Aletschbahnen: Vorwärtsstrategie macht sich bezahlt

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Die Aletschbahnen AG profitierte im Geschäftsjahr 2018/19 von mehreren positiven Faktoren. Dank «ausgezeichneten Wintersportbedingungen und gutem Wetter im Sommer», wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt, konnten die Gesamteinnahmen um über 8% auf 42 Mio. CHF gesteigert werden. Ein weiterer Grund für die Mehreinnahmen sei die in den letzten fünf Jahren realisierte Vorwärtsstrategie des Unternehmens, die sich in einem Investitionsvolumen von 74 Mio. CHF niederschlägt.

Aktuell befindet sich das Grossprojekt ÖV-Hub in Fiesch in der Endphase. Hier realisieren die Aletschbahnen gemeinsam mit der Matterhorn Gotthard Bahn AG einen neuen Verkehrsknotenpunkt. Dieser umfasst einen komplett neuen Bahnhof der Matterhorn Gotthard Bahn, ein Postautoterminal und die Talstation der neuen Gondelbahn «Integral» zur Fiescheralp. Die Gondelbahn führt zu einer deutlichen Steigerung der Kapazität und damit zu einer Reduktion der Wartezeiten. Auch können die ankommenden Gäste in wenigen Schritten vom Zug oder Postauto auf die Gondelbahn umsteigen. Bis zur Inbetriebnahme, die für den 7. Dezember 2019 geplant ist, werden rund 24 Mio. CHF investiert.

Fusion erlaubt Synergien von 1 Mio. CHF

Die Fusion der Aletsch Riederalp Bahnen mit den Bettmeralp Bahnen und den Luftseilbahnen Fiesch-Eggishorn AG zu den Aletschbahnen wurde im Oktober 2017 an den Generalversammlungen der jeweiligen Gesellschaften beschlossen. Auch wenn besonders im Vorfeld der Versammlungen teilweise harsche Kritik an den Umtauschverhältnissen der Aktien der verschiedenen Gesellschaften geübt wurde, ist nunmehr offenbar Ruhe eingekehrt. So wurde denn auch an der GV vom 25. Oktober auf der Bettmeralp nur wenig Kritik von den Aktionären geäussert. Diese war denn auch nicht substanziell und betraf lediglich Einzelprojekte.

Ein möglicher weiterer Zusammenschluss in der Region ist zumindest kurz- bis mittelfristig nicht wahrscheinlich. Nach dem Abschluss der Fusionsarbeiten war denn auch das Geschäftsjahr 2018/19, das per 31. Mai 2019 endete, das erste Geschäftsjahr, das nicht mehr von Fusionsarbeiten begleitet war. Nicht ohne Stolz verkündete VR-Präsident Renato Kronig denn auch den Aktionären, dass bereits im ersten Jahr die Synergien aus dem Zusammenschluss die Summe von 1 Mio. CHF betrugen. Die Ziele wurden damit klar übertroffen. Kronig erwartet zukünftig noch weitere Synergieeffekte besonders im Bereich der Einkaufskonditionen.

Betriebsgewinn legt überproportional zu

Die Gesamteinnahmen im Berichtsjahr legten um 8,1% auf 42 Mio. CHF zu. Besonders stark zogen die Nebenerträge mit plus 21,6% auf 8.2 Mio. CHF an. Hierin enthalten sind die erstmalig für ein volles Jahr erzielten Einnahmen der Alpenlodge Kühboden. Klar tiefer fiel das Plus beim Verkehrsertrag mit 5,2% auf 33.8 Mio. CHF aus. Das nach wie vor dominierende Wintergeschäft konnte sich mit einem Plus von 3,8% auf 21.3 Mio. CHF in einem anhaltend schwierigen Umfeld gut behaupten.

