WIR Bank: Bilanzsumme steigt 2020 auf ein Rekordhoch von 5.7 Mrd. CHF

Verluste im Handelsgeschäft belasten die Jahresrechnung

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Die WIR Bank Genossenschaft ist nicht ganz ohne Blessuren durch das Pandemiejahr 2020 gekommen. Zwar konnte die Bilanzsumme auf einen Rekordwert von 5.7 Mrd. CHF gesteigert werden, was auf ein deutliches Wachstum von Kundengeldern und Krediten zurückzuführen ist. Ebenso legte der Netto-Ertrag aus dem wichtigen Zinsengeschäft um 2,9% zu. Allerdings musste die Genossenschaftsbank im Handelsgeschäft einen hohen Verlust verkraften, der den Geschäftserfolg gegenüber dem Vorjahr mehr als halbierte. Auch das Geschäft mit den Hypothekarkrediten in der eigenen Währung CHW blieb unter Druck. Dennoch kann die WIR Bank dank Auflösung von Schwankungsreserven unter dem Strich einen Gewinn von 14.4 Mio. CHF (+ 2,0%) ausweisen. Die Dividende soll unverändert 10.25 CHF je Stammanteil betragen, gab das Institut in einer Medienmitteilung bekannt.

Schwaches Geschäft mit der Währung CHW

Der Anstieg der Bilanzsumme auf den höchsten Wert in der 86-jährigen Geschichte der Genossenschaftsbank ist vor allem den weiter angestiegenen Kundeneinlagen zu verdanken. Diese legten in 2020 um 3,7% auf 4.1 Mrd. CHF zu. Das Kreditwachstum verlief mit 1,3% allerdings weniger dynamisch. Während die Firmenkredite und übrigen Ausleihungen an Kunden mit 9,5% wuchsen, verzeichneten die Hypothekarkredite einen leichten Rückgang um 0,2%. Die Hypothekarforderungen machen mit 3.9 Mrd. CHF/CHW immer noch den grössten Teil der Ausleihungen aus. Bei rund 3.4 Mrd. CHF (oder knapp 90%) handelt es sich um Hypotheken, die in Schweizer Franken (CHF) ausgegeben wurden. Nur 472 Mio. CHF sind Hypothekarkredite in der WIR-Bank-eigenen Währung CHW. Das Geschäft mit CHW-Hypotheken war wiederum um 10,4% rückläufig. Hingegen verzeichnete die WIR Bank bei den übrigen Ausleihungen sogar ein leichtes Wachstum der Kredite in CHW.

Netto-Zinserfolg legt weiter zu

Auch wenn die WIR Bank im Hypothekargeschäft in Schweizer Franken nur ein leichtes Plus von 1,2% verzeichnen konnte, präsentiert sich das Zinsergebnis erfreulich. Der Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft legte um 2,9% auf 60.5 Mio. CHF zu. Darin sind bereits vorsorgliche Rückstellungen für Wertberichtigungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie enthalten, auch wenn die Bank 2020 noch keine Ausfälle zu verzeichnen hatte. Die Erträge aus Kommissionen und Dienstleistungen, die bei der WIR Bank insbesondere durch Abschlüsse von CHW-Krediten entstehen, waren hingegen mit 17,3% rückläufig. Sie erreichten nur noch 18.4 Mio. CHF.

Belastet wird die Erfolgsrechnung auch durch ein negatives Ergebnis im Handelsgeschäft, das knapp 4.2 Mio. CHF (Vorjahresgewinn: 14.7 Mio. CHF) betrug. Bruno Stiegeler, CEO der WIR Bank, begründete die hohen Schwankungen im Handelsgeschäft in einem Interview mit schweizeraktien.net damit, dass ein Teil der Reserven der Bank in Wertschriften angelegt sei. Kräftig zugelegt hat der übrige ordentliche Erfolg, der sich auf 4.2 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelte. Der Geschäftsaufwand konnte hingegen deutlich reduziert werden.

