Siegfried: Corona-bedingter Rückgang von Umsatz und Gewinn

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Die Wachstumsprognosen für 2020 führten bei Siegfried zu einem deutlichen Anstieg der Anzahl der Mitarbeitenden im ersten Halbjahr um 3,7%. Bild: siegfried.ch

Die Corona-Krise hat den Wachstumszielen des Pharmazulieferers Siegfried zumindest im ersten Halbjahr 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Während der Umsatz leicht um 1,5% auf 388.1 Mio. CHF sank, ging der Gewinn um einen Drittel auf 20.7 Mio. CHF zurück.

Beim Umsatz machte der erstarkte Schweizer Franken gegenüber Dollar und Euro dem Unternehmen zu schaffen. In Lokalwährung hätte ein Plus von 2,2% herausgeschaut. 50% seines Umsatzes macht Siegfried im Euro-Raum, 20% in den USA in den jeweiligen Landeswährungen.

Covid-19 verursacht Umsatz- und Gewinnrückgang

Die rückläufigen Zahlen bei Umsatz und Gewinn sind jenseits der Währungsverluste aber nach Aussage von Siegfried vor allem auf die Folgen der Pandemie zurückzuführen. Die Lockdown-Massnahmen hätten zu Verzögerungen in der weltweiten Gesundheitsversorgung geführt, Lieferketten seien unterbrochen worden, zudem hätten Kunden ihre Abnahmemengen verringert, weil weniger Therapien verschrieben worden wären. Den Rückgang der Verkäufe beziffert Wolfgang Wienand, CEO von Siegfried, auf bis zu 20 Mio. CHF.

Gleichzeitig stiegen die Kosten bei Siegfried an. Mit Blick auf 2020 und dem prognostizierten Wachstum habe man in Arbeitsplätze investiert, der Personalbestand wuchs um 3,7% auf fast 2‘500 Mitarbeitende.

Unter dem Strich sank das Kernergebnis „Core-EBITDA“ um 12,4% auf 58.1 Mio. CHF, die Marge ging um 1,3 Prozentpunkte auf 15% zurück. Ende 2020 soll diese Marge nach Aussagen von Wienand wieder über den 16,8% von 2019 liegen, längerfristig werden 20% angestrebt.

Prognosen für Geschäftsjahr 2020 bestätigt

Man sei durch vergangene Krisen gut auf die Pandemie vorbereitet gewesen, sagt Wienand. Deshalb halte man an den Zielen für das Geschäftsjahr 2020 fest, zumal man eine deutlich stärkere zweite Jahreshälfte erwarte. „Wir sehen weiter eine steigende Nachfrage nach unseren Produkten“, so Wienand, womit er die optimistische Prognose für 2020 untermauert.

Er strebe ein organisches Wachstum an und, sollten sich Gelegenheiten bieten, auch die Übernahme eines geeigneten Unternehmens. Im Bereich M&A ist dies allerdings eine immer wiederkehrende Aussage in den letzten Jahren, die bisher noch nicht mit entsprechendem Vollzug untermauert werden konnte.

Vor allem im Bereich von Tabletten und sterilen Abfüllungen, den sogenannten Fertigformulierungen, der etwa ein Viertel zum Umsatz beiträgt und im ersten Halbjahr mit einem Wachstum von 3% zu Buche steht, möchte Siegfried weiter wachsen. Allerdings habe auch hier die Covid-19-Krise mögliche Übernahmen deutlich erschwert.

Stärker als die Fertigformulierungen waren die Verkäufe von Wirksubstanzen und Zwischenprodukte von der gegenwärtigen Krise betroffen. Dieser Bereich, der mit 75% den Löwenanteil der Siegfried-Umsätze ausmacht, sank um 3% auf 290.2 Mio. CHF.

Fazit

Trotz aller negativen Auswirkungen der Pandemie auf die Siegfried-Geschäfte geht das Unternehmen davon aus, die Prognosen für 2020 zu erfüllen. Und auch wenn man bisher nicht direkt in die Produktion von Impfstoffen eingebunden sei, kann sich Wienand vorstellen, hier tätig zu werden, wenn die Vakzine dereinst in die Fertigung gehen.

Kursentwicklung der Siegfried Aktie in diesem Jahr. Quelle: six-group.com

Dass Siegfried durchaus auch als ein Gewinner aus der Krise hervorgehen könnte, davon sind die Anleger seit Monaten überzeugt. Seit dem Tief von unter 350 CHF im März ist die Aktie kontinuierlich gestiegen und verzeichnete am 18. August ein All-Time-High von 528 CHF. Da die vorgelegten Halbjahreszahlen die Finanzgemeinde enttäuschten, ging der Kurs nach deren Veröffentlichung deutlich zurück. Investoren mögen hier den geeigneten Moment für Gewinnmitnahmen gesehen haben. Aber der Trend steigender Kurse dürfte davon kaum längerfristig in Mitleidenschaft gezogen werden.

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