Cow Level: Eine Internet-Börse für virtuelle Gegenstände sucht neue Investoren

Security Token werden seit 1.12. auf SME-X gehandelt

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Stefan Kämper und Boris Obodda sind die Gründer von Cow Level und arbeiten seit 2017 an der Entwicklung von FiPME. Bild: zvg

Zugegeben: Wer nicht in der Online-Gaming-Welt zuhause ist, der wird das Geschäftsmodell von FiPME nicht sofort verstehen. Allerdings spielen mittlerweile nach Daten des auf Online Gaming und eSports spezialisierten Marktforschungsunternehmens NewZoo über 3 Mrd. Menschen auf der Welt Video- und Computerspiele wie «League of Legends», «World of Warcraft», «Minecraft» oder einfach nur «Fifa». Die Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt. «Gamer sind die grösste Community der Welt», erklärt Boris Obodda, selber ein versierter Gamer und einer der zwei Gründer von FiPME – der «First international Play Money Exchange».

Handel mit virtueller Ausrüstung, Werkzeugen und Skins

In der digitalen Spielewelt auf Computern, Konsolen und Smartphones ist über die Jahre eine Parallelwelt entstanden. Denn in den Spielen wird nicht nur gebaut, gekämpft, gefeiert und Sport betrieben. Es werden auch die zahlreichen Gegenstände, die ein Computerspieler in seinem Game benötigt, getauscht. Denn nur wer – wie im realen Leben – mit der richtigen Ausrüstung sowie den besten Werkzeugen an den Start geht, kann in dem Spiel ganz weit in die oberen Levels kommen. «Items» heissen die Gegenstände in den Spielen. Und «Skins» sorgen dafür, dass die Spielfigur in der virtuellen Welt richtig cool aussieht.

Für diese virtuellen Gegenstände gibt es schon seit längerem einen privaten Handel, der meist über Plattformen wie eBay läuft. «Als ich 2004 leidenschaftlich Everquest 2 gespielt habe, wurde mir erstmals bewusst, dass es in der realen Welt einen Markt für die Platinmünzen aus dem Spiel gibt», erinnert sich Obodda heute, der in den 00er-Jahren als Börsenhändler arbeitete.

Marktlücke entdeckt

Mittlerweile sind seit diesen Anfängen einige Jahre vergangen, und Boris Obodda machte sich 2017 daran, gemeinsam mit Stefan Kämper, ebenfalls Derivatehändler, eine Börse für den Handel mit diesen Items zu entwickeln. Denn der Kauf und Verkauf über verschiedene Plattformen florierte zwar, ebenso wie der Markt für Video- und Computerspiele. Doch der Handel lief wenig seriös ab. «Immer wieder kommt es vor, dass Items nicht geliefert werden, der Käufer aber bezahlt hat», weiss Stefan Kämper zu berichten. Auch für die grossen Spielhersteller, Publisher genannt, sind diese Vorgänge bis heute ärgerlich. Denn nicht selten machen die Käufer den Publisher für einen Verlust verantwortlich. «Publisher wie Blizzard Entertainment bekommen in Spitzenzeiten bis zu 20’000 E-Mails pro Tag wegen solcher fehlerhaften Transaktionen, obwohl sie damit gar nichts zu tun haben», so Obodda. Für sie entstehe nur Aufwand, ohne dass sie an den Erlösen der Verkäufe beteiligt seien.

Die Oberfläche von FiPME erinnert an ein Börsenterminal – gehandelt werden hier aber keine Wertpapiere, sondern Computerspiel-Items. Screenshot: schweizeraktien.net

Kurzerhand starteten die zwei Unternehmer mit der Entwicklung ihrer FiPME-Onlinebörse in Estland. Finanzieren wollten sie das Projekt damals erst durch ein sogenanntes Initial Coin Offering (ICO). Doch der ICO-Hype ebbte schnell wieder ab. Zudem waren Stefan Kämper und Boris Obodda selber so überzeugt von ihrem Projekt, dass sie auf ein riskantes ICO verzichteten. Sie entschieden sich, das FiPME-Projekt vorerst mit eigenen Mitteln und Hilfe von «Family & Friends» voranzutreiben.

