Die Woche | 13. Dezember 2021 – Über Generalversammlungen in 2022 und mehr

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In weniger als zwei Wochen ist Weihnachten. Eigentlich wäre jetzt die Zeit für Besinnlichkeit und Innehalten. Der frühe Schneefall bietet dafür sogar noch die perfekte Kulisse. Doch das Umfeld zeigt sich weniger besinnlich: Die Corona-Pandemie mit ihrer Omikron-Variante lastet auf dem ungezwungenen «Christmas-Shopping-Erlebnis» und dem Weihnachtsmarktbesuch. Die hohen Inflationszahlen sorgen nicht nur an den Finanzmärkten für Unsicherheit. Auch die Konsumenten müssen sich wohl oder übel auf höhere Preise im kommenden Jahr einstellen. Kurzum: Wir werden wohl mit sehr viel Unsicherheit in das kommende Jahr starten.

Für Hoffnung sorgen allerdings auch Aussagen von Epidemiologen, dass die neue Virusvariante Omikron zwar stark ansteckend sein könnte, aber auch nur milde Krankheitsverläufe verursacht und dass wir schon im nächsten Jahr mit einer endemischen Situation rechnen können. Soll heissen: Die Corona-Pandemie ist zwar nicht besiegt. Das Virus tritt aber nur noch ab und zu punktuell auf, verliert aber seinen Schrecken.

Das wäre eine gute Nachricht. Denn dann könnte 2022, spätestens 2023, so etwas wie eine «Normalität» zurückkehren. Viele Dinge werden sich aber durch die Pandemie verändert haben oder noch zu Veränderungen führen. Denken wir an das Konsumverhalten: Online-Shopping hat sich mittlerweile durchgesetzt. Auch der Einsatz von Bargeld, der schon vor der Pandemie an Bedeutung verloren hatte, wird noch weniger Bedeutung haben. Schon heute gibt es Geschäfte, die kein Bargeld mehr akzeptieren. Auch auf die Art und Weise, wie Generalversammlungen durchgeführt werden, dürfte die Pandemie einen Einfluss haben. In einer Umfrage haben wir zwar festgestellt, dass sich die von uns befragten Unternehmen – vorwiegend auf OTC-X gelistete Gesellschaften – eine Rückkehr zur Präsenzveranstaltung wünschen. Doch angesichts der vielen Unsicherheiten zeichnet sich noch ein anderes Modell ab: die Trennung der statutarischen Versammlung von einem gesellschaftlichen Anlass.

Sofern ab 2023 die Durchführung einer virtuellen GV auch in der Schweiz möglich ist – in Deutschland sind virtuelle Hauptversammlungen nach den Corona-Ausnahmeregelungen laut Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung künftig «dauerhaft» vorgesehen – könnten die Unternehmen zwischen der rein virtuellen Variante, einer hybriden GV mit virtueller Teilnahme und Präsenzanlass sowie einer Trennung zwischen der virtuellen GV und einem «Get-together» für Aktionäre als Präsenzveranstaltung wählen. Vorteil der dritten Variante: Der statutarische Teil könnte effizient wenige Wochen nach Vorlage des Jahresabschlusses stattfinden. Die Aktionärsveranstaltung dann im Sommer und zu einem Zeitpunkt, an dem auch berufstätige Menschen teilnehmen können. Damit könnte die GV ihren Ruf als «Veranstaltung für Rentnerinnen und Rentner» verlieren und so auch für neue, junge Aktionärsgruppen attraktiv werden. Es wird in jedem Fall spannend, diese Entwicklung zu verfolgen.

