Zermatt Bergbahnen AG: Rekordzahlen im Geschäftsjahr 2018/19

Wintersportgeschäft dominiert weiterhin

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Die neue 3S-Bahn ist ein Besuchermagnet für die ZBAG. Quelle: Zermatt Bergbahnen AG

Die Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG) erzielten im per 31. Mai 2019 abgeschlossenen Geschäftsjahr neue Rekordwerte beim Umsatz. Wie VR-Präsident Franz Julen sich im neuesten Geschäftsbericht zitieren lässt, ist es «sehr bemerkenswert», dass sich das Umsatzplus von 6.5 Mio. CHF im Vergleich zum Vorjahr zum allergrössten Teil bis auf das EBITDA (Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen) durchschlug. Julen betont, dass nicht an Investitionen gespart wurde und diese mit einem Gesamtbetrag von 53.9 Mio. CHF ebenfalls einen Rekordwert erreichten. Grösstes Projekt war die neue 3S-Bahn Trockener Steg – Matterhorn Paradise, für die im Berichtsjahr 36 Mio. CHF ausgegeben wurden. Diese neue Bahn, die Julen als «Jahrhundertprojekt» bezeichnet, habe bereits nach sechs Monaten die «kühnsten Erwartungen» übertroffen. Allerdings haben die Investitionen auch ihre Schattenseite: So ist der Fremdmittelanteil in der Bilanz «vorübergehend», wie Julen festhält, auf 67,6% der Bilanzsumme angestiegen.

Festhalten am wichtigen Wintergeschäft

Die ZBAG konnte im Berichtsjahr die Skier Days um 9% steigern. Mit Tageszutritten von 1’376’000 konnte der Vorjahreswert von 1’252’000, der infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse tiefer als im Vorjahr ausfiel, um 9,9% gesteigert werden. Etwas bescheidener fiel das Plus im Sommer mit 5% auf 632’000 Zutritte aus. Der hohe Winteranteil von über 68% reflektiert die Bedeutung des Wintersports für Zermatt. Um hier auch weiterhin Wachstum zulasten der Konkurrenten generieren zu können, sind weitere Investitionen in die Bahnen, die Pisten und die maschinelle Beschneiung geplant. So steht im laufenden Geschäftsjahr die Totalsanierung der Beschneiungsanlagen Blauherd – Sunnegga auf der Agenda. Für die nächsten Jahre sind der Bau einer FIS-Piste, die Optimierung des Freeridegebiets Rote Nase/Stockhorn und der Ersatz der Sesselbahn Breitboden – Rosenritz sowie des Theodulexpress geplant.

Rekordumsatz

Die ZBAG konnte im Berichtsjahr die Gesamteinnahmen um 9,3% auf fast 76.9 Mio. CHF steigern, was einem neuen Rekordwert in der Unternehmensgeschichte entspricht. Eine nur untergeordnete Rolle spielen die Nebenerträge, da die ZBAG mit Ausnahme des Betriebs auf dem Klein Matterhorn keine Restaurants selbst betreibt respektive verpachtet. Wie im Vorjahr betrug der Anteil der übrigen Erträge weniger als 7% an den Gesamteinnahmen. Aus den Verkehrseinnahmen flossen 71.7 Mio. CHF nach 65.8 Mio. CHF in die Unternehmenskassen. Hiervon stammen 75% respektive 53.8 Mio. CHF aus dem Schneesportgeschäft, das gegenüber dem Vorjahr um 9,2% zulegen konnte. Auch die Einkünfte aus dem Ausflugsgeschäft legten um 9,2% auf 16.3 Mio. CHF zu. Noch stärker avancierte das Freizeitgeschäft mit plus 19% auf 1.6 Mio. CHF.

