Generalversammlungen 2022: Entstehen aufgrund der Pandemie neue Formate?

Umfrage von schweizeraktien.net bestätigt Wunsch nach Präsenzveranstaltungen

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Sie ist eine Pflichtübung für jede Aktiengesellschaft: die jährliche Generalversammlung (GV). Jahrzehntelang war der Ablauf der Versammlung bei den Schweizer Publikumsgesellschaften fast identisch. Für grössere, vor allem börsenkotierte Firmen, stand der statutarische Teil im Vordergrund. Zudem war die GV eine gute Möglichkeit für die Aktionäre, auch Fragen stellen zu dürfen. Bei kritischen Traktanden folgten dann schon mal längere Rednerduelle. Zum Abschluss der GV gabs pflichtgemäss noch ein Apéro für die Aktionäre. Bei kleineren, vor allem nichtkotierten Gesellschaften, war der gesellige Teil mit Unterhaltungsprogramm und feinen Nachtessen im Anschluss an den statutarischen Teil ein wichtiger Bestandteil. Doch die Corona-Pandemie hat diese gute alte Ordnung der Generalversammlungs-Traditionen durcheinandergewirbelt. Aufgrund der Covid-19-Verordnung sind die Aktionärstreffen nun schon seit mehr als einem Jahr auch ohne persönliche Anwesenheit der Anteilseigener möglich. Eine Option, die schon 2020 und auch in diesem Jahr gerne von den Unternehmen genutzt wurde.

Abwarten ist derzeit angesagt

Mit Blick aufs 2022 ist die Situation noch ungewiss. Wie schweizeraktien.net vor zwei Wochen in einer Umfrage unter nichtkotierten Aktiengesellschaften herausgefunden hat, wollen die meisten Firmen im kommenden Jahr wieder zurück zu einer Präsenzveranstaltung. Dafür werden sie sich mit ihrer Entscheidung, ob die GV mit oder ohne Präsenz der Aktionäre stattfinden soll, bis 3 Monate vor der GV, einige sogar nur bis 30 Tage vor dem GV-Termin, Zeit lassen. Als Gründe für den Weg zurück zu Präsenzveranstaltungen nannten die befragten Unternehmen, dass sie den Austausch mit den Aktionären schätzen. Die gesamten Ergebnisse zu unserer Umfrage finden Sie in der Aufzeichnung unseres Webinars sowie als pdf zum Download.

Trennung in statutarischen und geselligen Teil

Während ein grosser Teil der Schweizer Firmen im letzten Jahr den Weg einer schriftlichen Generalversammlung gewählt hat, nutzte die Brauerei Oerlikon AG die digitale GV mit den Tools von daura. Die Abstimmungen fanden nur online statt, einen Präsenzanlass für die Aktionäre gab es nicht. Doch sofern es im kommenden Jahr möglich ist, möchte die Brauerei auch einen Anlass für die Aktionäre anbieten. Wie Fabian Wegmüller, VR-Mitglied der Brauerei, in dem Webinar sagte, könne die «Party» aber auch getrennt vom statutarischen Teil stattfinden. Der «offizielle» Teil der GV werde dann effizient digital durchgeführt.

In der anschliessenden Diskussion im Webinar stellten die Teilnehmer auch fest, dass die Besucher der klassischen Generalversammlung eher im Rentenalter zu finden seien. Junge Leute hätten keine Zeit, am Vormittag im Hallenstadion an einer GV teilzunehmen. Auch Hans-Peter Süess, CEO von Nimbus, erwartet, dass der hybride Kanal in Zukunft wachsen wird. Selbst wenn Möglichkeiten wie Live-Streaming im letzten Jahr eher zögerlich genutzt wurden, so dürften auch diese elektronischen Tools künftig weiter an Akzeptanz gewinnen, so die einhellige Meinung der Teilnehmer. Für die Zukunft der Generalversammlung sahen die Gesprächspartner durchaus die Möglichkeit, dass sich neue Formate entwickeln. Dies könnte auch eine Aufteilung der GV sein: die digitale GV mit dem statutarischen Teil und ein Fest für Aktionäre und Mitarbeiter, unabhängig vom Termin der digitalen GV. Die gesamte Diskussion zeigte, dass die Pandemie jedenfalls klar zu einer Veränderung bei der Durchführung der GVs führen dürfte.

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