Bergbahnen Destination Gstaad: Strategie wird dem Klimawandel angepasst

Umsätze und Ergebnis wachsen deutlich

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Marketing-Aktion für Sommergäste unter neuem Logo und mit Verweis auf den Magic Pass, der die Zahl der Besucher deutlich ansteigen lassen soll. Bild: bergbahnen-gstaad.ch

Im Geschäftsjahr 2024/2025 wurden bei den Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) einige strategische Pfeiler eingeschlagen. Der bedeutendste ist sicher der Wechsel in den Tarifverbund des Magic Pass. Diese Entscheidung sei notwendig geworden, da sich der bisherige Top4-Pass aufzulösen begann und keine tragfähige Alternative mehr darstellte, schreibt VR-Präsident Jan Brand. Der Beitritt zum Magic Pass sei nicht nur eine Reaktion auf Marktveränderungen, sondern ein überlebenswichtiger Schritt für die BDG. Ungefähr 70% aller Ersteintritte entfallen auf Tagesgäste, und genau dieses Segment werde durch den Magic Pass besonders stark angesprochen. Darüber hinaus spiele der Magic Pass eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Sommertourismus, so Brand.

Erfreulicher Winter, enttäuschender Sommer

Das Geschäftsjahr war finanziell gesehen nach Einschätzung des Unternehmens ein Jahr mit gemischten Ergebnissen. Die Sommerbilanz fiel aufgrund rückläufiger Ersteintritte und Gastroerträge enttäuschend aus, im Winter hingegen wurde eine positive Entwicklung verzeichnet. Besonders erfreulich sei der Umsatzanstieg über die Festtage ausgefallen, der eine wichtige Grundlage für die finanzielle Stabilität der BDG bildet. Hier erzielt BDG bis zu 25% des Jahresumsatzes.

Talstation der Bergbahn Gstaad-Eggli im Winter. Künftig will das Unternehmen den Fokus mehr auf den Sommer legen. Bild: bergbahnen-gstaad.ch

Der zweite strategische Pfeiler ist die Stärkung des Sommergeschäfts. Bisher fallen nur 9% des Umsatzes in den Sommermonaten an. Dem wollen die BDG begegnen, indem sie insbesondere die Marketingaktivitäten für den Sommer intensivieren. So liegt der Fokus für die Sommersaison 2025 auf einer zielgerichteten Kampagne zur Ansprache von Tagesgästen und Magic-Pass-Besitzern. Im Zentrum stehe die Kommunikation der Erlebnisse am Berg für Wanderer, Familien und Biker sowie die Vermarktung des stetig wachsenden Angebots in der Berggastronomie, schreiben die BDG.

Namensänderung unterstreicht Strategie

Um die Bedeutung des Sommers zu akzentuieren, wurde ein neuer Markenauftritt initiiert. Der neue Name Gstaad Bergbahnen löst den bisherigen Markenauftritt Skiwelt Gstaad ab. Die Anpassung erfolgte im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung hin zu einer ganzjährig ausgerichteten Bergbahnen-Destination sowie im Zuge der neuen Partnerschaft mit dem Magic Pass.

Die Strategie der Gstaad Bergbahnen sieht ein deutliches Wachstum des Sommergeschäftes bis im Jahr 2040 vor. Grafik: zVg.

Aber auch wenn langfristig 40% des Umsatzes im Sommer anfallen sollen, müssen die BDG den Skibetrieb im Winter als Geschäftsgrundlage weiter stärken. Zum Beispiel durch Beschneiungsanlagen. CEO Matthias In-Albon sagt dazu gegenüber schweizeraktien.net: «Beschneiungsanlagen sind nicht Standard, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Der Wettbewerbsvorteil liegt weniger in der reinen Existenz, sondern in Qualität, Kapazität und Effizienz der Systeme. Entscheidend sind dabei Wasserverfügbarkeit und die Möglichkeit, in kurzen Kältephasen grosse Flächen schnell und ressourcenschonend zu beschneien. So wird der Saisonstart planbar und frühzeitig ermöglicht – oft rechtzeitig zu den Festtagen, die mit rund 25% des Jahresumsatzes die wirtschaftlich wichtigste Zeit darstellen.»

