Rigi Bahnen: Mit Volldampf aus der Corona-Delle

Investmentfonds steigt mit 6% ein

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Die historische Lok 7 der Rigi Bahnen auf dem Weg zum Gipfel der „Königin der Berge“, Bild: zvg

Die Folgen der Corona-Pandemie, ein regnerischer Sommer: Wer glaubt, dass sich die Rigi Bahnen durch diese ungünstigen Rahmenbedingungen im Geschäftsjahr 2021 die Laune haben verderben lassen, der irrt gewaltig. Vom 21. bis 24. Mai 2021 feierten die Bahnen ihr 150-jähriges Jubiläum mit prominenten Gästen und einer historischen Fahrzeugparade. Ende August und Anfang September wurde dann mit geladenen Gästen sowie später mit den Mitarbeitenden das Jubiläum (nach)gefeiert. Und schliesslich fand im September die Präsentation der neuen Triebwagen statt. Die schwierigen Rahmenbedingungen haben auch den wirtschaftlichen Erfolg nicht mehr so stark wie im Vorjahr gebremst: Der Umsatz stieg gegenüber 2020 um 20,1% auf 22.9 Mio. CHF, und der operative Gewinn (EBITDA) verdreifachte sich fast auf 4.7 Mio. CHF. Unter dem Strich konnten die Bahnen wieder einen kleinen Gewinn von 549’000 CHF ausweisen – diesmal sogar ohne ausserordentliche Erträge. Auch wenn die Aktionäre nochmals auf eine Dividende verzichten müssen, so findet in diesem Jahr am 12. Mai wenigstens wieder eine Generalversammlung auf Rigi Staffel statt. Erstmals dabei sein werden wohl auch die Vertreter des Fonds «FUNIS Infrastructure Investments S.C.S», der seit Anfang 2022 rund 6% der Aktien der Rigi Bahnen AG hält.

Noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt

Obwohl 2021 der Tourismusbetrieb an der Rigi wieder besser als im Vorjahr lief, ist die Gesellschaft von dem Vor-Krisen-Niveau noch weit entfernt. Im Rekordjahr 2018 wurden ein Umsatz von 29.3 Mio. CHF und ein EBITDA von 7.7 Mio. CHF erzielt. «Wir sind unter den gegebenen Rahmenbedingungen mit dem Ergebnis des Geschäftsjahres 2021 zufrieden», so das Fazit von Frédéric Füssenich, CEO der Rigi Bahnen AG. Der Betriebsaufwand sei trotz des kräftigen Umsatzanstiegs im Vergleich zum Vorjahr nur um 4,7% auf 18.2 Mio. CHF gestiegen. Dabei ist der erhöhte Personalaufwand von 9.5 Mio. CHF vor allem auf die niedrigere Kurzarbeitsentschädigung zurückzuführen. Diese lag 2021 nur noch bei 640’000 CHF, nach 1.5 Mio. CHF im 2020. Per Ende 2021 waren 229 Mitarbeitende (Vorjahr 215) bei den Rigi Bahnen angestellt. Weggefallen ist 2021 auch der ausserordentliche Ertrag in Höhe von 2.8 Mio. CHF, der 2020 noch dank der Auflösung von stillen Reserven auf dem Anlagevermögen, der Auflösung einer Rückstellung für die Pensionskasse sowie einer Umsatzausfallentschädigung einer Versicherung zustande kam. Mit einem betrieblichen Cashflow von über 4 Mio. CHF konnten auch die Abschreibungen wieder verdient werden.

Gastronomie wächst um fast 35%

Mit 17.9 Mio. CHF oder 78% macht der Verkehrsertrag nach wie vor den grössten Anteil am Gesamtertrag der Rigi Bahnen AG aus. Allerdings erholte sich das Ergebnis aus der Gastronomie mit einem Plus von 34,9% auf 1.6 Mio. CHF überproportional. Massgeblich dazu beitragen habe auch das Rebranding des früheren Restaurants «Bärggnuss», das nun als «Restaurant Lok 7» geführt wird, sowie weiteren Optimierungen bei Abläufen und Angeboten. Dabei sei die erste Jahreshälfte noch geprägt von behördlichen Einschränkungen aufgrund der Pandemie und schlechtem Wetter gewesen, heisst es. Dank der Feierlichkeiten rund um das 150-Jahr-Jubiläum hätten jedoch in der 2. Jahreshälfte viele Schweizer Gäste die Rigi besucht.