Erfolgsgeschichte VIAC

Das rückläufige CHF-Geschäft und der Margendruck im klassischen Hypothekargeschäft haben die WIR Bank in den letzten Jahren schon dazu bewegt, zahlreiche Kooperationen einzugehen. Besonders erfolgreich ist hier die Beteiligung an VIAC. Ende 2020 zählte die Vorsorgelösung rund 40’000 Kunden und damit doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Das Anlagevolumen hat sich auf 836 Mio. CHF beinahe verdreifacht. «Das starke Wachstum dieses innovativen Produkts wirkt sich bereits heute und insbesondere zukünftig positiv auf die Ertragslage der Bank aus», so Bruno Stiegeler in der Medienmitteilung zum Jahresabschluss. Neben VIAC arbeitet die WIR Bank mit zahlreichen anderen Start-ups auf den Gebieten Immobilien, Devisenhandel und im Hypothekargeschäft zusammen.

Für das laufende Geschäftsjahr gibt sich Bankchef Bruno Stiegeler «sehr zuversichtlich». Trotz der anhaltenden Corona-Massnahmen habe er grosses Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft. Auch sei die WIR Bank sehr erfolgreich ins neue Geschäftsjahr gestartet, darunter mit unwiderruflichen Zahlungsversprechen von 186 Mio. CHF für neue Kreditgeschäfte. Ebenso wolle die Bank die Diversifikation, die ihren Firmen- und Privatkunden innovativen und digitalen Mehrwert bringen soll, weiter fortsetzen.

Fazit

Der Jahresabschluss der WIR Bank überrascht auf den zweiten Blick positiv. Denn die Genossenschaftsbank, die stark verbunden mit Schweizer KMU ist, konnte sich in der Corona-Pandemie erstaunlich gut behaupten. Bisher sind jedenfalls keine grossen Kreditausfälle zu verzeichnen gewesen. Gleichzeitig konnten dank eines guten Zinsergebnisses vorsorglich Wertberichtungen vorgenommen werden.

Auf den ersten Blick zeigt sich allerdings, dass die Herausforderungen der WIR Bank die alten bleiben. Einerseits harzt das Geschäft mit der eigenen Währung WIR nach wie vor, obwohl immer wieder neue Initiativen gestartet werden, um CHW wieder attraktiv zu machen. Dies gestaltet sich in einem Niedrigzinsumfeld jedoch nicht einfach. Darunter leiden die Kommissionserträge. Andererseits führen immer Schwankungen an den Kapitalmärkten zu Verlusten im Handelsgeschäft: ein Bild, das man bei der WIR Bank schon aus den vergangenen Jahren kennt. Es ist gut möglich, dass das Handelsergebnis in 2021 wieder in den positiven Bereich dreht.

Erfreulich ist die Diversifikationsstrategie, welche die WIR Bank verfolgt. Zwar handelt es sich auch hier erst um kleine Pflänzchen, die noch wachsen müssen. Das Beispiel VIAC zeigt jedoch, dass die Beteiligung an einem innovativen Start-up schon in kurzer Zeit einen positiven Beitrag zum Gesamtertrag der Bank beisteuern kann.

Der Kurs des WIR-Stammanteils befindet sich über dem Vorkrisen-Niveau. Chart: otc-x.ch

Mit einer Gesamtkapitalquote von 16,4 % ist die Bank solide finanziert. Derzeit werden die Genossenschaftsanteile auf OTC-X für 404 CHF gehandelt. Nach dem Kursanstieg im letzten Jahr beträgt der Abschlag auf den Buchwert knapp 7%. Die Dividendenrendite liegt bei 2.5%. Im Vergleich zu anderen Regionalbanken ist der Titel zwar nicht mehr günstig bewertet. Allerdings ist die Rendite gerade im derzeitigen Zinsumfeld eine attraktive Alternative zu anderen Anlageformen.

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