Auto AG Group: Bremsspuren im Ergebnis

Dividendenzahlung für 2020 nach ausschüttungslosem 2019 geplant

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Der Ertragsrückgang im öffentlichen Verkehr trägt massgeblich zum stark gesunkenen Reingewinn der Auto AG Group bei. Bild: autoag.ch

„Jetzt erst recht Gas geben!“ – diese Devise gab Walter Huber, Verwaltungsratspräsident der Auto AG Group, an der Medienkonferenz zu den Jahreszahlen 2020 aus. Man habe der Corona-Krise einiges Positives abgewinnen können, so Huber weiter. So seien die Prozesse mit digitalen Tools im Werkstattbereich optimiert worden, man fokussiere stark auf die Zukunft und strebe die Marktführerschaft bei der Wartung und Reparatur von Nutzfahrzeugen mit alternativen Antriebstechniken in der Schweiz an.

Zunächst gilt es aber, das Jahr 2020 zu verdauen, das „Bremsspuren im Ergebnis gebracht habe“, so der passende Jargon des Automannes Huber. Besonders schmerzt der Einbruch im öffentlichen Verkehr, der der Auto AG einen Ertragsrückgang von 2 Mio. CHF bescherte. Die Einnahmen sanken auf 15.5 Mio. CHF (Vorjahr 17.4 Mio.). In den letzten Jahren habe man immer kosteneffizient und nach betriebswirtschaftlichen Kriterien gearbeitet. Dadurch konnten Reserven gebildet werden. Diese Reserven müssten in der aktuellen Situation genutzt werden, um die Verluste aus den fehlenden Billetteinnahmen zu decken, bedauert Huber.

Besser sieht es im Bereich Nutzfahrzeuge aus. Aber auch hier ging der Umsatz von 100.3 Mio. CHF auf 97.7 Mio. zurück. Unter dem Strich fielen die Gesamt-Umsätze der  Auto AG um 3.5 Mio. CHF auf 113.2 Mio. CHF.

Dividende wird ausgeschüttet

„Wir sind stolz auf das Ergebnis“, so CFO Walter Odermatt. Denn auch wenn das Gesamtergebnis mit 609‘000 CHF deutlich schlechter ausfiel als im Vorjahr (1.85 Mio.), so sei das alleine auf die Verluste im ÖV zurückzuführen. Mit den zwei Millionen mehr an Einnahmen wäre man in den Gewinnsphären von 2018, das einen Gewinn von 2.8 Mio. CHF brachte.

Deshalb beantragt das Unternehmen der GV auch die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 5 CHF pro Aktie. Diese setzt sich zusammen aus 2 CHF für das Geschäftsjahr 2020 und 3 CHF für 2019. In 2019 wurde wegen der Ungewissheit der sich abzeichnenden Corona-Krise keine Ausschüttung vorgenommen; das wird jetzt nachgeholt. Denn die Liquiditätssituation habe sich nach dem ungewissen letzten Jahr aufgehellt, so VRP Walter Huber.

Projekte im Bereich Wasserstoff und Gewerbepark A2 im Plan

CEO Marc Ziegler ist zuversichtlich, dass sich die Meilensteine, die 2020 erreicht wurden, in der Zukunft auszahlen werden. Die Entwicklung der exklusiven Partnerschaft mit Hyundai und der Gewerbepark A2 seien voll auf Kurs.

Die Auto AG führt für die mit Wasserstoff angetriebenen Nutzfahrzeuge von Hyundai schweizweit alle Wartungssarbeiten und Reparaturen durch. 46 solcher Hyundai-Trucks sind bereits auf der Strasse, ab Herbst sollen dann weitere 140 Zweiachser dazukommen. Im Mai erwartet die Auto AG den Einsatz des ersten wasserrstoff-betriebenen Dreiachsers in der Schweiz. „Das Projekt läuft gut“, freut sich Marc Ziegler.

Der Gewerbepark A2 in Rothenburg, für den 2020 der Grundstein gelegt wurde, sei bereits zu einem Drittel vermietet, Ende 2021 sollen es über 60% sein.

Deutlicher Anstieg der Anzahl der Mitarbeitenden

Das Unternehmen baute die Anzahl der Mitarbeitenden 2020 um 40 kräftig aus. Neu sind 447 bei der Auto AG beschäftigt. Die Gesellschaft begründet den deutlichen Zuwachs mit dem neuen Geschäft der Auto AG Bus, das sehr personalintensiv sei. Das Geschäftsfeld umfasst Bustransporte, insbesondere auch Schülertransporte. 2020 konnten in diesem Bereich etliche langfristige Aufträge hinzugewonnen werden. Bis zu 500 Schülerinnen und Schüler werden täglich mit den 43 Bussen der Auto AG Bus transportiert.

Ausblick

Die Auto AG strebt die schweizweite Marktpräsenz an. Die nationale Abdeckung sei weiterhin die Zielsetzung, so Walter Huber. An diesem Ziel soll trotz der Pandemie nicht gerüttelt werden. Er könne sich durchaus auch Akquisitionen vorstellen, um die weissen Flecken zu tilgen, die das Unternehmen im Werkstattbereich in der Schweiz noch aufzuweisen hat.

Im Bereich der alternativen Antriebsenergien will die Auto AG weiter wachsen. Bis 2025 plane Hyundai, 1‘600 Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb in der Schweiz auf die Strasse zu bringen. Als exklusiver Partner bemüht sich die Auto AG, dafür ein flächendeckendes Werkstattnetz zur Verfügung zu stellen.

Ende 2022 soll der Gewerbepark A2 bezugsfertig sein, das Ziel sei es, bis dahin 75% vermietet zu haben.

Im Bereich öffentlicher Verkehr bleibt die herausfordernde Situation auch in 2021 bestehen. Die Situation habe sich gegenüber 2020 nicht verbessert, so Ziegler. Ticketverluste müssten auch in diesem Jahr aus den Reserven beglichen werden. Man bemühe sich aber, mit den Tarifpartnern Wege zu finden, um die Kosten für die Auto AG abzufedern.

Dagegen hat der Nutzfahrzeugbereich im 1. Quartal 2021 seine Ziele erfüllt.

Fazit

Die Auto AG hat 2020 nur in geringem Masse Kurzarbeitsentschädigung in Anspruch genommen, auf Nachfrage beziffert Odermatt den Betrag in niedrigem sechsstelligem Bereich. Corona-Kredite seien gar nicht beantragt worden, was die Ausschüttung einer Dividende möglich macht.

Verluste sind auch in 2021 im Bereich des öffentlichen Verkehr absehbar, die Frage wird sein, inwieweit sie durch Erfolge im Nutzfahrzeugbereich kompensiert werden können. Das Engagement im öffentlichen Verkehr lässt überdies wenig Spielraum bei den Kosten zu; Linienverbindungen können nicht einfach gestrichen werden.

Ein reibungsloser Weiterbau am Gewerbepark A2 und eine verlässliche Partnerschaft mit Hyundai sind deshalb in diesen schwierigen Zeiten besonders wichtig.

Der Kurswert der Aktie der Auto AG Group liegt deutlich unter dem Buchwert. Quelle: autoag.ch

Die Aktie der Auto AG wird über OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt wurde ein Preis von 420 CHF bezahlt. CFO Walter Odermatt machte darauf aufmerksam, wie sehr in den letzten Jahren Buch- und Kurswert der Aktie auseinandergedriftet seien. Der Buchwert liegt bei 688 CHF. Es gibt also durchaus Fantasie in der Aktie.

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