Metall Zug: Tochter V-Zug ist gut gerüstet für Abspaltung

Jahresergebnis 2019 wurde durch Sonderfaktoren belastet

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Technologiecluster Zug
Im Tech Cluster Zug steht auch die neue vertikale Fabrik von V-Zug (vorne rechts). Bild: techclusterzug.ch

Der Mischkonzern Metall Zug plant die Abspaltung der Haushaltsgerätesparte mit den Marken V-Zug und SIBIR und deren anschliessende Kotierung an der Schweizer Börse SIX. Damit soll das Unternehmen entschlackt und die Struktur vereinfacht werden. Die Hauptaktionäre von Metall Zug um die Familie Buhofer werden zu 30% an der bereits gegründeten V-Zug Holding beteiligt sein. Mit dieser Massnahme setzt die Unternehmensgruppe einen im letzten Jahr angekündigten Schritt um.

V-Zug gut gerüstet für Spin-Off

Die Metall Zug Gruppe ist seit der Aufteilung der Tochtergesellschaft Belimed in die Bereiche Infection Control und Life Science Solutions anfangs 2019 in nunmehr sechs verschiedenen Geschäftsbereichen tätig. Um diese komplexe Struktur zu vereinfachen, beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung am 24. April 2020 die Abspaltung der bereits gegründeten V-Zug Holding AG, mit den im Bereich Haushaltsapparate tätigen Marken V-Zug und SIBIR.

2019 erzielte die Metall Zug Gruppe in allen 6 Geschäftsbereichen einen konsolidierten Umsatz von 1.2 Mrd. CHF. Abb. Investorenpräsentation Metall Zug

Wie die Unternehmensführung an einer Analystenpräsentation ausführte, ist V-Zug bestens gerüstet für das selbständige Auftreten im Markt. Trotz Problemen bei der Einführung eines neuen ERP-Systems konnte sich V-Zug im Geschäftsjahr 2019 als Marktführer im Schweizer Markt für Haushaltsapparate behaupten, obwohl die Verkäufe leicht zurückgingen. Durch einen hohen Grad an Innovation und Qualität verzeichnete das Unternehmen ausserdem international Wachstumsraten von über 30%. Da erwartet wird, dass die operativen Probleme im IT-Bereich und beim neuen ERP-System in naher Zukunft behoben werden können, geht V-Zug mit einem soliden Fundament in die Unabhängigkeit.

Aus eins mach zwei

Von der Abspaltung erhofft sich Metall Zug mehr strategische Flexibilität für alle Geschäftsbereiche, beispielsweise bei Zusammenschlüssen oder der Nutzung von Wachstumsmöglichkeiten. Die Geschäftsleitungen der einzelnen Bereiche erhalten dabei mehr Kompetenzen, um diese erhöhte Flexibilität optimal nutzen zu können. Für die Aktionäre soll sich das Spin-Off durch die Beteiligung an der V-Zug Holding lohnen. In Form einer Sachdividende erhält jeder Inhaber einer Namenaktie A der Metall Zug AG eine Namenaktie der V-Zug Holding, und jeder Inhaber einer Namenaktie B erhält zehn Namenaktien. In den Worten von Verwaltungsratspräsident Martin Wipfli: „Heute hat ein Aktionär in seiner rechten Tasche eine Aktie der Metall Zug AG. Nach dem Spin-Off hat derselbe Aktionär in seiner rechten Tasche nach wie vor eine Aktie der Metall Zug AG und zusätzlich in seiner linken Tasche eine, respektive zehn, Aktien der V-Zug Holding.“ Der erste Handelstag der V-Zug Holding an der SIX ist für den 25. Juni 2020 geplant.

Attraktives Portfolio Metall Zug

Nach der Abspaltung weist die Metall Zug AG nach wie vor ein attraktives Portfolio auf. Mit Belimed (Bereiche Infection Control und Life Science Solutions), Haag-Streit (Medical Devices), Schleuniger (Wire Processing), Gehrig (Haushaltsapparate) und Technologiecluster Zug (Infrastruktur) sind Marken in wachsenden Märkten vorhanden. Rund zwei Drittel des verbleibenden Umsatzes von 2019 entfallen dabei auf den an Bedeutung gewinnenden Med-Tech-Bereich mit Belimed und Haag-Streit. Mit dem Tech Cluster Zug entsteht ein innovatives, 90’000 Quadratmeter grosses Areal im Zentrum von Zug, wo sich Produktions-und Entwicklungsanlagen, Bildungseinrichtungen, Start-ups und Wohngebäude treffen sollen.

