
Mitten in der Pandemie, im Juni 2021, wagte die Kursaal Bern AG den Schritt an die Börse BX Swiss. Dies verbunden mit einer Kapitalerhöhung über rund 14 Mio. CHF, welche in das Wachstum des Berner Unternehmens mit seinen Casinos, dem Kongressgeschäft und dem Swissôtel fliessen sollten. Obwohl das Timing nicht ideal schien und – neben der Bewältigung der Pandemie – grosse Investitionen u.a. auch in neue Konzessionen für die Casinos anstanden, war Verwaltungsratspräsident Daniel Buser überzeugt, dass die Aktien eines Tages eine Dividendenperle sein würden. Sein Versprechen hat er gehalten: Die Kursaal Bern AG erzielte 2024 mit 76.6 Mio. CHF zwar 1,2% weniger Betriebsertrag als im Vorjahr. Doch dank Effizienzmassnahmen stieg die EBITDA-Marge auf über 17%, und der Reingewinn erreichte 4.2 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 22 CHF je Aktie erhalten, die zu 50% aus den Kapitaleinlagereserven gezahlt wird.
Kongresse und Swissôtel laufen gut
Die drei Segmente entwickelten sich im vergangenen Jahr allerdings unterschiedlich. Das Kongresszentrum des Kursaal Bern erzielte mit 17.0 Mio. CHF einen um 3,6% höheren Betriebsertrag als im Vorjahr. Die vorgegebenen Ziele seien alle mehr als erfüllt worden, so das Unternehmen. Der November war dabei ein Rekord-Monat mit 54 Anlässen in nur einer Woche.
Auch im Swissôtel Kursaal Bern sowie den Restaurants steigerte die Unternehmensgruppe den Betriebsertrag von 15.4 auf 16.6 Mio. CHF – ein Plus von 7,5%. Die Anzahl Logiernächte in dem 4-Sterne-Haus sei zwar leicht tiefer ausgefallen, so CFO Lorenz Perren im Gespräch mit schweizeraktien.net. Jedoch habe der Betriebsertrag durch ein professionelles Revenue-Management erneut gesteigert werden können. Das Hotel profitiert hier vom Netzwerk der Accor-Gruppe, in das es eingebunden ist.
Rückläufige Erträge bei den Spielbanken
Weniger gut lief es hingegen bei den Spielbanken. Der Gesamtertrag lag in diesem Segment bei 41.7 Mio. CHF, was 6,5% weniger als im Vorjahr sind. Während die terrestrischen Casinos in Bern (-10,2% auf 38.0 Mio. CHF) und Neuenburg (-9,4% auf 18.3 Mio. CHF) deutlich weniger Erträge als im Vorjahr verbuchten, gelang es, im Online Casino 7melons.ch den Ertrag auf 8.1 Mio. CHF (+24,6%) zu steigern. Angesichts des sehr marketingintensiven Geschäfts ist es jedoch eine Herausforderung, das Glücksspiel im Internet rentabel zu betreiben.
Über alle Geschäftsbereiche hinweg erreichte der konsolidierte Betriebsertrag der Kursaal Bern Gruppe 76.6 Mio. CHF.
