Siegfried AG: Erfolgreiches globales Team im Banne des Corona-Virus

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Das Siegfried-Werk im chinesischen Nantong produziert nach zwei Wochen Unterbruch wieder. Bild: siegfried.ch

Traditionell empfängt die Siegfried AG Analysten und Journalisten zur Kommentierung des abgelaufenen Geschäftsjahrs im Hotel Widder am Rennweg in Zürich. Morgens die Journalisten, nachmittags die Analysten. So auch dieses Jahr wieder, auch wenn die Begleitumstände 2020 etwas besonders waren.

Ausgestreckte Hände zur Begrüssung – man kennt sich untereinander – blieben auf halbem Weg stecken, viele sagten den Termin zur Gänze ab, wobei die Journalisten offenbar weniger ängstlich sind, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, als Analysten. Bei denen hätte es deutlich mehr Absagen gegeben, so CEO Wolfgang Wienand.

Wie geht ein weltweit operierendes Unternehmen mit der Situation um? Welche Massnahmen wurden ergriffen, um die Gefahr, dass sich Mitarbeitende infizieren, möglichst klein zu halten? Man hätte bereits sehr früh reagiert, so Wienand, bereits seit 27. Januar gelten restriktive Reisebeschränkungen im Unternehmen. Auch wurde die traditionelle CEO-Session mit mehreren hundert Mitarbeitenden, die immer einen Tag nach Presse- und Analystenkonferenz im Stammhaus in Zofingen stattfindet, abgesagt.

Zwei Risiken wegen des Corona-Virus definiert

Für das Unternehmen habe man zwei Risiken definiert, sagt Wienand. Einerseits die Offenhaltung der Produktionsanlagen, andererseits das Halten der Lieferketten. Bisher gebe es keine signifikanten Störungen, wenngleich der Betreib im chinesischen Nantong statt eine Woche zum chinesischen Neujahrsfest wegen des Corona-Virus zwei Wochen geschlossen werden musste. Mittlerweilen werde aber wieder in Nantong produziert. Dies ist auch deshalb wichtig für die Siegfried AG, weil laut CFO Reto Suter noch nie so viele Produkttransfers unter den neun Produktionsstätten geleistet worden seien wie 2019.

Wachstum in allen Bereichen

Vor dem alles überlagernden Virus-Thema trat fast ein bisschen in den Hintergrund, dass die Siegfried AG 2019 ein hervorragendes Geschäftsjahr hingelegt hat, mit Wachstum in allen Bereichen und bei allen wichtigen Kennzahlen. So legte der Umsatz um 6,9% in Lokalwährungen auf 833.5 Mio. CHF zu. Im Bereich Drug Substances, der drei Viertel des Umsatzes des Unternehmens ausmacht, betrug der Umsatzzuwachs 9% in Landeswährungen, im Bereich Drug Products 0,5%.

Wienand und Suter wiesen insbesondere auch auf den Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hin. Das Core-EBITDA stieg um 11,3% auf 140.7 Mio. CHF. Die EBITDA-Marge legte weiter um einen Prozentpunkt auf 16,9% zu. Und auch der Core-Reingewinn konnte um stattliche 18,5% auf 65.7 Mio. CHF gesteigert werden.

Auch 2019 keine Akquisition

Seit Jahren wird immer wieder spekuliert, wann Siegfried zu einer Übernahme ausholt. Hier sei man weiter auf der Suche nach geeigneten Übernahmezielen, die sich laut Wienand eher im Drug-Product-Bereich und geografisch in Europa oder den USA befänden. Siegfried hält eigene Aktien in Höhe von ca. 90 Mio. CHF zum derzeitigen Kurs; die „Kriegskasse“ sei also zusammen mit dem wachsenden Cashflow gut gefüllt.
Allerdings muss Siegfried auch in den Rückspiegel schauen, denn im stark fragmentierten CDMO-Markt (contract development and manufacturing organizations) könnte das Unternehmen selbst zum Übernahmeziel werden, wie Dominik Feldges in der NZZ schreibt.

Erfolgreich als globales Team

Man sei jetzt „successful as a global team“, nicht mehr „on track to a global team“, wie das Motto noch 2018 hiess, beschreibt Wienand den Zustand des Unternehmens. Im Berichtsjahr habe die Siegfried-Gruppe an mehreren Standorten Investitionen vorgenommen, die einerseits der Forschung und Entwicklung (+20% auf 33.3 Mio. CHF), andererseits den Produktionsbetrieben zugute kommen. So wurde in Zofingen mit der Installation einer weiteren Mehrzweckteilanlage für eine chemische Spezialtechnologie begonnen, die in diesem Jahr fertiggestellt und in den Betrieb genommen werden soll. Auch im deutschen Hameln wurde in den weiteren Ausbau von Kapazitäten und Kompetenzen für die aseptische Abfüllung biologisch hergestellter Wirkstoffe investiert. Und in Evionnaz wird eine neue Mikronisierungsanlage für pharmazeutische Wirkstoffe gebaut, die ebenfalls 2020 in Betrieb gehen soll.

Erhöhung der Ausschüttung an die Aktionäre

Ihren Anteil am Erfolg sollen auch die Aktionäre erhalten: Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung, deren Durchführung je nach Lage vom 17. April auf den 26. Juni verschoben werden soll, eine Erhöhung der Ausschüttung auf 2.80 CHF (Vorjahr 2.60 CHF) pro Namensaktie vor. Die Ausschüttung erfolgt durch eine Reduktion des Nennwerts im Rahmen einer Kapitalherabsetzung.

Fazit

Siegfried hat 2019 ein überzeugendes Jahr hingelegt. Umsatzsteigerung nahe am zweistelligen Prozentbereich, zweistellige Zuwächse im EBITDA, EBIT und beim Reingewinn. Ein kleiner Wermutstropfen ist der geringe Zuwachs im Bereich Drug Products (+0,5% in Landeswährungen), der in Schweizer Franken sogar gegenüber 2018 um 2% abnahm. Auch im Bereich M&A wartet man in den letzten Jahren vergeblich auf Vollzug. Aber der Ausblick stimmt optimistisch: So haben die Zofinger die Ambition, mit dem Markt zu wachsen bzw. diesen zu übertreffen. Dies soll sowohl durch ein weiterhin robustes organisches Wachstum als auch durch Übernahmen, Standorte und Geschäfte erfolgen.

Wegen des unsicheren Marktumfelds durch die Ausbreitung des Corona-Virus erwartet die Siegfried-Gruppe für 2020 ein Umsatzwachstum im unteren einstelligen Prozentbereich und eine weitere leichte Ausweitung der operativen Betriebsmarge EBITDA, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Der Kurs der Aktie ist 2019 konstant gestiegen bis auf ein Allzeithoch Anfang 2020 bei knapp 500 CHF. Mit den Turbulenzen an den Märkten musste auch die Siegfried-Aktie Federn lassen; zuletzt notierte das an der SIX Swiss Exchange kotierte Papier bei 423 CHF. Gegen den Markt (SPI +1,5%) verlor die Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen um etwas über 4%.

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