Schweizer Zucker: Fallende Umsätze wegen schwacher Ernte

Rückkehr in die schwarzen Zahlen unwahrscheinlich.

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Mit einer neuen Werbekampagne, welche die Zuckerproduktion in den Vordergrund stellt, will die Gesellschaft den Verkauf ankurbeln. Quelle: Schweizer Zucker AG

Die Schweizer Zucker AG informierte ihre Aktionäre zum Jahresende 2019 über einen Umsatzrückgang von 6,5% im Geschäftsjahr 2018/19. Als Grund nennt das Unternehmen im aktuellen Aktionärsbrief die unterdurchschnittliche Ernte im Jahr 2018. So betrug die Zuckerproduktionsmenge lediglich 216’000 Tonnen nach 271’000 Tonnen im Vorjahr, was einem Minus von 20,3% entspricht. Erfreulicher fiel die Ernte beim Biozucker aus, dessen Erntemenge deutlich von 6’200 Tonnen im Vorjahr auf 8’200 Tonnen anstieg, während die Menge des konventionell produzierten Zuckers von 265’000 Tonnen im Vorjahr auf 208’000 Tonnen fiel. Das entspricht einem Minus von 21,5%. Stabil blieb die Zuckerverkaufsmenge mit gut 260’000 Tonnen. Die Differenz zwischen der Produktion und den Verkäufen wurde durch den Abbau von Lagerbeständen und dem Zukauf von Zucker gedeckt.

Tiefe Zuckerpreise belasten

Die tieferen Zuckerpreise und die geringere Erntemenge liessen die Umsätze im Berichtsjahr auf noch 196.9 Mio. CHF sinken. Noch stärker als die Umsätze gingen die Ausgaben für die Rüben zurück. Diese betrugen noch 79.7 Mio. CHF nach 97.6 Mio. CHF im Vorjahr, was einem Minus von 18,3% entspricht. Auf das Ergebnis negativ wirkte sich der höhere Aufwand für die Zuckergewinnung aus den Rüben infolge deren schlechterer Qualität und höhere Zukäufe von Zucker und Dicksaft aus. Diese Mehraufwendungen überstiegen die Sparanstrengungen, was per saldo zu einem negativen Betriebsergebnis von -6 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von -3.1 Mio. CHF führte. Nach einer deutlichen Auflösung von Reserven wurde ein Reingewinn von 0.1 Mio. CHF nach 0.9 Mio. CHF im Vorjahr ausgewiesen. Wegen des ungünstigen Geschäftsverlaufs gingen die Investitionen in die Sachanlagen um 1 Mio. CHF auf 8.4 Mio. CHF zurück.

Anbaubereitschaft nimmt weiter ab

Die Vertragsfläche für den Anbau konventioneller Zuckerrüben fiel für das laufende Jahr um weitere 1’000 Hektaren auf noch 18’000 Hektaren Anbaufläche. Gleichzeitig konnte die Flächenausdehnung bei den Biorüben weiter fortgesetzt werden. Nach einem durchwachsenen Sommer führten starke Niederschläge im Oktober zu erschwerten Erntebedingungen und zu einem späten Anstieg der Pflanzenerträge. Dennoch konnte insgesamt mit 82 Tonnen pro Hektar bei einem durchschnittlichen Zuckergehalt von 16,3% eine durchschnittliche Ernte verzeichnet werden. Die Zuckerproduktionsmenge legte beim konventionell angebauten Zucker um 23’000 Tonnen respektive 11% auf 231’000 Tonnen zu. Beim Biozucker fiel der Anstieg mit plus 9,8% auf 9’000 Tonnen etwas geringer aus.

Kurz vor dem Ende der Rübenverarbeitung wurde im Betrieb in Aarberg ein Riss im Fundament des Kalkofens entdeckt. Dennoch konnte die Verarbeitung unter ständiger Beobachtung des Risses am 1. Januar 2020 erfolgreich abgeschlossen werden. Seitdem ist das Areal um den Ofen abgesperrt, und die Arbeiten zur Stabilisierung sind in vollem Gang.