Aufmerksam verfolgen werden wir auch weiterhin die Debatte um das Referendum gegen das neue Medienförderungsgesetz. Wir hatten in der vergangenen Woche darauf aufmerksam gemacht, dass gerade die grossen Verlage durchaus in der Lage sind, ohne staatliche Subventionen zu wirtschaften. Dass dies die Politik nicht wahrnehmen möchte, ist unverständlich. Der Medienkonzern TX Group sorgte sogar anlässlich eines Investorentages für zusätzliche Transparenz: Durch die Integration der digitalen Marktplätze der TX Group (u.a. Homegate) in die neu gegründete Swiss Market Place Group fliessen der TX Group 270 Mio. CHF zu, die Hälfte davon in bar. Die Aktionäre erhalten dank dieses Verkaufserlöses in den kommenden drei Jahren eine Sonderausschüttung von mindestens 4.20 CHF je Aktie.

Interessant daran ist, dass die TX Group eine Beteiligung wie Homegate versilbert. Homegate verdient sein Geld mit Kleininseraten aus der Immobilienwelt, genau jenem Geschäft, das den Printverlagen durch den Siegeszug des Internets verloren gegangen ist. Doch statt die Erträge, die heute mit Wohnungsinseraten im Internet generiert werden, zu verwenden, um den unabhängigen Journalismus zu finanzieren – so wie dies früher durch die unzähligen Seiten an Kleininseraten in der Samstagsausgabe der Fall war – fliesst hier das Geld zurück an die Aktionäre. Für das renditeschwache oder gar defizitäre Geschäft mit dem unabhängigen Journalismus sollen nun die Steuerzahler in die Tasche greifen. «Gewinne privatisieren – Verluste sozialisieren», könnte man das Prinzip auch nennen. Offenbar sehen das die meisten Politiker nicht: Sie sind in diesem Punkt auf beiden Augen blind. Gut für die Aktionäre der grossen Medienkonzerne.

In der kommenden Woche erfahren Sie von uns u.a., welche Unternehmen sich in Sachen Nachhaltigkeit erst am Anfang eines Übergangsprozesses befinden, und sich daher zu «Transition Gainers» an der Börse entwickeln könnten.

Wir wünschen Ihnen eine erhellende dritte Adventswoche.


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Im Interview mit unserem Autor Daniel Eichenberger erklärt Urs Neuhauser, CEO des Storenbauers Griesser Holding, dass die deutsche Tochterfirma Weinor auf ein weiteres Rekordjahr zusteuert, gibt sich angesichts der angespannten Situation bei den Lieferketten allerdings zurückhaltend für das Gruppenresultat und äussert sich zu den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens…

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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…



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Die Preise in den USA steigen und steigen – so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr. US-Präsident Biden gerät mit der zunehmenden Teuerung auch innenpolitisch immer stärker unter Druck. Es könnte sein, dass die Demokraten bei den Kongresswahlen im November 2022 sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus ihre bisherige Mehrheit verlieren. Nach einer Analyse von tagesanzeiger.ch wäre ein solches Szenario für den Präsidenten «eine politische Katastrophe, denn er hätte kaum noch eine Chance, Gesetze und auch Personalvorschläge durch den Kongress zu bringen». Ein politisch angeschlagener US-Präsident könnte 2022 für zusätzliche Unsicherheit an den Märkten sorgen…

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IT-Expertin: Online-Hauptversammlungen mit Sicherheitsrisiko

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In Deutschland sollen Generalversammlungen, die in unserem Nachbarland «Hauptversammlungen» heissen, auch «nach der Pandemie» dauerhaft virtuell durchgeführt werden können, wenn es nach dem Geist und den Buchstaben des gerade von der neuen deutschen Regierung unterzeichneten «Ampel-Koalitionsvertrags» geht. Anders als in der Schweiz waren deutsche Hauptversammlungen schon zu Corona-Zeiten tatsächlich virtuell – und nicht nur «schriftlich». Nach einem Bericht von stern.de bergen Online-Hauptversammlungen aus Sicht einer IT-Expertin jedoch Sicherheitsrisiken, die zunächst geklärt werden sollten, ehe der Gesetzgeber solche Formate dauerhaft einrichtet. Ein Thema, mit dem sich auch Schweizer Firmen am Tag X auseinandersetzen müssen…

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TX Group schüttet Sonderdividende aus

