Thermalbad Zurzach: Verlust im Geschäftsjahr 2020 wird immer wahrscheinlicher

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Für Dominik Keller war die Generalversammlung der Thermalbad Zurzach AG in vielerlei Hinsicht ein besonderer Anlass. Nicht nur, dass die Aktionärsversammlung wegen der Corona-Pandemie vom Mai in den Oktober verschoben wurde, die rund 150 Aktionäre mit Schutzmasken im Publikum sassen und statt eines Apéro riche mit einem Lunchpakt Vorlieb nehmen mussten. Viel entscheidender war es, dass der Geschäftsführer des Bäderbetriebes nach einem Rekordjahr 2019 in den Lockdown rutschte. «Ich bin nun 22 Jahre dabei», so Dominik Keller vor den Aktionären, «und es gab in dieser Zeit kein einziges Mal, in dem das Bad länger als 24 Stunden geschlossen war». Erfahrungen, wie diejenige von Keller mussten in diesem Frühjahr viele Unternehmen aus der Freizeit- und Tourismusbranche machen.

Die GV der Thermalbad Zurzach AG fand mit Schutzkonzept auch in Corona-Zeiten als Präsenz-GV statt. Bild: schweizeraktien.net
Renovationen und erfolgreicher Neustart

Doch statt in Resignation zur verfallen, haben Keller und sein Team die Chance genutzt, um Renovationen und Ausbaumassnahmen wie eine neue Sauna vorzuziehen. Denn bis Anfang März lief das Geschäft mit dem Thermalbad noch deutlich besser als im Vorjahr. Schliesslich wollte man für die Wiedereröffnung gewappnet sein. Das Kalkül ist bisher auch aufgegangen. Wie Keller an der GV berichtete, sei der Neustart geglückt und das Geschäft habe sich im Sommer auf dem Vorkrisenniveau stabilisiert. Allerdings konnten statt der rund 1’000 Gäste im Normalbetrieb nur 700 Gäste die Bäderlandschaft nutzen.

Seit Oktober ist die neue Bohrturm-Sauna auf dem Areal des Thermalbads geöffnet. Bild: thermalbad.ch

Wie stark die Auswirkungen auf das Gesamtjahr sein werden, vermochte VR-Präsident Anton Lauber angesichts der weiterhin unsicheren Lage nicht zu sagen. Man rechne zwar mit einem Verlust für 2020. Er versicherte den Aktionären allerdings, dass die Unternehmensleitung alles versuche, um den Schaden in Grenzen zu halten. Positiv sei, dass die Thermalbad-Gruppe mit einer gesunden Liquidität ins Jahr 2020 gestartet sei. Mittelfristig sieht Anton Lauber eine Gewinnmarge von 7% als realistisches Ziel an.

2019 lag das konsolidierte Jahresergebnis bei 834’756 CHF, was einer Marge von rund 6% entspricht. Die Besucherzahlen legten um 6,4% auf 439’431 zu, und der konsolidierte Umsatz erreichte 13.9 Mio. CHF. Trotz der Frankenstärke machten deutsche Gäste bis zur Pandemie 25% der Besucher aus.

Inhaberaktien werden in Namenaktien umgewandelt

Neben der Corona-Pandemie beschäftigte sich die Generalversammlung mit einem weiteren, historischen Traktandum. Die Aktionäre stimmten der Umwandlung der bisher in Papierform vorliegenden Inhaber- und Namenaktien in Namenaktien der «Kategorie A» (Nennwert 400 CHF) und Namenaktien der «Kategorie B» (Nennwert 80 CHF) zu. Die Inhaberaktien waren bisher im breiten Publikum gestreut und werden auch auf OTC-X gehandelt, während sich die Namenaktien im Besitz der Stiftung für Gesundheitsförderung befinden. Die Stiftung kontrolliert so die Stimmenmehrheit.

Künftig werden die Aktien beider Kategorien als Bucheffekten ausgestaltet sein. Aktionäre, welche die Titel noch in Papierform besitzen, müssen diese bei ihrer Bank in ihr Bankdepot einliefern. Notwendig geworden ist die Umwandlung der Aktien aufgrund der verschärften GAFI-Regelungen.

Die Generalversammlung verlief jedenfalls dank eines umfangreichen Schutzkonzeptes reibungslos. Auch eine Woche später wurde noch kein einziger Covid-19-Fall gemeldet. „Wir haben sogar Dankesbriefe von Aktionären dafür erhalten, dass wir die Versammlung durchgeführt haben“, so Dominik Keller gegenüber schweizeraktien.net. Er ergänzt, dass auch seit der Wiedereröffnung des Thermalbades kein einziger Covid-19-Fall im Bäderbetrieb bekannt geworden ist.

Fazit

Die Thermalbad Zurzach AG hat sich in den letzten Jahren neu organisiert und stark in eine Verbesserung des Angebots sowie der Nachhaltigkeit investiert. So wurden u.a. der Heizölverbrauch auf null reduziert und die Energieeffizienz verbessert. Die vom Verwaltungsrat definierte Strategie 2025 soll zudem das Angebot erweitern, so dass sich das Unternehmen zu einem «Generationenbad» entwickelt. Erfreulich für die Aktionäre ist zudem, dass der Verwaltungsrat finanzielle Zielsetzungen kommuniziert hat. Ein Manko bleibt weiterhin der Einfluss der Stiftung als Stimmrechtsaktionär, da für diese Aktionärsgruppe mit ihren Beteiligungen an weiteren Bädern und Kliniken möglichweise Zielsetzungen im Vordergrund stehen, die nicht im Interesse der Kleinaktionäre der Thermalbad Zurzach AG sind. Mehr Transparenz wäre hier wünschenswert.

Dieses Manko spiegelt sich – wie bei vielen anderen ausserbörslich gehandelten Aktien mit einer ähnlichen Aktionärsstruktur – in der permanent tiefen Bewertung wider. Die Aktien werden derzeit bei Kursen um die 300 CHF auf OTC-X mit einem Abschlag von über 60% auf den ausgewiesenen Buchwert von 820 CHF je Aktie gehandelt. Auch gemessen an den übrigen Kennzahlen ist die Aktie tief bewertet. Allerdings wird die Corona-Pandemie das Geschäftsergebnis 2020 und möglichweise des Folgejahres belasten, was auch zu einem Aussetzen der Ausschüttung führen dürfte. Die (steuerfreie) Nennwertrückzahlung von 10 CHF je Aktie brachte den Aktionären bisher eine Rendite von 3.3%. Hinzu kommen noch Naturaldividenden – ein Eintrittsgutschein ins Thermalbad sowie ein Verzehrgutschein im Bad-Restaurant. Für Aktionäre, die von diesen Vorzügen profitieren können, lohnt sich der Kauf einer Thermalbad-Zurzach-Aktie in jedem Fall. Alle anderen Investoren müssen sich etwas gedulden, bis die Folgen der Pandemie deutlich werden und dann Klarheit bezüglich der Bar-Ausschüttungen besteht.

Seit dem Absturz im März hat sich der Aktienkurs der Thermalbad Zurzach-Aktie wieder erholt. Chart: otc-x.ch

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