Der geplante Mobility Hub an der Nordseite des Technologie Clusters Zug. Bild: Metall Zug AG
Bescheidener Jahresabschluss 2019

Der Blick auf die Abschlusszahlen 2019 der Metall Zug AG bringt wenig zukünftige Aussagekraft. Denn einerseits sind die Auswirkungen der momentanen Corona-Krise schwer abzuschätzen. Andererseits war der Abschluss auch durch Sonderfaktoren wie die Probleme mit dem ERP-System und Rückstellungen für Bodensanierungen belastet. Die Unternehmensleitung wird derzeit auch keine konkreten Mittelfristziele bekannt geben. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, stieg der Umsatz um 1,7% auf 1.2 Mrd. CHF an. Akquisitions- und währungsbereinigt ging der Bruttoumsatz jedoch leicht zurück.

Das Betriebsergebnis sank durch Ertragsausfälle als Folge der ERP-Umstellung bei V-Zug, durch Rückstellungen für Bodensanierungen am Standort Zug und durch das schwierige Marktumfeld des Bereichs Wire Processing um über die Hälfte auf 38.8 Mio. CHF. 2020 dürfte von den drei Problemen jedoch nur das schwierige Marktumfeld verbleiben und somit für Entlastung des Ergebnisses sorgen. Erfreulich ist, dass Belimed Infection Control mit einem EBIT von 0.9 Mio. CHF nach Jahren mit roten Zahlen den Break-Even erreicht hat.

Solide Bilanz stimmt positiv in Krisenzeiten

Unter dem Strich resultierte ein Konzernergebnis von 29.2 Mio. CHF, was einem Rückgang von rund 54% entspricht. In Anbetracht dieser Zahlen, der aktuellen Wirtschaftslage und den geplanten Investitionen wird eine deutliche tiefere Bardividende ausgezahlt. Pro Namenaktie A sind dies noch 1.70 CHF (Vorjahr 7 CHF) und pro Namenaktie B 17 CHF (Vorjahr 70 CHF). Nicht vergessen darf man dabei die zusätzliche Sachdividende in Form der Aktien der V-Zug Holding. Mittelfristig soll auch die Bardividende wieder auf das alte Niveau ansteigen.

Positiv stimmt, dass die Metall Zug AG eine äusserst solide Bilanz aufweist. Mit 156 Mio. CHF an Cash und Cash-Äquivalenten sowie einer Eigenkapitalquote von rund 70% scheint der Konzern auch für die momentane gesundheitliche und wirtschaftliche Krise gerüstet zu sein. So rechnet auch Martin Wipfli damit, dass die geplanten Investitionsprojekte in allen Bereichen durchgeführt werden können. Genaue Prognosen seien aufgrund der aktuellen, unvorhersehbaren Lage jedoch wenig sinnvoll.

Fazit

Auch die Metall Zug AG kann sich dem momentanen Kurssturz an den Aktienmärkten nicht entziehen. So fiel die ausserbörslich auf OTC-X gehandelte Namenaktie A seit Jahresbeginn um 30,2% auf 150 CHF und die an der SIX Swiss Exchange gehandelte Namenaktie B im gleichen Zeitraum um 36,2% auf 1’390 CHF. Durch die solide Bilanz dürfte der Konzern die Corona-Krise jedoch eher unbeschadet überstehen als andere Unternehmen. Momentan kann in den Anlagen auch nach wie vor produziert werden. Die etwas schlechteren Zahlen 2019 können zum Teil durch einmalige Effekte erklärt werden und sollten sich somit bei normalem Geschäftsverlauf etwas erholen.

Kursentwicklung der Namenaktie B über die letzten 3 Monate. Chart: SIX Swiss Exchange

Im aktuellen Umfeld muss ein Investor jedoch auch bei der Metall Zug mit kurzfristigen Einbussen rechnen, und eine längerfristige Prognose ist wenig sinnvoll. Reserven dürften zudem in der unbebauten Fläche des Technologieclusters Zug bestehen, wo unter anderem ein Wohnhochhaus geplant ist, dessen effektiver Wert den in der Bilanz erfassten Grundstückswert deutlich übersteigen dürfte. Auch die als Sachdividende ausbezahlte Aktie der V-Zug Holding kann positiv in eine Bewertung miteinbezogen werden, war die Sparte Haushaltsapparate doch über Jahre hinweg Hauptertragspfeiler der Gruppe.

Eine genaue Bezifferung des dadurch entstehenden Mehrwerts für die Aktionäre der Metall Zug ist derzeit aufgrund der schwierigen Lage und der geplanten Investitionen nur schwer möglich. Jedoch dürfte der Titel auf einer solideren Basis stehen als manche Alternative. 

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