Auf der Kostenseite schlug sich die erstmalige Integration der Alpenlodge ebenfalls nieder. So stiegen etwa die Personalkosten um 1 Mio. CHF auf 16.7 Mio. CHF an. Bei den betrieblichen Aufwendungen lässt sich ein deutliches Minus der Ausgaben für Material und Unterhalt um 600’000 CHF auf 2.3 Mio. CHF erkennen. Lediglich die Positionen Restaurationsbetriebe und Energie verzeichneten höhere Aufwendungen. Insgesamt betrugen die Betriebskosten 11.5 Mio. CHF nach 11 Mio. CHF im Vorjahr. Dank der höheren Umsätze legte der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) überproportional um 12,9% auf 13.8 Mio. CHF zu. Die hohen Investitionen schlagen sich in einem Plus der Sachabschreibungen von 2 Mio. CHF auf 12 Mio. CHF nieder. Dies führte zu einem Rückgang des EBIT um 21,6% auf 1.7 Mio. CHF. Dank höheren ausserordentlichen Erträgen und etwas tieferen Steuern resultierte dennoch unter dem Strich ein Reingewinnplus von über 12% auf 256’000 CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 1 CHF pro Aktie.

Fazit

Der Zusammenschluss der drei Bahnen im Aletschgebiet zahlt sich für die Aktionäre aus. So steigerte die Gesellschaft nicht nur die Umsätze deutlich, was zumindest teilweise auf die idealen Witterungsbedingungen im Geschäftsjahr zurückzuführen ist, sondern auch die Ertragsmargen. Die EBITDA-Marge als aussagekräftige Kennzahl legte von 31,4% im Vorjahr auf 32,8% deutlich zu. Die Personalaufwandquote konnte auf 39,8% der Umsätze nach 40,3% im Vorjahr gesenkt werden, obwohl das kostenintensive Gastronomiegeschäft ausgebaut wurde. Wenig aussagekräftig sind die ausgewiesenen Werte der Erfolgsrechnung beim Reingewinn, der vor allem durch die Höhe der Sachabschreibungen beeinflusst worden sein dürfte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gesellschaft deutlich höhere Abschreibungen zulasten der Erfolgsrechnung verbucht, als dies betrieblich notwendig ist.

Schwach präsentieren sich indessen die Bilanzkennzahlen mit einer nochmals tieferen Eigenmittelquote von 25,3% nach 27,6% im Vorjahr. Hierin spiegeln sich die grossen Investitionen, welche die Gesellschaft im vergangenen Jahr machte, wider. In den Gesamtverbindlichkeiten von gut 70 Mio. CHF sind allerdings zinsfreie Darlehen der öffentlichen Hand im Umfang von 13.7 Mio. CHF enthalten.

Hierbei nicht übersehen werden darf, dass die Gesellschaft einen Leistungsauftrag der öffentlichen Hand erfüllt. Das Hochplateau Bettmeralp – Riederalp – Fiescheralp wird durch die Bahnen der Aletscharena erschlossen. Dies ist auch bei der Beurteilung der übrigen Kennzahlen zu beachten. Ins Auge fällt der im Vergleich zu den Gesamtinvestitionen tiefe Cashflow. Mit einem Cashflow von 12.7 Mio. CHF könnte die Gesellschaft die Erneuerung aller Sachanlagen im Gesamtwert von 418 Mio. CHF erst in 33 Jahren aus den selbst erarbeiteten Mitteln finanzieren. Da ein Teil der Anlagen Erschliessungscharakter hat und damit subventionsberechtigt ist, dürfte das Verhältnis des Cashflows zu den Gesamtinvestitionen zumindest die kritische Marke von 30 unterschreiten. Diese Marke resultiert aus der durchschnittlichen Betriebsdauer von Bahnanlagen zwischen 25 und 30 Jahren. Mit der Fertigstellung des ÖV-Hubs Fiesch ist die Phase der grossen Investitionen zumindest vorläufig beendet, und die Gesellschaft kann die erzielten Cashflows zur Stärkung der Bilanz einsetzen.

Die Aktien der Aletschbahnen AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB)  gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 57.20 CHF werden die Papiere mit einem Discount von rund 45% auf den ausgewiesenen Buchwert per 31. Mai 2019 bewertet. Als auch im aktuellen Tiefzinsumfeld bescheiden angesehen werden muss die Dividendenrendite von 1,7%. Sehr tief fällt das KGV auf der Basis des EBITDA mit einem Wert von nur 1.1 aus. Das KGV auf der Basis des Reingewinns hat wegen der hohen Abschreibungen wenig Aussagekraft. Als keinesfalls überteuert anzusehen ist auch das Verhältnis des EBITDA zum Unternehmenswert, das sogenannte EV/EBITDA-Verhältnis mit einem Wert von gut 5.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

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