten Monaten mehrere Erfolge vorweisen. So stiegen die betreuten Kundenvermögen im ersten Halbjahr um mehr als 8% auf 11.7 Mrd. CHF. Rund 60% davon ging auf das Konto neuer Kundengelder.

Per Saldo steigerte Bellevue Group den Periodenüberschuss in den sechs Monaten um 23% auf 14.2 Mio. CHF. Neben diesem operativen Erfolg konnte der Finanzdienstleister auch die Bank am Bellevue, die jahrelang Probleme bereitet hatte, an die luxemburgische KBL verkaufen. Der Abschluss der Transaktion ist im ersten Quartal 2020 zu erwarten.

Sonderdividende möglich

Den Veräusserungserlös aus diesem Deal ebenso wie aus dem Verkauf der Anteile an der Schweizerischen Börse SIX im Juli will Bellevue für die Weiterentwicklung seiner Geschäfte verwenden. Zudem wird auch eine Zusammenarbeit mit der KBL im Bereich Asset Management geprüft. Möglicherweise erhalten Anleger wegen des Mittelzuflusses aus dem Verkauf der Tochter für 2019 erneut eine attraktive Sonderdividende. Eine Rendite von über 5% scheint auf jeden Fall so gut wie sicher.

Auch wenn der Finanzsektor kursmässig seit langem unter ferner liefen rangiert – Valiant und Bellevue zeigen, dass Anleger dort alleine schon mit Dividenden gut verdienen können und sich so ein gut planbares Einkommen sichern. Zudem ist eine hohe Zahlung einfach ein Zeichen der Zuversicht und Stärke, und das lässt für die Zukunft noch bessere Geschäfte und – früher oder später – deutliche Kursgewinne erwarten.

Musterdepot SPI “schweizeraktien.net”
Valoren Unternehmen Kaufkurs Kurs aktuell Ziel Stück in CHF +/-
1478650 Valiant Holding 82,55 98,20 135,00 135 13.257,00 19,0%
1811647 u-blox 82,55 71,80 149,50 134 9.621,20 -13,0%
3038073 Bell 289,50 268,00 389,50 37 9.916,00 -7,4%
2553602 Feintool 106,10 58,00 140,00 125 7.250,00 -45,3%
367144 Rieter 161,50 139,40 250,00 62 8.642,80 -13,7%
2620586 Ypsomed 128,10 136,20 175,00 100 13.620,00 6,3%
1226836 Mobilezone 12,50 9,77 16,50 1250 12.212,50 -21,8%
1075492 Schweiter 826,50 960,00 1350,00 10 9.600,00 16,2%
3038073 Huber + Suhner 67,65 63,80 85,00 200 12.760,00 -5,7%
2842210 Bellevue Group 24,00 22,70 29,50 650 14.755,00 -5,4%
31186490 VAT Group 130,20 127,15 168,50 120 15.258,00 -2,3%
  Cash         3.787,84  
  Performance gesamt         130.680,34 30,7%
  SPI Total Return 8975,70 12005,12     33,8%
  Start: 9.1.15, Start fiktiv mit 100’000 CHF; Stand: 7.10.19            
  Der Autor berät Anlageprodukte; die Titel sind Bestandteil des Anlageuniversums          

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