LSB Wengen-Männlichen: Schwieriges Geschäftsjahr mit „Totalschaden“ bei Gruppenreisen

Verluste von über einer halben Mio. CHF in 2020

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Die Luftseilbahn Wengen-Männlichen AG (LWM) hat ein schwieriges Geschäftsjahr 2020 hinter sich. Der Betriebsertrag von 2.2 Mio. CHF ist das tiefste Ergebnis seit Jahren und liegt 34% unter der Vorjahresperiode.

Das ist keine Überraschung: die Corona-Pandemie hat das Unternehmen, das eine Ganzjahres-Luftseilbahn vom autofreien Wengen BE auf den Ausflugs- und Erlebnisberg Männlichen betreibt, stark getroffen. So habe der Gruppenreiseverkehr quasi einen Totalschaden erlitten, schreiben die Verantwortlichen im Geschäftsbericht. Gerade mal 7’750 CHF oder 18% der Vorjahreseinnahmen konnten in diesem Segment erwirtschaftet werden.

Deutliche Reduktion der Bertriebstage

Mit der Reduktion der Betriebstage im Winter um 12 auf 96 Tage und im Sommer auf 142 (Vorjahr 170 Tage) sowie den behördlich angeordneten Beschränkungen, was die Kabinenbelegung betrifft, sank der Ertrag von 3.3 Mio. CHF im Rekordjahr 2019 auf 2.2. Mio. CHF in 2020. Die Anzahl der bergwärts transportierten Personen ging im Winter um 50’000 auf 218’000 zurück. Noch stärker nahmen die Frequenzen im Sommer ab, 80’000 Gäste zählte das Unternehmen in der warmen Jahreszeit, was einem Minus von 45% gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Das Ausbleiben der internationalen Gäste habe sich deutlich bemerkbar gemacht, schreibt die Luftseilbahn. Zudem seien bis auf wenige Ausnahmen alle Sommeranlässe dem Veranstaltungsverbot zum Opfer gefallen.

Prozentual deutlich höhere Personalkosten

Der Betriebsaufwand wurde um 10% auf 2.1 Mio. CHF gesenkt. Prozentual deutlich höher fielen die Personalkosten aus (43% des Betriebsertrags nach 30% im Vorjahr), obwohl die Mitarbeitenden der LWM teilweise in Kurzarbeit waren. „Da wir ein kleines Team sind und trotzdem mindestens sechs Personen pro Tag eingeteilt werden müssen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, fällt der Personalaufwand in Bezug auf den
Betriebsertrag infolge der COVID-19-Pandemie deutlich höher aus“, schreibt das Unternehmen dazu.

Das schwierige Jahr 2020 spiegelt sich auch im EBITDA: die Erträge vor Zinsen, Steuern, Wertberichtigungen und Abschreibungen fielen von 1.05 Mio. CHF in 2019 auf 136’000 CHF. Unter dem Strich meldet das Unternehmen einen Jahresverlust von 572’000 CHF.

Wegen der Verluste nahm die LWM im Frühsomer 2020 einen Covid-19-Kredit in Höhe von 340’000 CHF auf. Damit ist die Auszahlung einer Dividende nicht möglich. Diese wäre aber ohnehin auf Grund des Ergebnisses entfallen. Auch für das Vorjahr fiel die Dividende weg, damals wegen der sich abzeichnenden Krise durch die Pandemie.

Fazit

Die LSB Wengen-Männlichen verzichtet auf einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2021. Im Anhang zur Jahresrechnung wird aber darauf aufmerksam gemacht, dass der nachdrückliche Rückgang bei Absatz und Ertrag Auswirkungen auf die Folgejahre haben werde. Eine genaue Schätzung der weiteren finanziellen Auswirkungen sei nicht möglich. Man gehe aber davon aus, dass „die Auswirkungen keinen Einfluss auf die Fähigkeit der Fortführung der Unternehmenstätigkeit haben werden“.

Der neue CEO der LWM, Remo Spieler, übernahm die Geschicke des Unternehens mitten in der Corona-Krise im September 2020. Bild: xing.com

Mitten in der Krise ist der neue CEO, Remo Spieler, im September letzten Jahres gestartet. Er ersetzt Andreas Fuchs, der während 15 Jahren die Geschicke der LWM geleitet hatte.

Mit dem Covid-Notkredit ist der Fremdkapitalanteil der LWM von 41,8 auf 44,7% angewachsen, entsprechend reduziert sich das Eigenkapital auf 55,3%. Damit ist die LWM immer noch solide finanziert, es kommt jetzt darauf an, wann die Kapazitäten wieder hochgefahren werden können.

Dann könnte in Wengen wieder Hoffnung keimen, profitiert die LWM doch letztlich auch von der Erschliessung der Region durch die neue V-Bahn und die Anbindung an das Netz der Jungfraubahnen, so wie umgekehrt auch die Jungfraubahnen von der LWM profitieren.

Kursverlauf der LWM-Aktie in den letzten drei Jahren. Quelle: otc-x.ch

Der Kurs der Aktie, die über OTC-X der BEKB gehandelt wird, hat unter der Corona-Krise gelitten, aber doch weit weniger, als die Geschäftszahlen vermuten liessen. Zuletzt wurden für die Aktie 175 CHF gezahlt, das ist 75 CHF unter dem Höchstkurs, der direkt vor Ausbruch der Corona-Krise verzeichnet wurde.

Die Umsätze mit der wenig liquiden Aktie sind in diesem Jahr weiter rückläufig. Nur drei Abschlüsse sind zu verzeichnen, was darauf hindeutet, dass die LWM-Aktien in sehr festen Händen liegen. Über die Aktionärsstruktur ist öffentlich nichts bekannt. Aufgrund früherer Generalversammlungen ist aber auf eine breite Streuung im Aktionariat auszugehen.

Die diesjährige GV findet in Anwendung der Covid-19-Verordnung ohne Teilnahme der Aktionärinnen und Aktionäre am 4. Juni am Sitz der Gesellschaft in Wengen statt.

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