Auf der Kostenseite führte der Lohnanstieg zu einem um 2,2% auf 23.4 Mio. CHF angestiegenen Personalaufwand. Der Sachaufwand zog wegen der teilweisen Verbuchung der Kosten der Inbetriebnahme der neuen 3S-Bahn um 6,8% auf 13.1 Mio. CHF an. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des EBITDA von 14,4% respektive plus 5 Mio. CHF auf 39.6 Mio. CHF. Die hohen Investitionen schlugen sich in einem Anstieg der Sachabschreibungen um 15,7%, entsprechend plus 4.6 Mio. CHF auf 33.9 Mio. CHF, nieder. So fiel das Plus beim EBIT mit 6,8% auf 5.7 Mio. CHF schwächer aus als die Umsatzentwicklung. Trotz der höheren Verschuldung verharrte der Finanzaufwand auf dem Vorjahreswert von 2.5 Mio. CHF. Wegen höherer Steuern und tieferer betriebsfremden Erträge resultierte unter dem Strich «nur» ein Gewinnplus von 1,3% auf 1.94 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 4 CHF pro Aktie.

Fazit

Die Geschäftszahlen der ZBAG für das Geschäftsjahr 2018/19 fallen sehr gut aus. Trotz der hohen Investitionen in die neue 3S-Bahn konnten die Kennzahlen der Erfolgsrechnung markant verbessert werden. Die betrieblichen Kennzahlen sehen nicht nur im Branchenvergleich gut aus. Dies gilt insbesondere für den Cashflow, der es dem Unternehmen erlaubt, die Erneuerung aller Sachanlagen in einem Zeitraum von weniger als 13 Jahren aus den eigenen Mitteln zu finanzieren. Angesichts einer durchschnittlichen Betriebsdauer der Sachanlagen von 25 bis 30 Jahren kann dieser Wert als hervorragend bezeichnet werden.

Lediglich die Bilanzkennzahlen der ZBAG kommen mit einer nochmals tieferen Eigenmittelquote von 32,4% nach 36,6% im Vorjahr unterdurchschnittlich daher. In den Fremdmitteln von gesamthaft 153.2 Mio. CHF sind die Leasingverbindlichkeiten für die Bahnanlagen von 33.9 Mio. CHF enthalten. Diese umfassen den gesamten zu erwartenden Aufwand für die Bahnen. Bereinigt um diese Position betragen die Fremdmittel noch 119.3 Mio. CHF respektive knapp 53% der Bilanzsumme. Dieser Wert kann als zumindest im Branchenvergleich gut angesehen werden. Als keinesfalls überteuert angesehen werden können auch die Finanzierungskosten von 2.5 Mio. CHF bei echten langfristigen Verbindlichkeiten von 103 Mio. CHF, zumal hierin auch Zinsen für die geleasten Anlagen enthalten sind.

Die Aktien der ZBAG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Gesellschaft verfügt über zwei verschiedene Aktienkategorien: Zum einen sind dies Namenaktien mit einem Nennwert von 50 Franken, zum anderen Inhaberpapiere mit demselben Nennwert. Beide Kategorien sind wirtschaftlich gleichgestellt. Die Namenaktien wurden letztmalig zu Kursen von 500 CHF gehandelt, während der letztbezahlte Kurs der Inhaberpapiere 450 CHF betrug. Beide Kategorien werden relativ selten gehandelt, was Investoren bei einem Anlageentscheid berücksichtigen sollten. Bei einem Kurs von 450 CHF verfügen die Titel über eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld tiefe Divivendenrendite von 0,9%. Wenig aussagekräftig sind sowohl das Kurs/Buchwert-Verhältnis als auch das Kurs/Gewinn-Verhältnis wegen der verhältnismässig hohen Abschreibungen, die die ZBAG macht. Es ist daher zu vermuten, dass die Bilanz stille Reserven enthält. Dennoch sind die Titel auf dem aktuellen hohen Niveau nicht unterbewertet. Eine eher hohe Bewertung signalisiert denn auch das aussagekräftige Verhältnis des Unternehmenswerts zum EBITDA (EV/EBITDA) von über 15 für das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19.

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