Fokus auf Kostenmanagement
Dass das Ergebnis trotz des leichten Umsatzrückgangs gegenüber dem Vorjahr kräftig gesteigert werden konnte, ist vor allem auf die hohe Kostendisziplin zurückzuführen. Lorenz Perren betrachtet Kostenmanagement auch nicht als eine einmalige, sondern als eine tägliche Aufgabe. Nahezu sämtliche Aufwandpositionen lagen tiefer als im Vorjahr, wobei vor allem der Personalaufwand mit nur noch 34.3 Mio. CHF (-6,6%) und der Werbeaufwand mit 8.2 Mio. CHF (-12.7%) ins Gewicht fallen. Insgesamt ging der Betriebsaufwand um 6,1% auf 63.5 Mio. CHF zurück, das EBITDA erreichte 13.0 Mio. CHF und die Marge 17,0% (Vorjahr: 12,6%). Das konsolidierte Jahresergebnis erreichte 4.8 Mio. CHF, nach Abzug der Minderheitsanteile am Gewinn – das Grand Casino in Bern gehört nur zu 68,5% zur Gruppe – verbleiben 4.2 Mio. CHF. Davon sollen 2.6 Mio. CHF oder rund 60% als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Verbessert hat sich im Geschäftsjahr 2024 nicht nur der Gewinn, sondern auch die Bilanz. So konnten die Hypothekarschulden um 4 Mio. CHF auf nur noch 20 Mio. CHF reduziert werden. Die Eigenkapitalquote fiel mit 67,8% leicht höher als im Vorjahr aus.
Wirtschaftliches Umfeld belastet
Der Start ins laufende Geschäftsjahr ist durchzogen verlaufen. So spürt der Kursaal Bern im Kongressgeschäft eine gewisse Zurückhaltung. Auch fallen bei Firmenevents die Gastronomieumsätze aufgrund geringerer Teilnehmerzahlen niedriger aus. In den zwei Casinos in Bern und Neuenburg setzt sich der im letzten Jahr feststellbare Abwärtstrend fort. Mit verschiedenen Initiativen versucht der Kursaal Bern, bei der aktuellen Entwicklung Gegensteuer zu geben. Dazu gehören mehr eigene Events, die unter dem Label «Kultursaal» mit dem Partner Bierhübeli in Bern durchgeführt werden.
In den kommenden Monaten stehen zwei wichtige Wechsel im Management an: So wird der Direktor des Grand Casino Bern Ende Oktober in Pension gehen. Im kommenden Jahr folgt dann Kevin Kunz, der Direktor des Kursaals. Mit den zwei Wechseln auf der obersten Führungsstufe findet auch ein Generationenwechsel in dem Berner Traditionsunternehmen statt.
Fazit
Dass die Kursaal Bern AG für 2024 wieder eine Dividende ausschüttet, ist für die Aktionäre sehr erfreulich, aber nicht selbstverständlich. Denn die Erträge aus dem Spielbankengeschäft waren rückläufig, im Onlinegaming ist die Gewinnschwelle noch nicht ganz erreicht. Zudem sind die guten Zeiten, in denen die Gewinne aus dem Spielbankengeschäft sprudelten, vorbei. Daher war es richtig und wichtig, den Fokus auf die Profitabilität der Segmente Kongresse sowie Hotellerie & Gastronomie zu legen. Dank des im letzten Jahr gestarteten Kostenmanagements ist es gelungen, die Ausgabenseite im Griff zu behalten. In einem schwieriger werdenden Umfeld wird es für die Kursaal Bern AG umso wichtiger werden, die Effizienz zu verbessern.

Gemessen an den aktuellen Kennzahlen sind die Aktien der Kursaal Bern AG, die an der BX Swiss gehandelt werden, nicht zu teuer. Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis liegt bei Kursen von 380 CHF je Aktie bei 11, die Dividendenrendite beträgt attraktive 5,7%. Auch in den kommenden Jahren sollen mindestens 60% des Gewinns als Dividende ausgeschüttet werden. Jedoch dürfen die Aktionäre auch nicht unterschätzen, dass für den Betrieb des Kursaals mit seinem All-in-one-Angebot immer wieder hohe Investitionen anstehen, damit es à jour bleibt. Angesichts der soliden Bilanz dürfte dies zwar kein Problem sein. Dennoch ist es nicht auszuschliessen, dass die Dividenden auch einmal etwas niedriger ausfallen könnten. Angesichts eines Buchwerts, der bei 678 CHF je Aktie liegt, ist der Aktienkurs auf dem aktuellen Kursniveau gut abgesichert. Der Titel eignet sich vor allem für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte.