Burkhalter Holding AG: 2015 ist mit einem Ende des Booms zu rechnen

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Die Burkhalter-Gruppe ist ein Spezialist für Elektrotechnik am Bau. Bild: www.burkhalter.ch
Die Burkhalter-Gruppe ist ein Spezialist für Elektrotechnik am Bau. Bild: www.burkhalter.ch

Der reine Bilderbuchchart. Seit fünf Jahren zeigt der Kursverlauf der Aktie von Burkhalter im 45-Grad-Winkel steil nach oben. In all den Jahren fiel die Aktie nie nennenswert aus dem Aufwärtstrendkanal nach unten. Das Kursplus seit Anfang 2013 beträgt 40%, in den letzten drei Jahren waren es 160% und auf Sicht von fünf Jahren sind es sogar 300% und damit die Vervierfachung im Kurs.

Die Kurssteigerungen spiegeln allerdings auch operative Erfolge des Züricher Konzerns wider. So steigerte der Anbieter von Elektrotechnik am Bau wie etwa von Elektroinstallationen, Schaltanlagen, Telefonie, Gebäude- oder Sicherheitstechnik seinen Umsatz von 393.5 Mio. CHF in 2009 um 27.5% oder durchschnittlich 6.2% im Jahr auf 501.8 Mio. CHF. Die Gruppe profitierte dabei von der guten Auftragslage der Baubranche und dem Boom insbesondere im Hoch- und Wohnungsbau in der Schweiz mit seit langem hohen jährlichen Wachstumsraten im Bereich von vier Prozent und mehr. Zum organischen Wachstum aufgrund des günstigen Branchenumfelds kam seit dem Börsengang in 2008 der Zukauf von rund 15 Elektrotechnik-Unternehmen. Inzwischen besteht die Burkhalter-Gruppe damit bereits aus 40 operativen Unternehmen an 95 Standorten in der Schweiz und beschäftigt rund 2900 Mitarbeiter.

Nach einem Umsatzplus von 6.2% im vergangenen Jahr verzeichnete Burkhalter auch im ersten Halbjahr deutliche Zuwächse. Infolge des fortgesetzten Baubooms kletterten die Erlöse der Zürcher in den ersten sechs Monaten um 9.4% auf 232.7 Mio. CHF. Da Burkhalter-CEO Marco Syfrig bei der Auftragsannahme verstärkt auf höhere Profitabilität achtet und es gleichzeitig Effizienzsteigerungen im Unternehmen gab, blieben die Aufwandsposten insbesondere bei den grössten Blöcken Material und Personal mit einem Anstieg von nur 3.3% deutlich hinter den Umsatzsteigerungen zurück. Abschreibungen und Finanzergebnis fallen bei Burkhalter vergleichsweise gering aus, so dass es beim Gewinn bei einer von 21.4 auf 19.1% gesunkenen Steuerquote ein kräftiges Plus von 41.0% auf 13.6 Mio. CHF gab. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich dadurch von 1.72 auf 2.31 CHF.

Für das zweite Halbjahr blickt Manager Syfrig zwar zuversichtlich voraus. Doch beim Gewinn erwartet der Firmenchef keine Fortsetzung der hohen Steigerungsraten aus dem ersten Semester, geht immerhin aber noch von einem zweistelligen Zuwachs aus.

Nun allerdings muss man für 2015 etwas vorsichtiger sein. Denn der Boom in der Hochbauindustrie scheint langsam an Kraft zu verlieren. Wie Credit Suisse und der Schweizerische Baumeisterverband SBV in ihrem aktuellen Bauindex feststellen, gab es in den ersten sechs Monaten zwar noch einen Zuwachs im Hochbau von drei Prozent und die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Doch die Entwicklung der Baugesuche weist danach ein Minus bei den neu geplanten Wohnungen von zwölf Prozent auf. Für 2014 rechnen Credit Suisse und SBV zwar noch mit guten Geschäften, sehen aber für 2015 Vorboten einer nachlassenden Baunachfrage.

Die Kurssteigerungen und operativen Zuwächse bei Burkhalter könnten damit ebenfalls an Fahrt verlieren. Auf dem deutlich erhöhten Kursniveau kommt der Elektrotechniker bei einem erwarteten Gewinn von 5.10 CHF je Aktie in 2014 nämlich inzwischen auf ein 17er-KGV. 2010 bis 2012 gab es die Aktie trotz der damaligen operativen Zuwächse noch für ein moderates 10er- bis 12er-KGV. Auch 2013 lag die Bewertung nur im Bereich eines 15er-KGV.

Angesichts einer möglichen Stagnation oder zumindest eines verlangsamten Tempos in der Bauindustrie scheint die aktuelle Bewertung damit doch etwas ambitioniert. Hinzu kommt: Auch die hohen steuerfreien Ausschüttungen und Dividenden dürften bei Burkhalter vorüber sein. Für 2013 gab es noch die Auszahlung einer verrechnungssteuerfreien Ausschüttung aus Kapitaleinlagen in Höhe von 3.90 CHF und zusätzlich eine Dividende von 0.50 CHF je Aktie. Mit insgesamt 4.40 CHF je Aktie war Burkhalter bei Kursen um die 86 CHF mit einer Dividendenrendite von immerhin rund 5.5% ein Top-Dividendenwert.

Infolge der letzten Ausschüttung nach der Generalversammlung im Mai sind die Kapitalreserven jetzt allerdings deutlich abgeschmolzen. Lagen diese Ende 2013 noch bei 27.0 Mio. CHF, so waren es Ende Juni nur noch 3.7 Mio. CHF. Eine nochmalige überwiegend steuerfreie Zahlung im Bereich von 4.40 CHF je Aktie scheint damit eher unrealistisch. Die hohe KGV-Bewertung verliert damit zusehends ihre Daseinsberechtigung. Vom aktuellen Kursniveau aus ist vielmehr eher mit einer Korrektur oder bestenfalls mit einem Seitwärtslauf der Aktie zu rechnen.

Bilderbuchchart: nimmt dieser Kursverlauf bald ein Ende? Bild: www.moneynet.ch

1 Kommentar

  1. Guten Tag herr Proebstl

    Danke für die interessante Analyse. Ich bin seit April 2009 Aktionär der Burkhalter und habe mich natürlich über die Kursentwicklung, die der Chart ja eindrücklich zeigt, sehr gefreut. Die Firma jedoch verdient ihr Geld nicht nur im Neubaugeschäft, sondern auch bei den Renovationen/Erneuerungen, die weniger zyklisch sind und sicher weiterhin für einen guten Geschäftsverlauf sorgen. Ebenso ist die Firma über ein Joint Venture am Neatbau beteiligt; da dürften auch noch einige Jahre Erträge hereinkommen.
    Je nachdem wie zudem die Zuwanderungsinitiative umgesetzt wird, könnte auch der Wohnungsbau wieder Zuwachsraten aufweisen. Die Dividende dürfte weiter steigen und die VST erhält man ja zurück (wenn man die Dividende deklariert). Da ist dann der Umstand, dass die Kapitaleinlagereserven aufgebraucht sind, verschmerzbar, denke ich.
    Frdl. Grüsse
    René Häusler

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