Branchentalk Banken: Expansion auf neuen Wegen

Ergebnisse der Umfrage regional tätige Banken 2021

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Neue Wege, um Chancen am Markt zu nutzen. Schwerpunktthema der diesjährigen Umfrage waren Krypto-Anlagen und digitale Vermögenswerte. Bild: Adobe Stocks

Wie bereits seit 2014 führte die Zern & Partner GmbH auch 2021 wieder die traditionelle Umfrage unter den regional aktiven Banken der Schweiz durch. Mehr als ein Jahr unter Pandemie-Bedingungen forderten eigentlich nur einen Tribut – die Anzahl der Teilnehmer war leicht rückläufig. 71 CEOs und Geschäftsleiter waren angeschrieben worden, 26 Teilnehmer stellen einen Rücklauf von 36,6% dar, womit die Umfrage wiederum repräsentativ ist.

Die Selbsteinschätzung der eigenen Bank wie auch der Branche als Ganzes zeigt trotz Pandemie mit Durchschnittswerten zwischen 7 und 8 auf der bis 10 reichenden Skala ein hohes Mass an Zufriedenheit. Der reale Stresstest Covid hat zwar bei einigen wenigen der regional tätigen Banken dazu geführt, dass in einzelnen Punkten eine moderatere Selbsteinstufung vorgenommen wurde, doch insgesamt haben Risiko Monitoring, Notfallpläne und sonstige Vorbereitungen den Teilnehmern der Umfrage grössere Schwierigkeiten erspart. Die Stressresistenz des eigenen Instituts wurde auf der Skala von 1 bis 10 mit durchschnittlich 7.12 eingestuft.

Die Stressresistenz des eigenen Instituts wurde auf der Skala von 1 bis 10 mit durchschnittlich 7.12 eingestuft. (1 = gar nicht vorbereitet, 10 = vollständig vorbereitet). Quelle: Zern & Partner
Änderung der Prioritäten

Was sich durch die Ausnahmesituation im letzten Jahr geändert hat, ist, dass sich die Prioritäten zum Teil erstmals seit Jahren anders darstellen. „Kostensenkungen“ steht nicht mehr an erster Stelle bei den Massnahmen, sondern „Diversifikation der Erträge“. Ebenfalls gewinnen konnten „Digitalisierung der Prozesse“ oder „Gezielte Talentsuche“ sowie „Entwicklung der soft skills bei Mitarbeitenden und Management“.

Um das Beratungsgeschäft (zinsindifferentes Geschäft) zu expandieren, wid auch auf Initiative des Managements gesetzt. Quelle: Zern & Partner
Kulturwandel schreitet voran

Auch bei anderen Fragen zeigt sich immer wieder, dass die Lösungen nun weniger ausserhalb der Bank gesucht werden, etwa durch Kooperationen, M&A oder geografische Expansion, sondern vielmehr im Inneren, das heisst bei Mitarbeitenden und Management. Der Kulturwandel, der im vorigen Jahr das Schwerpunktthema der Umfrage war, ist scheinbar durch die Pandemie-Bedingungen beschleunigt worden. Neben der gewohnten hohen Beratungs- und Betreuungsqualität ist es vor allem die Initiative von Management und Mitarbeitenden, die zukünftig für Expansion und Wachstum sorgen soll.

Technologie und Innovationen

Schon in der Vergangenheit war stets eine gewisse Zurückhaltung bei neuen Technologien festzustellen oder gar zu bemängeln – ob Digitalisierung, KI, Big Data und Robotics oder eben Krypto und Digital Assets dieses Jahr. Nur bei 16% der Teilnehmer sind Krypto-Währungen und digitale Vermögenswerte seit 2020 ein wiederkehrendes Thema bei den Kundengesprächen. Nur bei 4% findet sich ein entsprechendes Produkt im Angebot. Doch von der anderen Seite her betrachtet, hat die nun erfolgreiche Digitalisierung der Prozesse ganz wesentlich zu der guten Performance der regional aktiven Banken in der Pandemie-Zeit beigetragen. Das führt uns zu einer von vier Thesen, nämlich „Regionalbanken können auch Technologie“. Es kommt in der Welt der Regionalbanken eben weniger darauf an, Pionierleistungen in der Adoption und Applikation neuer Technologien zu vollbringen, als zur richtigen Zeit die ausgereiften Technologien unter Aussparung der Kinderkrankheiten ökonomisch sinnvoll einzusetzen. Effizienz auf einer höheren Ebene.

Konturen des Mitarbeitenden der Zukunft

Besonders spannend waren die Originaltöne zu offenen Fragen wie: Welche Fähigkeiten werden bei Mitarbeitenden von regional tätigen Banken in fünf Jahren besonders gefordert/gefragt sein? Die Kommentare sind äusserst vielschichtig. „Allrounder mit vertieftem Fachwissen, Digitalisierung“ bringt zwei der meistgenannten Prioritäten kurz und bündig zum Ausdruck. „Flexibilität, Netzwerk, Beratungskompetenz“ bringt andere gesuchte Fähigkeiten auf den Punkt. Aussagekräftig ist auch „Flexibilität, Kundenzentriertheit, Serviceorientierung, Verkaufsflair“.

Solide Finanzposition bestätigt

Alle Fragen, die relevant für Bilanzen und Gewinnentwicklung sind, wurden zuversichtlich beurteilt. So werden die Auswirkungen von Wertberichtigungen und Abschreibungen auf die Profitabilität der nächsten 2 bis 3 Jahre nur noch mit einem Durchschnittwert von 4.04 Punkten gegenüber 5.39 Punkten im Vorjahr eingestuft.

Die Auswirkungen von Wertberichtigungen und Abschreibungen auf die Profitabilität der nächsten 2 bis 3 Jahre wird nur noch mit einem Durchschnittwert von 4.04 Punkten gegenüber 5.39 Punkten im Vorjahr eingestuft. Quelle: Zern & Partner
Von Krypto bis Öko – was die vollständige Auswertung noch verspricht

Lesen Sie in der detaillierten Auswertung der Umfrageergebnisse über den ominösen Knick in der Zustimmung zur Finma, nachdem sich die Kurve jahrelang nach oben entwickelt hat. Spannend sind auch die Ergebnisse zu Fragen zur Tokenisierung von Vermögenswerten. Für wie wahrscheinlich halten es die Entscheidungsträger in den Regionalbanken, dass Hypotheken in fünf Jahren via Token durch Anleger finanziert werden? Oder sogar die Mähmaschine des Landwirts? Auch die ESG-Thematik hält Einkehr in der Welt der Regionalbanken. Auf zwei Fragen folgen überraschende Antworten. Nicht zuletzt finden Sie alle Thesen des Jahres 2021 in der vollständigen Interpretation. Die Thesen der Vorjahre haben sich zwar nicht immer, aber oft als richtungsweisend herausgestellt. Und, spannend wie jedes Jahr: die Prognosen der Banker zu Franken und Leitzinsen der SNB!

Hier können Sie die gesamte Auswertung der Umfrage als pdf herunterladen: https://www.schweizeraktien.net/wp-content/uploads/2021/06/Branchenanalyse_Regional-tätige-Banken_2021.pdf

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