Bergbahnen Feldis: Vorreiterrolle durch Energieunabhängigkeit

Naturnaher Tourismus als Trumpfkarte

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Während die Augen der Schweizer Bergbahn-Industrie momentan auf Grindelwald und der Inbetriebnahme der V-Bahn liegen, arbeiten die Bergbahnen Feldis im beschaulichen Domleschg an einem Projekt in nicht vergleichbarer Grössenordnung. Mit budgetierten Kosten von 0.7 Mio. CHF bewegt sich das Projekt BB Feldis 2020 gerade noch im Promille-Bereich der V-Bahn. Durch die Ambition der BB Feldis, durch die Realisierung energieautark zu werden, hat das Projekt in Sachen Nachhaltigkeit dafür grossen Pionier-Charakter.

Natur- statt Kunstschnee und Energieautarkie durch Photovoltaikanlagen. Die Bergbahnen Feldis machen vor, wie mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nachhaltig gewirtschaftet werden kann. Bild: Viamala Tourismus
Mit Solarenergie zur Selbstversorgung

Im Rahmen des Projektes soll der Betrieb des Sessellifts von Feldis auf den Hausberg Mutta auf Solarenergie umgestellt werden. Dazu sind Photovoltaikanlagen auf dem Dach und der Fassade bei der Talstation geplant, zudem wird bei der Bergstation auf knapp 2’000 Metern über Meer nach einer weiteren Möglichkeit für Photovoltaikanlagen gesucht. Feldis als zweitsonnigste Gemeinde der Schweiz ist prädestiniert für die Solarenergie. Die Berglage mit der verbreiteten Schneebedeckung, die eine gute Reflexion des Sonnenlichts garantiert, ermöglicht eine effiziente Winterstromproduktion. Da durch den Skitourismus der Energieverbrauch der Bahnen im Winter am höchsten ist, ist dies eine Grundvoraussetzung für die Energieautarkie. Die Anlagen sollen rund 100’000 kWh Strom produzieren, was den Eigenbedarf der BB Feldis von 85’000 – 90’000 kWh sogar übersteigt.

Schneesportgeschäft in Gefahr

Unter den Bergbahnen Feldis versteht man die wirtschaftlich voneinander unabhängigen Unternehmen Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis AG (LRF) und Sesselbahn und Skilifte Feldis AG (SSF). Als Betreiberin des Sessellifts Feldis-Mutta ist die SSF federführend beim Projekt BB Feldis 2020. Da das Unternehmen konsequent auf Naturschnee setzt und auf künstliche Beschneiung verzichtet, ist ein schonender Umgang mit Ressourcen und der Natur Voraussetzung für das Überleben des Unternehmens. Die Höhenlage bis maximal 2’000 M.ü.M bietet keine Schneesicherheit mehr, und schneearme Winter können für das Unternehmen, dessen Winterertrag ohne Saisonkarten viermal höher als der Sommerertrag liegt, schnell folgenschwer werden. Deshalb werden im Zuge von BB Feldis 2020 auch die Pisten im Nordhang, welcher bessere Schneesicherheit bietet, ausgebaut. Zudem wird die Kapazität des Sessellifts um knapp 40% erhöht.

Einsparungen von 55 Mio. Tonnen CO2

Um die BB Feldis mit ökologischer Energie zu versorgen, war ursprünglich der Bau des weltweit ersten Windenergieskilifts im Gebiet der Alp Raguta geplant gewesen. Da dieser jedoch aus bewilligungstechnischen Gründen nicht weiterverfolgt werden konnte, folgt nun der Wechsel zur Solarenergie. Die geplante Stromproduktion entspricht der Einsparung von rund 55 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr. Allfällige Überschussenergie oder, bei Stillstand der Bahn, die gesamte generierte Energie kann ins Netz der ewz verkauft werden. So kann sich die Anlage bis zu einem gewissen Grad selbst finanzieren. Die restliche Finanzierung für das Gesamtprojekt inklusive Pistenausbau und Kapazitätserweiterung des Sessellifts über 0.7 Mio. CHF soll unter anderem auch durch die Ausgabe von Aktien sichergestellt werden. Interessierte Investoren können Aktien zum Stückpreis von 100 CHF direkt bei der Gesellschaft kaufen.

Fazit

Die kleinen Bergbahnen Feldis machen vor, wie verantwortungsvoll und nachhaltig mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umgegangen werden kann. Über die Jahre hinweg wurde das Gebiet als naturnahe Tourismusdestination aufgebaut. Mit der Energieunabhängigkeit nehmen die BB Feldis nun eine Vorreiterrolle für ökologische Bergbahnen in der Schweiz ein. Wärmer werdende Winter gefährden je länger desto mehr Schweizer Skigebiete und damit einhergehend auch das Hauptgeschäft vieler Bergbahnen. Während bei vielen grossen Bergbahnprojekten nachhaltige Überlegungen nach wie vor eine Nebenrolle spielen, versuchen die BB Feldis dieser Entwicklung bewusst entgegenzuwirken.

Die Energieunabhängigkeit wird jedoch nicht nur aus rein altruistischen Motiven angestrebt. Mit dem Projekt wollen die Bergbahnen Feldis ausserdem eine Steigerung der Attraktivität und Bekanntheit der Region erreichen. Die Tourismus-Region Domleschg steht im Schatten der grossen Bündner Nachbarn und ist vielmehr als Obstgarten Graubündens bekannt. Durch die Vorreiterrolle als ökologische Bergbahn soll nun auch vermehrt der Sprung auf die touristische Landkarte geschafft werden.

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