Planet Ants: Homo Sapiens spielt als erfolgreiche Spezies

Kapitalerhöhung über daura im März geplant

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Sie waren vor den Dinosauriern da, sie prägen unser Ökosystem – und ihre Kolonien sind hochkomplex: Die Rede ist von den Ameisen. Ein neues Schweizer Smartphone-Spiel will nun den virtuellen «Ameisenstaat zum Mitnehmen» erschaffen. Ein Online-Massenerlebnis inklusive Geolokation.

Noch in diesem Jahr soll das Social Media Game Planet Ants lanciert werden. Bis zum Markteintritt plant die Muttergesellschaft eine Kapitalerhöhung. Bild: zvg

Heute erinnert nur noch ein gigantischer Krater in Mexico daran, was vor 66 Millionen Jahren den Niedergang der Dinosaurier eingeläutet haben dürfte. Ein etwa 14km grosser Asteroid der Kategorie «globaler Killer», der mit einer Geschwindigkeit von 72’000 km/h auf der Halbinsel Yukatan einschlug – und die Sprengkraft von 200 Millionen Hiroshima-Bomben freisetzte. Das «Planetary Defense Coordination Office» der NASA hat ein waches Auge auf jeden Brocken, der nur im Entferntesten an den «Killer von Yukatan» gemahnt. Denn die Karten für die Menschheit stünden schlecht, würde sich ein solches Ereignis heute wiederholen. Das 15’000 Arten umfassende Volk der Ameisen würde indes wohl tun, was es damals schon getan hat: weiterleben. Nach gerade einmal 300’000 Jahren auf dem Planeten dürfen nun auch Menschen nachvollziehen, wie sich das Leben als eine der weltweit erfolgreichsten Arten anfühlt. Die Planet Ants International AG aus Malters (LU) plant nämlich ein Multiplayer Online Game, das die Spieler über Gedeih und Verderb einer Ameisenkolonie bestimmen lässt.

Ernähren, beschützen, erobern: Der Alltag als Ameise

«Fakt ist, dass es für jeden Menschen auf diesem Planeten Erde mehr als eine Million Ameisen gibt», sagt Mark Odermatt von der Planet Ants Int. AG. «Zudem weiss der Durchschnittsmensch in der Regel nicht viel über diese erstaunlichen Kreaturen. Wir glauben, dass sich mit einem solchen Spiel mehr über diese unbekannte und faszinierende Welt erfahren lässt.» Planet Ants werde als vernetztes Social-Media-Game programmiert, in dem jeder Spielende eine neue Ameisenpopulation repräsentiert. Die Spieler müssen ihren Ameisenvölkern Nahrung und Schutz bieten, verfügen aber neben einem stationären Zuhause in Form von Ameisenhaufen und Ameisenhöhle auch über «Wanderameisen», die unterwegs nach Nahrung suchen – und später als «Soldatenameisen» neue Gebiete erschliessen können. Der Clou daran: Während das Zuhause ein für allemal fest definiert wird, etwa die eigene Wohnung, befinden sich die eroberungswütigen Wander- und Soldatenameisen immer dort, wo auch das eigene Smartphone ist. Ausgeschwärmt wird also, wenn die Spieler selbst unterwegs sind – etwa auf der Pendelstrecke zur Arbeit. Diesen «Augmented Reality»-Ansatz verfolgte schon das Spiel Pokémon Go, das 2016 weltweit für Furore sorgte – und innert zwei Jahren eine Milliarde Downloads verbuchte.

Doch wie lässt sich die komplexe Realität eines arbeitsteiligen Ameisenstaates auf einem Smartphone-Bildschirm befriedigend simulieren? «Das Spiel arbeitet mit drei Hauptansichten bzw. Modi», so Odermatt. In der Nestansicht können die Spieler auf ihre heimische Kolonie zugreifen – und fertiggestellte Bauten inspizieren. Die Kartenansicht ist quasi das «Cockpit» der Wander- und Soldatenameisen. Es zeigt den per GPS ermittelten Standort des Spieler-Smartphones – und seine Umgebung. Umliegende Ameisen-Ressourcen werden hier sichtbar gemacht, ebenso wie verbündete oder rivalisierende Kolonien bzw. freundlich oder feindlich gesinnte Ameisen anderer Spieler. «Schliesslich gibt es noch eine Reihe von Konfigurationsfenstern, über die sich die ‚kolonialen Aufgaben‘ wie Nahrungssammlung, Ameisenzucht oder Nestverteidigung im Detail steuern lassen.»