Auf der Preisseite zeichnet sich nach dem Tief von 300 USD pro Tonne Weisszucker auf dem Weltmarkt eine Trendwende ab. So rechnet das Unternehmen damit, dass im laufenden Zuckerjahr 2019/20 die Ernte erstmalig geringer ausfallen wird als der weltweite Bedarf an Zucker. Dies sollte zu einer Marktentlastung führen.

Auch TV-Spots sollen helfen, die Verkaufsmenge von Schweizer Zucker zu erhöhen. Quelle: zucker.ch

Fazit

Die Schweizer Zucker AG litt im Geschäftsjahr 2018/19 unter den schwierigen Marktbedingungen und den ungünstigen Witterungsverhältnissen. Diese negativen Faktoren spiegeln sich in den vorläufigen Geschäftszahlen wider, die das Unternehmen im Aktionärsbrief publiziert. Diese dürften sich wie bisher nur wenig von den definitiven Zahlen unterscheiden.

Unsere Befürchtungen, die wir vor Jahresfrist äusserten, traten ein, und die Gesellschaft konnte wiederum aus dem operativen Geschäft keinen Gewinn erwirtschaften. Stattdessen fiel der Betriebsverlust sogar noch deutlich höher als im bereits schwachen Vorjahr aus. Auch wenn sich ein leichter Hoffnungsschimmer am Horizont mit anziehenden Zuckerpreisen abzeichnet, dürfte die Rückkehr in die Gewinnzone auch im laufenden Geschäftsjahr schwierig werden. Dies nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Kosten der Stabilisierung des Fundaments des Kalkofens in Aarberg, die sicherlich das Jahresergebnis belasten. Eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen ist somit auch weiterhin nicht zu erwarten. Sehr positiv zu bewerten ist, dass die Gesellschaft den Aktionärsbrief erstmalig allen Interessierten frei zugänglich auf ihrer Homepage zur Verfügung stellt.

Die Aktien der Schweizer Zucker AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Trotz der schwachen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 konnte sich der Kurs der Aktien auf dem Kurs von 26 CHF halten. Die Titel avancierten nach einem Tief von 21.40 CHF in den Sommermonaten um über 20%. Auf Jahressicht verzeichnen die Papiere dennoch ein Kursminus von 20%.

Der Buchwert dürfte auch nach der Auflösung von Reserven in der Grössenordnung von 60 CHF pro Aktie liegen. Dies lässt die Papiere auf den ersten Blick als günstig erscheinen, was immer wieder Finanzinvestoren auf den Titel aufspringen lässt. Diese setzten in der Vergangenheit ebenso wiederholt wie erfolglos auf deutlich höhere Kurse und Substanzdividenden. Erst an der letzten Generalversammlung im Frühjahr 2019 regte ein institutioneller Investor kurspflegende Massnahmen seitens der Unternehmensführung wie etwa Ausschüttungen oder ein Rückkaufangebot an. Diese Sichtweise entspricht dem rein finanziell orientierten Anleger und berücksichtigt die schwierige Situation, in der sich die Gesellschaft befindet, nicht.

Ein Warnsignal stellt die zunehmend sinkende Bereitschaft der Rübenpflanzer dar, Rüben anzubauen. Investoren sollten sich zudem die Sandwichposition, in welcher sich die Gesellschaft befindet, klar bewusst machen. Den Zuckerrübenpflanzern respektive deren Verbände gehören 50% der Aktien der Gesellschaft. Diese sind vor allem an einem ansehnlichen Rübenpreis interessiert, was zulasten der Rentabilität der Gesellschaft geht. Wegen der hohen Risiken, die sich aus dieser Konstellation gepaart mit dem schwierigen Marktumfeld ergeben, eignen sich die Titel trotz des optisch günstigen Preises nur bedingt zur Anlage.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

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