SwissShrimp: Frisches Kapital für Schweizer Crevettenaufzucht gesucht

Kapitalerhöhung über 8 Mio. CHF läuft bis Mitte Februar 2022

0
4479
Die SwissShrimp AG züchtet in Rheinfelden Crevetten vom Typ Pacific White Shrimp. Bild: zvg

Sie heissen Garnelen, Crevetten oder auch Shrimps: die kleinen Schalentiere, die mittlerweile nicht nur bei Feinschmeckern beliebt sind. Rund 8’000 Tonnen von den Meerestieren werden jährlich in die Schweiz importiert und dort verzehrt. Meist stammen sie aus Ländern wie Vietnam, Thailand, Equador, Australien und Indien, wobei Vietnam als grösster Exporteur von Shrimps gilt.

Ausländische Shrimpszucht in der Kritik

Doch allein schon die Aufzucht in den lokalen Shrimpsfarmen, für die oftmals wertvolle Mangrovenwälder geopfert werden müssen, gibt immer wieder Anlass zu Kritik. Ähnlich wie in Zuchtlachsfarmen wird dem Futter meist Antibiotika beigemischt, um Krankheiten vorzubeugen. Die Antibiotikareste landen dann schon mal beim Konsumenten auf dem Teller. Kommt hinzu, dass Verarbeitung und Transport der tiefgekühlten Produkte einen grossen CO2-Fussabdruck hinterlassen.

Dass es auch anders geht, zeigt das Schweizer Start-up SwissShrimp AG. Seit 2019 produziert das von sechs Schweizern gegründete Unternehmen in einer Halle auf dem Gelände der Schweizer Salinen AG in Rheinfelden echte Schweizer Shrimps. Die Nähe zur Salzproduzentin ist bewusst gewählt: Die Saline Riburg liefert nicht nur das für die Shrimpsaufzucht benötigte Salz, sondern auch die Wärme für das 28 Grad warme Wasser in der Aufzuchtanlage für die Schalentiere. Dabei handelt es sich um überschüssige Abwärme, die bei der Salzproduktion entsteht. Insgesamt soll der CO2-Ausstoss bei der Produktion der Schweizer Shrimps um 50% niedriger als bei importierter Ware sein. Auf den Einsatz von Antibiotika wird konsequent verzichtet.

Produktionskapazität liegt bei 60 Tonnen

Mittlerweile ist die Anlage in Rheinfelden seit zwei Jahren in Betrieb und wurde schrittweise hochgefahren. Künftig können pro Jahr 60 Tonnen der beliebten Spezialität produziert werden. Geliefert werden die Schaltentiere vom Typ Pacific White Shrimp, die als Postlarven in eines der 16 Zuchtbecken eingesetzt und dort drei bis vier Monate bis zur Ernte wachsen, an die Grossverteiler Migros und Coop, die Gastronomie und auch per Onlineversand an Privatpersonen. Die Besonderheit dabei: Die Shrimps werden erst geerntet, wenn die Bestellung eingeht, anschliessend in einem Eisbad getötet und verpackt, sodass sie wirklich fangfrisch und nie tiefgefroren zum Konsumenten gelangen.

In 16 mit Salzwasser befüllten Zuchtbecken werden die Shrimps bis zur Ernte aufgezogen. Nach erfolgreicher Kapitalerhöhung soll die Anlage erweitert werden, um die Produktion zu verdoppeln. Bild: zvg
Corona-Pandemie bremst das Wachstum