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Die Transaktion rund um die neu im Rahmen einer Fusion entstandene «Swiss Market Place Group» spülte der TX Group 270 Mio. CHF in die Kassen, die Hälfte davon in bar. Die TX-Aktionäre sollen hieran im Rahmen von gestaffelten Sonderausschüttungen profitieren. Über drei Jahre erhalten die Aktionäre eine ausserordentliche Ausschüttung von jeweils mindestens 4.20 CHF für die Geschäftsjahre 2021, 2022 und 2023, wie die zur TX Group gehörende fuw.ch berichtet…

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ABB-Grossaktionärin spricht von Aufspaltung

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Gegenüber einer schwedischen Finanzzeitung erhöhte die schwedische Investorin Cevian, mit rund 5% an ABB beteiligt, das Aktienkursziel gleich um 50% und deutete in den Überlegungen zur Werthaltigkeit auch an, dass eine Aufspaltung des Konzerns im Stil von General Electric längerfristiges strategisches Ziel sein sollte. luzernerzeitung.ch berichtet…

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Markus Höfler, CEO Brauerei Falken AG

Markus Höfler, CEO Brauerei Falken AG

Bis zum 20. Februar 2020 waren die Aktien der Schaffhauser Traditionsbrauerei Falken auf der OTC-X-Plattform gelistet, bevor der Handel im Rahmen der Umstellung auf Einheitsaktien unter Aufgabe der Inhaberaktien eingestellt wurde (schweizeraktien.net vom 26.02.2020). Am vergangenen Freitag, 10. Dezember 2021, fand die schriftliche GV statt – auch in diesem Jahr ohne physische Präsenz der Aktionäre. Zu unsicher erschien dem VR bereits im August die epidemiologische Covid-Lage – und auch der traditionelle GV-Ort Park Casino wäre in diesem Jahr wegen einer Teilsanierung nicht nutzbar gewesen. Gegenüber shn.ch (Schaffhauser Nachrichten) äussert sich Falken-CEO Markus Höfler in einem Videobeitrag über die erneut ausgefallene Präsenz-GV, das abgelaufene Geschäftsjahr und Veränderungen im Verwaltungsrat…

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So will Luzern zur schönsten Tourismusstadt werden

So will Luzern zur schönsten Tourismusstadt werden

Luzern war lange Zeit einer DER Hotspots des internationalen Fernreise-Tourismus in der Schweiz – bis Corona kam. «Corona» veränderte plötzlich alles und wurde zum «Gamechanger» einer lange Zeit erfolgsverwöhnten Branche, in der es dank Gästen aus den Fernmärkten nur aufwärts ging. Doch der wirtschaftliche Erfolg auf der einen Seite hatte für die einheimische Bevölkerung andererseits auch Schattenseiten, Stichwort «Overtourism». Nun nutzt Luzern nach einem Bericht von zentralplus.ch die aktuelle Umbruchphase, um den Tourismus in der Stadt mit der «Vision Tourismus 2030» teilweise neu zu erfinden bzw. neu zu denken. Luzern will künftig verstärkt auf nachhaltige und innovative Tourismusangebote setzen – und zielt dabei verstärkt auch auf Kulturreisende, die Museen oder Konzerte besuchen…

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Charlie Munger: «Diese Zeit ist noch verrückter als die Dotcom-Ära»

Charlie Munger: «Diese Zeit ist noch verrückter als die Dotcom-Ära»

Den Abschluss des heutigen Newsletters bilden diesmal weder «neue Guetzli-Rezepte aus aller Welt» noch die «10 besten Fondue-Beizlis im Oberwallis», sondern die Sorgen des legendären Investors Charlie Munger vor einem Marktcrash. Der 97-jährige Munger, Freund und Kollege von Warren Buffet, äusserte Anfang Dezember an einer Konferenz in Australien die Befürchtung, dass die Finanzmärkte kolossal überbewertet seien. Ausserdem hält er die Zeit für «noch verrückter als die Dotcom-Ära» – und das will schon einiges heissen. capital.de berichtet…

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