Weleda: Naturkosmetik legt zu, Arzneimittelumsatz geht zurück

Umsatzeinbruch von homöopathischen Arzneimitteln in Frankreich

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Die Weleda-Gruppe gab in einer Medienmitteilung Mitte Februar die wichtigsten Kennzahlen zum Geschäftsjahr 2019 bekannt. So konnte der Hersteller von Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimitteln den Gesamtumsatz im vergangenen Jahr um 4,1% auf 429 Mio. EUR steigern. Keine Angaben machte das Unternehmen aus Arlesheim bisher zur Ertragslage.

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Mit der Lancierung von neuen Produkten will Weleda 2020 weiter wachsen. Bild: obs/Weleda AG/Claudia Link/weleda.ch

Weleda teilte lediglich mit, dass das vorläufige Nettofinanzguthaben (Flüssige Mittel abzüglich verzinslicher Finanzverbindlichkeiten) Ende 2019 mit rund 48 Mio. EUR um ein Drittel über Vorjahresniveau lag. Nennwertadjustiert entspricht dies bei aktuellen Währungsverhältnissen rechnerisch einem anteiligen Nettofinanzguthaben von knapp 1‘800 CHF je Partizipationsschein im Nominalwert von je 500 CHF. Der deutliche Anstieg des Nettofinanzguthabens spricht für eine solide Ertragssituation auch im abgelaufenen Geschäftsjahr und erlaubt es Weleda, die anstehenden Investitionen zum Teil aus eigener Kraft finanzieren zu können. Rund 100 Mio. Euro sollen allein ab Ende 2020 in den Neubau eines Logistikzentrums im süddeutschen Schwäbisch Gmünd investiert werden.

Wachstum mit Naturkosmetik-Produkten

Über 75% ihres Umsatzes erwirtschaftet Weleda mit Naturkosmetik-Produkten. Diese Sparte legte weltweit um 6,3% auf rund 327 Mio. EUR zu. Vor allem die Regionen Zentral-/Osteuropa und Asien konnten mit zweistelligen Zuwachsraten überzeugen, während die Umsätze in D-A-CH um 3,7% auf 162 Mio. EUR wuchsen.

Im Bereich Arzneimittel hingegen ging der Umsatz um 2,3% (ohne Wechselkurseffekte -1,7%) zurück. Das ist vorwiegend auf den französischen Markt zurückzuführen, der ein Minus von 12,4% verzeichnete, während in der D-A-CH Region die Umsätze um immerhin 4,8% zunahmen.

Frankreich streicht Erstattung von homöopathischen Arzneimitteln

Hintergrund des Absatz-Einbruchs auf dem französischen Markt ist die Ankündigung der französischen Regierung im vergangenen Sommer, homöopathische Mittel nicht mehr von der staatlichen Krankenkasse erstatten zu lassen. Die Streichung erfolgt schrittweise, in diesem Jahr sinkt die Erstattung von 30% der Kosten auf 15%, ab 2021 wird sie dann ganz aufgehoben.

Kursverlauf über die letzten drei Jahre der Boiron SA in Euro. Quelle: money-net.ch

Die öffentliche Debatte um Globuli und andere homöopathische Mittel liess die Verkäufe in Frankreich schon letztes Jahr einbrechen. So verzeichnete der weltweit grösste Hersteller von homöopathischen Arzneimitteln, die französische Boiron SA, im ersten Halbjahr 2019 einen Umsatzrückgang von 8,5%. Die Homöopathie sei Gegenstand von ungerechtfertigten und diskriminierenden Angriffen der französischen Regierung, teilte Boiron zur Streichung der Erstattungsfähigkeit mit.

Auch in 2020 Wachstum erwartet

Weleda geht in 2020 wegen der Frankreich-Thematik von einem weiteren Rückgang beim Arzneimittelumsatz aus. Hingegen soll der Gesamtumsatz durch die Einführung von Neuprodukten und der Fortführung der Internationalisierungsstrategie in der Naturkosmetik weiter wachsen. Dabei helfen soll die globale Markenkampagne „Eins mit der Natur“, die von März bis Mai in digitalen und sozialen Medien ausgespielt wird.

In Hamburg wurde im Januar das erste City Spa Deutschlands eröffnet. Bild: weleda.ch

Einen weiteren Wachstumsschub erhofft sich das Unternehmen mit dem Konzept von City Spas. Nachdem bereits in den drei niederländischen Städten Den Haag, Rotterdam und Oegstgeest City Spas erfolgreich eröffnet  wurden, folgte im Januar 2020 mit dem Standort Hamburg Blankenese im kaufkräftigen Hamburger Westen das erste in Deutschland. Weleda bietet dort auf 200 Quadratmetern Fläche Massagen und Gesichtsbehandlungen an.

Fazit

Weleda zeigt weiterhin ein robustes Wachstum, das sich über alle Weltregionen manifestiert. Die Naturkosmetikprodukte sind wegen der nachhaltigen Produktionsbedingungen der Rohstoffe im Trend, was für 2020 weitere Umsatzsteigerungen erwarten lässt.

Das Geschäft mit homöopathischen Arzneimitteln dürfte dagegen rückläufig bleiben; die Diskussion darüber, ob Globuli & Co. eine wissenschaftlich belegte Wirkung haben, wird nicht nur in Frankreich anhalten.

Umso wichtiger ist es, mit der Ausweitung des Konzepts der City Spas das neue Standbein zu festigen. Noch in diesem Jahr werden in Amsterdam und Stuttgart weitere Bäder eröffnet. Marc van Boven, Managing Director Benelux, hat denn auch die Vision, dass in Zukunft in jeder grossen Stadt Europas ein Weleda City Spa zu finden sein wird, wie er auf der Webseite des Unternehmens zitiert wird.

Die auf OTC-X frei gehandelten Namenpartizipationsscheine von Weleda legten in den letzten zwölf Monaten mit über 20% stark zu. Zuletzt wurden sie bei 4‘500 CHF gehandelt.

Kursverlauf der auf OTC-X gehandelten Weleda Partizipationsscheine in den letzten zwölf Monaten. Quelle: money-net.ch

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