Kompetitiv unterwegs – auch ohne Kreditkarten-Einsatz

Planet Ants will über die reine «Schnitzeljagd mit Kampfelementen» hinausgehen, die Pokémon Go erfolgreich machte – denn sogar Aspekte wie die Blattlauszucht oder der gezielte Anbau von Pilzen, für die Ameisen in der Natur verantwortlich zeichnen, sollen im Spiel Eingang finden. «Hier zeichnet sich auch schon ab, welche strategischen Finessen Planet Ants bieten wird», erklärt Odermatt. «Setze ich als Spieler eher schnell auf aggressive Expansion oder sorge ich für die beinahe uneinnehmbare Ameisenfestung zuhause? Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile, denn erfolgreiche Feldzüge resultieren in Nahrung und Sicherheit – verlorene Schlachten hingegen bedeuten Knappheit und sinkende Population.»

Sogenannte «InGame-Käufe» werden laut Odermatt zwar möglich sein – aber nicht zu komplett unfairen Kräfteverhältnissen und notorischem Kaufdruck führen, wie sie in gewissen Smartphone-Spielen gang und gäbe sind. Planet Ants ist ein Gratis-Spiel, und die Spieler können sich etwa ‚Skins‘ oder ‚Sammler-Items‘ dazukaufen. Es wird aber nicht so sein, dass man nur dann eine kompetitive Kolonie unterhalten kann, wenn man viel Geld für zusätzliche Gegenstände ausgibt. Zudem werde der Fokus in einer ersten Phase auf dem Aufbauspiel liegen – und das Element der Territorialkriege erst später ins Spiel Einlass finden. Eine überhastete «Blitzkriegstrategie» wird damit unterbunden. Eben ein echtes Ameisenspiel, kein Spiel für impulsive Menschenaffen. Zudem sollen sich die Spieler jeweils sowohl für Allianzen als auch für Konfrontation entscheiden können, wenn sie mit ihren Spähtrupps von Wanderameisen auf andere Spieler treffen. Und das kann im Pendlerzug ebenso geschehen wie an der Familien-Grillstelle im Wald.

Kooperation mit Digi-Aktienplattform daura, Spielstart Ende 2022

Schon im Dezember dieses Jahres könnten die ersten Ameisen über die Smartphone-Bildschirme krabbeln, allenfalls noch als Betaversion. Zur Finanzierung will die Planet Ants International AG per Kapitalerhöhung eine halbe Million Franken an Investorengeldern einnehmen. Das soll genügen, um die Programmierung des Spiels und eine begleitende Marketing-Kampagne via Social Media zu finanzieren. Das Unterfangen soll im März starten und eine Laufzeit von zwei Monaten haben.

«Als Kapitalgeber wünschen wir uns ein möglichst breites Anlegerfeld, wobei wir weder auf die Höhe der einzelnen Beteiligung noch auf eine spezifische Art von Anleger Wert legen», erläutert Odermatt. Ob sich ein Student mit CHF 10.- beteilige oder sich ein Family Office einen Anteil von CHF 100’000.- sichere, spiele eigentlich keine Rolle. «Dank der digitalen Verarbeitung durch die daura AG ist unser Aufwand auch für kleine Anteilnehmer nicht grösser.» Vorteile der daura-Kooperation seien zudem virtuell abhaltbare Generalversammlungen. «Und unsere Investoren können sich nicht nur mit Fiat- sondern auch mit ihrem Portfolio an Kryptowährungen an Planet Ants beteiligen.»

Für die ersten sechs Monate geht Odermatt davon aus, dass die Spielerzahl monatlich um 200% steigt. «Dies vor allem, weil Allianzen mit anderen Spielern sehr vorteilhaft sind. Die Planet-Ants-Spieler können dadurch gewinnbringende Tauschgeschäfte machen und die In-Game-Währung ‚Dits‘ erhalten.» Die Devise des Spiels sei ganz ameisenkonform «gemeinsam sind wir stark».

In der Annahme, dass höchstens jeder zehnte Gamer sich irgendwelche In-Game-Käufe leistet – und dafür durchschnittlich CHF 5.- pro Monat ausgibt, will das Unternehmen bis Ende 2023 alle Investitionen hereingeholt haben. Für 2024 wird eine schwarze Null erwartet, weil dann Personalausgaben, Weiterentwicklungs- und Serverkosten anfallen werden. «Spätestens ab 2025 möchten wir bereits in der Gewinnzone sein», so Odermatt.

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