Pilotprojekte sollen 2022 an den Start gehen

Mittlerweile ist FiPME fertig entwickelt und wird gerade getestet. Die Testphase soll noch im Dezember abgeschlossen werden. Im Frühjahr 2022 sind erste Pilotprojekte geplant. «Wir befinden uns im Gespräch mit verschiedenen Publishern», erklärt Stefan Kämper. Die Spielehersteller sollen über eine Schnittstelle, eine sogenannte API, an FiPME angeschlossen werden. So können die Spieler direkt aus dem Computerspiel ihre Items auf FiPME anbieten, und der Käufer kann diese dann auch gleich übernehmen. Ein Betrug oder Fehler sollen so nahezu ausgeschlossen sein. Aber auch ohne Publisher-API will FiPME einen sicheren Handel ermöglichen, der dann über einen Escrow Account laufen soll.

Kommissionen als Erlösquelle wie an der richtigen Börse
Ambitionierte Pläne: Der Umsatz auf FiPME soll in den nächsten vier Jahren auf fast 180 Mio. Euro wachsen. Abb.: zvg

Geld wird bei FiPME über Kommissionen verdient, wie an einer richtigen Börse auch. 1,9% zahlen Käufer und Verkäufer pro «Trade». Es landen also 3,8% von jeder Transaktion bei FiPME. Ein kleiner Teil davon geht wiederum an die Publisher, die ihre Spiele bei FiPME anbinden, und über ein Loyality-Programm an treue FiPME-Kunden. Entscheidend für den raschen Erfolg von FiPME wird die Zusammenarbeit mit den Publishern sein. Denn sobald einer der grossen Namen wie Sony, Electronic Arts oder Nintendo bei FiPME aufspringt, springen auch gleich die Nutzerzahlen exponentiell in die Höhe. Darauf ist auch der Businessplan der Firma aufgebaut. Schon 2022 soll FiPME knapp 18 Mio. Euro Umsatz erzielen bei einem Gewinn von rund 2 Mio. Euro. Bis 2025 rechnen die Gründer mit einer Verzehnfachung des Umsatzes auf knapp 180 Mio. Euro bei einem Gewinn oberhalb der dreistelligen Millionen-Euro-Grenze.

Token werden für rund 5 CHF auf SME-X gehandelt

Um diese ambitionierten Ziele erreichen zu können, wird nun frisches Kapital benötigt. Die in Rotkreuz domizilierte Cow Level AG, die je 100% an der estnischen FiPME und der Entwicklungsfirma B-chain GmbH hält, platziert derzeit 10% des Aktienkapitals in Form eines Security Token Offering (STO) bei interessierten Investoren. Ein Cow-Level-Token kostete zuletzt 5.00 CHF und wird auf dem digitalen Marktplatz SME-X der Berner Kantonalbank gehandelt. Die Tokenisierung hat die Zürcher daura AG über eine Blockchain-Lösung vorgenommen.

Insgesamt stehen 750’000 Aktien in Form von Token zur Verfügung, was der Cow Level AG bei vollständiger Platzierung der Token mehr als 4.1 Mio. CHF in die Kassen spülen würde. «Das Kapital werden wir in Personal, vor allem für Marketing, und in ein eigenes Entwicklerteam investieren», so Obodda. Angesichts der Ziele aus dem Businessplan hält Obodda auch die Bewertung von rund 50 Mio. Euro für gerechtfertigt. Denn er und sein Partner sehen durchaus noch weiteres Potenzial für FiPME und Dienstleistungen rund um die Gamer-Community.

OpenSea ist einer der Mitbewerber

Allerdings ist die Cow Level AG mit FiPME nicht ganz alleine in diesem lukrativen Markt unterwegs. Mit OpenSea gibt es im Blockchain-Bereich schon heute einen erfolgreichen Marktplatz, über den nicht nur Computerspiel-Items, sondern vor allem NFTs, Domains und andere «virtuelle Güter» gehandelt werden können. Erst im Juli 2021 sammelte OpenSea in einer Finanzierungsrunde 100 Mio. Euro ein, was einer Unternehmensbewertung von etwa 1.5 Mrd. Euro entspricht. Allerdings setzte OpenSea auch bis Anfang November 2021 schon über 10 Mrd. USD um. Das grösste Risiko für Plattformen wie OpenSea und auch FiPME liegt allerdings in der Regulation. Stefan Kämper und Boris Obodda setzen daher alles daran, dass ihre Börse eines Tages reguliert wird.

 Interessierte Investoren sollten sich vor einem Kauf der Security Token gut informieren und anhand der verfügbaren Informationen ihre Entscheidung treffen. Detaillierte Informationen sind auf daura.ch, unter cowlevel.ch/invest/ und die aktuellen Kurse auf www.sme-x.ch verfügbar.

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