Fokus auch 2022 auf dem Heimmarkt und Europa

In das aktuelle Geschäftsjahr sind die Rigi Bahnen nach eigenen Angaben gut gestartet. «Im ersten Quartal 2022 besuchten im Vergleich zum Vorjahr 50% mehr Gäste die Rigi», heisst es in einer Medienmitteilung. Allerdings wirke der schreckliche Krieg in der Ukraine und die globale pandemische Lage weiterhin negativ auf das interkontinentale Reisen. Daher legt das Unternehmen in diesem Jahr den Hauptvertriebsfokus weiterhin auf den Heimmarkt und Europa. Seit dem 8. April 2022 haben sechs neue Triebwagen von Stadler Rail ihren regulären Betrieb aufgenommen. 2021 wurden 16 Mio. CHF investiert, davon rund 13 Mio. CHF für das neue Rollmaterial. Insgesamt werden die Rigi Bahnen 50 Mio. CHF in neues Rollmaterial und Perronanpassungen investieren. Damit wolle man neue Massstäbe in Sachen barrierefreiem Fahrkomfort, Effizienz und Nachhaltigkeit setzen, heisst es. Die gemeindeinterne Bahnerschliessung von Rigi Kaltbad werde durch den projektierten Ersatz der Luftseilbahn Weggis-Rigi Kaltbad ebenfalls weiterverfolgt.

Ausserdem teilte die Rigi Bahnen AG mit, dass sie Anfang 2022 den Bestand an eigenen Aktien an den Fonds «FUNIS Infrastructure Investments S.C.S» verkauft hat. Nach Informationen der Rigi Bahnen investiere dieser in europäische Seilbahnunternehmen mit dem Fokus auf Ausflug- und Sommerbergbahnen.

Fazit

Mit Volldampf aus der Krise, so könnte der Jahresabschluss 2021 der Rigi Bahnen AG bezeichnet werden. Dieser fällt in der Tat erfreulich aus, insbesondere, weil der Gewinn wieder zum grossen Teil operativ verdient und – mit Ausnahme der Kurzarbeitsentschädigungen in Höhe von 640’000 CHF – nicht mehr durch ausserordentliche Erträge erzielt wurde. Da allerdings COVID-19-Überbrückungskredite über 2.5 Mio. CHF noch nicht zurückerstattet wurden, darf vorerst keine Dividende ausbezahlt werden. Die Bilanz ist zudem geprägt von der hohen Investitionstätigkeit: So nahmen die Bankschulden von 11.5 Mio. CHF auf 31 Mio. CHF zu; die Eigenkapitalquote ging daher von 53,8% auf 44,9% zurück. Angesichts der weiter anstehenden Investitionen ist es nun wichtig, dass in diesem und den kommenden Jahren Umsatz und vor allem EBITDA weiter zulegen und auch die höheren Abschreibungen so «verdient» werden können.

Von seinen Höchstständen im September 2019 von 12 CHF ist der Aktienkurs der Rigi-Aktie noch weit entfernt. Chart: www.otc-x.ch

Der Aktienkurs ist seit Beginn der Corona-Pandemie unter Druck geraten und hat sich nicht mehr erholt. Zuletzt wurden auf OTC-X 9 CHF für eine Aktie bezahlt. Die Zurückhaltung der Aktionäre spiegelt die nach wie vor grosse Unsicherheit im Tourismusmarkt wider, bei gleichzeitig hohen laufenden Investitionen. Vor allem die steigenden Zinsen könnten mittelfristig zu einem Anstieg des Finanzaufwands führen. Sofern sich allerdings die Frequenzen auf der «Königin der Berge» weiter erholen, wie dies im 1. Quartal 2022 der Fall war, und mittelfristig die Gäste aus den Fernmärkten zurückkehren, sollte sich die positiv auf die Ertragssituation auswirken. Bei Kursen um den Buchwert von 9.27 CHF je Aktie (per Ende 2021) scheint der Titel nicht zu teuer. Dies hat offenbar auch der neue Aktionär erkannt. Angesicht der geopolitischen Risiken und damit verbundenen Unsicherheiten ebenso wie den steigenden Preissteigerungen für Rohstoffen ist mit einer raschen Erholung des Rigi-Aktienkurses allerdings nicht zu rechnen. Dazu braucht es noch etwas Zeit.

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