Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen: Steigende Profitabilität

Das Unternehmen stellt sich wegen der Elektrifizierung eines Teils der Flotte auf steigende Investitionen ein

0
166
Die Zürichsee-Fähre verbindet Meilen und Horgen. Die 10-minütige Überfahrt bedeutet für viele Anwohner, aber auch für Touristen, eine willkommene kleine Auszeit vom Alltagsstress. Bild: faehre.ch

Sie verbinden seit der Antike vom Wasser getrennte Ufer: Der griechische Mythos von Charon, dem Fährmann, der die Seelen über den Fluss Styx in die Unterwelt transportierte, ist ein Beispiel für die frühe Existenz von Fähren.

Heute werden keine Seelen mehr transportiert, sondern Autos, Fussgänger und Fahrräder. Und das auch nicht in der Unterwelt, sondern zwischen der Zürcher Goldküste und der «Pfnüselküste». So das Geschäftsmodell der Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen.

10 Minuten dauert das Übersetzen, Minuten, in denen der gestresste Reisende zur Ruhe kommt, in die Wellenspiele des Kielwassers schaut oder das Alpenpanorama geniesst. Für manchen Gast ein seltener Moment kontemplativer Ruhe im täglichen Verkehrsgeschehen. Und das natürlich besonders bei schönem Wetter.

Verkehrsertrag steigt deutlich an

Das durchzogene Wetter im letzten Sommer brachte der Schifffahrt auf den Schweizer Seen allerdings ein eher unterdurchschnittliches Jahresergebnis. Trotzdem kann die Zürichsee-Fähre im Jahr 2024 wie bereits im Vorjahr auf ein erfreuliches Geschäftsjahr zurückblicken mit einem resultierenden Jahresgewinn von rund 695‘000 CHF.

Das sei stabilen Frequenzen in der Hauptkategorie Personenwagen, einem rigorosen Kostenmanagement, einer Vereinfachung des Tarifsystems und Investitionen in die Modernisierung zu verdanken, schreibt der Verwaltungsrat im Geschäftsbericht.

Obwohl die Frequenzen mit 1,86 Mio. Fahrgästen gesamthaft leicht unter dem Vorjahr lagen, konnte der Verkehrsertrag dank dem neuen Tarifsystem um 5,4% gesteigert werden. Der Wettereinfluss machte sich in der Hauptkategorie der Fahrzeuge bis 7.49 Tonnen sowie beim Schwerverkehr (Fahrzeuge über 7.5 Tonnen) kaum bemerkbar, hingegen bei den Frequenzen der Zweiräder (Fahrräder und Motorräder) mit einer Abnahme um 5,7% im Vergleich zum Vorjahr.

5500 Fahrzeuge pro Tag an der Rad-WM

Positiv für die Zürichsee-Fähre sei die zehntägige Durchführung der Rad-Weltmeisterschaften im September in der Stadt Zürich ausgefallen, freuen sich die Verantwortlichen. Die Fähre stellte dabei eine wichtige und beliebte Ausweichroute für den Verkehr in der Region Pfannenstiel dar. Das Angebot wurde während diesen Tagen auf einen 5-Fähren-Betrieb angepasst. Zuerst war die Nachfrage verhalten, in der zweiten Woche stieg sie dann aber deutlich, und es wurden bis mehr als 5‘500 Fahrzeuge pro Tag transportiert.

Neue Tarife für anstehende Investitionen

Die neuen Tarife der Zürichsee-Fähre erwirtschafteten einen Mehrertrag, der für die anstehenden notwendigen Investitionen in den nächsten Jahren notwendig sei, schreiben Verwaltungsratspräsident René Schneider und Geschäftsführer Martin Zemp in der Einleitung zum Geschäftsbericht. Der bereinigte Verkehrsertrag stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0.6 Mio. CHF auf 11.4 Mio. CHF. Der Personalaufwand lag um 0.2 Mio. Franken über demjenigen des Vorjahres. Neben allgemeinen Lohnerhöhungen und den entsprechend höheren Ausgaben für Sozialversicherungen stiegen auch die Kosten bei den Personalnebenkosten für Ausbildung und Teambuilding.