Investitionen von 8 Mio. CHF

Eine besonders hohe Priorität für das Unternehmen hat dabei der Speichersee Hornberg, der sich noch im Genehmigungsverfahren beim Kanton befindet. Dieses Projekt sei von entscheidender Bedeutung für die langfristige Schneesicherheit in der Wintersaison sowie für die nachhaltige Wasserversorgung im Skigebiet, sagt VRP Jan Brand.

Insgesamt will das Unternehmen im Geschäftsjahr 2025/2026 rund 8 Mio. CHF investieren. Ein zentrales Vorhaben ist die neue Gondelbahn Horneggli, deren Planung und Vorbereitung im vergangenen Geschäftsjahr intensiv vorangetrieben worden ist. Ein weiteres wichtiges Projekt ist das Parkhaus Schönried, das sowohl die Verkehrsbelastung minimieren als auch die Nutzung vorhandener Ressourcen optimieren soll.

Angewiesen auf Unterstützung der öffentlichen Hand

Die BDG bleibe jedoch weiterhin auf die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen, insbesondere, um die kommenden Grossinvestitionen zu finanzieren, schreibt Brand im Geschäftsbericht. Da ist es hilfreich, dass mit der Einwohnergemeinde Saanen, mit der Commune de Rougemont und der Einwohnergemeinde Zweisimmen drei Ankeraktionäre vorhanden sind, die knapp 30% der Aktien besitzen.

Die grössten Aktionäre der Gstaad Bergbahnen. Grafik: zVg

Keine Dividende

Hilfreich ist auch, dass trotz Gewinn keine Dividendenausschüttung möglich ist, da die Bedingungen der NRP-Darlehen dies ausdrücklich ausschliessen, wie In-Albon gegenüber schweizeraktien.net präzisiert. «Gleichzeitig wird das erwirtschaftete Kapital gezielt für die anstehenden Investitionen eingesetzt, um die langfristige Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.»

Gewinn und Umsatz steigen

Die BDG konnten den Umsatz in 2024/2025 (zum 30.4.) deutlich steigern. Knapp 15% legte dieser auf 29.7 Mio. CHF zu. Besonders wuchs dabei der Verkehrsertrag, der um 18% auf 20 Mio. CHF kletterte. Der Aufwand nahm zwar auch zu, aber mit 9% vergleichsweise moderat.

Nachdem im Geschäftsjahr 2023/2024 noch ein Verlust von 0.6 Mio. CHF verzeichnet wurde, drehte sich das Ergebnis im vergangenen Jahr auf einen Gewinn von 0.35 Mio. CHF.

Bilanziell blieb die Eigenkapitalquote bei einer Bilanzsumme von 51.6 Mio. CHF praktisch unverändert bei 55%.

Fazit

Eine solide Eigenkapitalquote, steigende Umsätze und wieder ein Gewinnausweis: Die Gstaad Bergbahnen stehen auf festem Fundament. Natürlich ist Gstaad, wie alle Bergbahnen, in erster Linie vom Wetter abhängig. Bei Sonne und viel Schnee, wie über die Feiertage 2024/25, schlägt das besonders zu Buche. Dann lässt sich auch verschmerzen, dass man in der zweiten Hälfte des Winters nicht mit gutem Wetter verwöhnt wurde.

Aufhorchen lässt die Strategie, dass bis 2040 der Umsatzanteil im Sommer bis auf 40% steigen soll. In Zeiten des Klimawandels ist dies der richtige Weg, um das Unternehmen wetterfest zu machen. In diesem Zusammenhang macht auch die Umbenennung in Gstaad Bergbahnen Sinn − wer reist schon im Sommer in eine Skiwelt Gstaad?

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Wechsel in den Tarifverbund Magic Pass auswirkt. Auf alle Fälle sind die Verantwortlichen des Unternehmens von diesem Schritt überzeugt und versprechen sich deutlich mehr Gäste pro Tag als bis anhin.

Die Aktien der Bergbahnen Destination Gstaad werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Allerdings finden sehr selten Transaktionen statt – zuletzt im März 2024 zu 5 Rappen. Insgesamt besteht das Aktienkapital aus 456’360’000 Namenaktien zu 6 Rappen nominal.

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