Im ersten vollen Geschäftsjahr 2020 erzielte die SwissShrimp AG einen Umsatz von 2.3 Mio. CHF und wies einen Jahresverlust von 1.3 Mio. CHF aus. Dass es nicht besser lief, ist vor allem der Corona-Pandemie geschuldet. «Unsere wichtigste Kundengruppe, die Gastronomie, leidet besonders stark unter den aktuellen behördlichen Einschränkungen», erklärt Rafael Waber, CEO der Firma, im Gespräch mit schweizeraktien.net. Auch für das Jahr 2021 sieht es noch nicht viel besser aus. Ursprünglich hatte die Gesellschaft zum Ziel, einen Umsatz von über 3 Mio. CHF zu erreichen. Doch der Plan ging nicht ganz auf. Laut Waber waren auch die Umsätze im Detailhandel niedriger als erwartet, da u.a. die für die Steigerung der Bekanntheit wichtigen Degustationen nicht stattfinden konnten. Immerhin kann SwissShrimp für 2021 die finanziellen Rückschläge durch die Pandemie mit Hilfen der öffentlichen Hand und Zahlungen einer Epidemieversicherung mildern. Rafael Waber schätzt, dass Corona die Businessplanziele um rund zwei Jahre nach hinten verschoben hat.

Kapitalerhöhung zur Finanzierung neuer Produktionsanlagen

Das Interesse an den Produkten aus Rheinfelden ist nach Angaben der Gesellschaft weiterhin sehr gross. Besonders in der gehobenen Gastronomie werden die nachhaltig produzierten Shrimps auch wegen ihres feinen Geschmacks und ihrer knackigen Textur geschätzt. Auch wenn die Pandemie die Expansionspläne kurzfristig gebremst hat, stehen die Zeichen auf Wachstumskurs. Noch in diesem Jahr soll ein Kick-off zwecks Verdoppelung der Produktionsanlage auf 120 Tonnen realisiert werden. Angesichts eines geschätzten Marktvolumens von rund 400 Tonnen für Shrimps im sogenannten Premiumsegment eine durchaus realistische Grösse. Dank Skaleneffekten könne dann auch der Produktionspreis gesenkt und die Marge erhöht werden, so Waber.

Um die Investitionen in die Erweiterung der Produktion zu finanzieren, läuft bis Mitte Februar 2022 noch die 2. Runde einer Kapitalerhöhung über 8 Mio. CHF. Insgesamt sollen bis zu 10’000 neue vinkulierte Namenaktien (à nominal 10 CHF) zum Preis von 800 CHF je Aktie ausgegeben werden. Die Marktkapitalisierung beträgt auf dieser Basis 29.6 Mio. CHF. Rund 50 der bisherigen Aktionäre – keiner der Aktionäre hält mehr als 10% – nimmt nach Aussagen von Waber an der Kapitalerhöhung teil. Interessierte Investoren müssen aber mindestens 10 Aktien zeichnen. Rund 85% der Aktien seien bereits gezeichnet, so Waber.

Investment für langfristig denkende Aktionäre

Sofern die Pandemie dem Unternehmen nicht nochmals einen Strich durch die Rechnung macht, werden ab 2023 bei einem Umsatz von rund 4 Mio. CHF schwarze Zahlen erwartet. In fünf Jahren ist es das Ziel von SwissShrimp, mit der Produktion von 120 Tonnen pro Jahr einen Umsatz von 10 Mio. CHF sowie einen Jahresgewinn von über 3 Mio. CHF zu erzielen. Allerdings haben Rafael Waber und sein Team nach Abschluss des nächsten Expansionsschrittes weitere ambitionierte Ziele: Sie wollen die Internationalisierung vorantreiben und nach dem Konzept der Schweizer Shrimpsfarm im Ausland weitere Betriebe eröffnen. Den Aktionären stellt Rafael Waber zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Rendite in Aussicht, verweist allerdings auch auf den Charakter der Investition als «Impact Investment». Wer in die Zukunft von SwissShrimps investieren will, soll nach Aussagen von Waber am besten einen langfristigen Zeithorizont von etwa 10 Jahren mitbringen.

Die Aktien der SwissShrimp AG werden derzeit noch nicht gehandelt. Laut Angaben der Gesellschaft soll allerdings im 2022 das Listing auf einer ausserbörslichen Handelsplattform erfolgen. Detaillierte Informationen zur Kapitalerhöhung finden sich hier.

Kommentar verfassen