Im Jahr 2024 wurden knapp 19’000 Liter Diesel mehr als im Vorjahr benötigt. Der Verbrauch pro Überfahrt stieg leicht auf 19,9 Liter; der gesamte Treibstoffverbrauch betrug im Jahr 2024 1,331 Mio. Liter. Trotz des weiterhin hohen durchschnittlichen Einkaufspreises von 162.3 CHF pro 100 Liter inklusive Mehrwertsteuer (Vorjahr: 168.1 CHF) sanken die Beschaffungskosten gegenüber dem Vorjahr. Zum Rückgang der Kosten beigetragen haben die gegenüber Vorjahr gesunkenen Preise für Schmier- und Hydrauliköl bzw. Harnstoff. Die starke Erhöhung der Stromtarife im 2023 waren auch für das Jahr 2024 gültig. Eine Senkung der Tarife erfolge erst ab 2025, so die Verantwortlichen der Zürichsee-Fähre.

Der Verwaltungs- und IT-Aufwand stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0.23 Mio. Franken. Weiterhin steigend ist die Nutzung der elektronischen Zahlungsmittel, und entsprechend stiegen auch die Aufwendungen für Kreditkartenkommissionen. Die restlichen Mehraufwendungen stammen aus der externen Unterstützung für die Realisierung des neuen Zahlungssystems bzw. den Vorarbeiten für den Ersatz der Fähre «Schwan». Die höheren betrieblichen Aufwendungen konnten mit der Einnahmensteigerung vollständig ausgeglichen werden. Entsprechend stieg der Erfolg auf der Ebene des EBITDA auf 1.6 Mio. CHF (Vorjahr: 1.3 Mio. CHF).

Ausblick

Der Verwaltungsrat  beschäftigt sich seit längerem mit dem Ersatz der in die Jahre gekommenen Fähre «Schwan». Basierend auf dem gleichen Modell wie die Fähre «Meilen» soll die dritte, umweltschonende Generation einen vollständig elektrischen Antrieb erhalten. Die Mehrkosten gegenüber einer neuen, aber weiterhin mit Diesel betriebenen Fähre – einschliesslich der zusätzlich notwendigen Aufwendungen an Land (Transformator, Anpassung des Garderobengebäudes) – belaufen sich auf etwa 10 Mio. CHF.

Ohne eine substanzielle finanzielle Unterstützung sei eine elektrische Fähre derzeit nicht finanzierbar, betonen die Verantwortlichen. In den letzten Monaten hätten sich aber Optionen für eine mindestens teilweise Deckung der Differenz eröffnet; die Finanzierung der fehlenden Mittel sei damit realistischer geworden.

Sofern diese Möglichkeiten umgesetzt werden können, soll die neue Fähre noch im laufenden Jahr 2025 bestellt und im Herbst 2027 in Betrieb genommen werden. Auch die Planung für einen Neubau des Garderobengebäudes in Horgen sei weit fortgeschritten, vermeldet das Unternehmen. Die Räumlichkeiten für das Personal entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen und seien zu klein, um getrennte Garderoben anbieten zu können. Zudem biete der Neubau optional den notwendigen Raum für einen Transformator, der für eine Elektrofähre benötigt würde.

Um für weitere Investitionen ein optimales Kreditrating zu erhalten, sei es notwendig, in den nächsten Jahren das Eigenkapital durch die Bildung von zusätzlichen Reserven zu stärken.

Fazit

Für Anwohner an den beiden Ufern des Sees gehört die Zürichsee-Fähre zur selbstverständlichen Infrastruktur. Und auch wenn die Fährbelegungen eine gewisse Wetterabhängigkeit aufweisen, so sind sie von schlechtem Wetter doch viel weniger betroffen als rein touristische Schiffs-Angebote auf dem See.

Dass die Fähren wirtschaftlich durch ruhige Gewässer pflügen, hat auch damit zu tun, dass es den operativ Verantwortlichen gelungen ist, die leicht rückgängige Gästefrequenz mit einem höheren Verkehrsertrag mehr als zu kompensieren. Was wiederum für die anstehenden Investitionen bedeutend ist.

Von der steigenden Profitabilität mit einem Gewinnschub von 37% profitieren die Aktionäre und Aktionärinnen. Sie erhalten 2024 eine Dividende von 80 CHF (wie im Vorjahr). Die Aktien der Zürichsee-Fähre werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4’100 CHF für eine Aktie bezahlt. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von knapp 2%, eine gleichbleibende Zahlung vorausgesetzt.

Kursverlauf über die letzten fünf Jahre der auf OTC-X gehandelten Aktie der Zürichsee-Fähre. Quelle: otc-x.ch

 

Kommentar verfassen