
Der 12. Branchentalk Banken wurde traditionell mit der Veröffentlichung einer Bankenumfrage unter helvetischen Geldhäusern eröffnet. Björn Zern, Gründer von schweizeraktien.net, führte durch die Erhebung, in der die hiesig tätigen Banken ihre Zukunftsaussichten in diesem Jahr etwas skeptischer beurteilen als noch 2024. Aber die Kreditinstitute sehen sich gut vorbereitet auf mögliche Preisänderungen in dem für sie zentralen Hauptgeschäft, der Vergabe von Hypotheken. Die Hauptsorge der Banker, so förderte die Umfrage zutage, betrifft die Cybersicherheit. Mehr zur Umfrage hier.
Refinanzierungsstrategien im Tiefzinsumfeld
Im Eröffnungsreferat nahm Stefan Pomberger, Head Cosmofunding der Bank Vontobel, zur Frage Stellung, wie Refinanzierungsstrategien im aktuellen Tiefzinsumfeld aussehen könnten. Wie motiviert man Kunden, im Nullzinsumfeld ihr Geld anzulegen? Vor dem Hintergrund, dass die Kundeneinlagen rückläufig sind, wird der Wettbewerb unter den Banken schärfer. Pomberger sieht allerdings wenig Innovation im System und wies auf die neue Plattform cosmofunding hin, über die sich Banken direkt bei Investoren Kapital beschaffen können.

Kundengelder blieben die stabilste Refinanzierungsmöglichkeit, führten im anschliessenden Podiumsgespräch Bernhard Curchod, CEO der Efiag AG, und Pomberger aus.
Auf der Passivseite der Bilanz rücken Anleihen und Pfandbriefe in den Fokus. Dabei seien die Trägerbanken, die Aktionäre der Efiag AG, aufgrund ihrer eher geringen Grösse nicht oder nur erschwert in der Lage, sich direkt am Kapitalmarkt mittels Anleihen zu refinanzieren. Die Efiag emittiert Anleihen in Schweizer Franken am inländischen Kapitalmarkt und vergibt Darlehen an ausgewählte, kleinere und mittelgrosse Schweizer Banken zwecks Refinanzierung, so Curchod.
Wem vertraut die junge Generation in Sachen Finanzgeschäfte?
Im Anschluss an das Eröffnungspodium stand die Frage «Finanzgeschäfte: Wem vertraut die junge Generation?» Den über 70 Bankern im gut gefüllten ConventionPoint der SIX in Zürich standen dabei zwei Finfluencer gegenüber. Finfluencer, das wurde schnell klar, stossen bisher nur bei wenigen Geldmanagern auf Gegenliebe. Denn wer auf Youtube oder Instagram die Anlagewelt erklärt, der zieht gerade das jüngere Publikum weg von der traditionellen Beratung. Auf die Frage von Zern, wer im Publikum Finfluencern folge, hoben sich nur sehr wenige Hände.
Aber es gibt auch unter den Banken Ausnahmen. So spricht die Hypi Lenzburg schon länger mit entsprechenden Angeboten auch die jüngere Zielgruppe an. Silvan Hilfiker, CEO der Bank, sagte denn auch, dass er vermitteln wolle, dass seine Bank modern sei. Man sollte die Zusammenarbeit mit Finfluencern vorantreiben und sie nicht anderen überlassen, auch um die eigene Marke zu positionieren. So verwies Hilfiker auf den Blog «Finanzfabio», eine mittlerweile etablierte Marke des 35-jährigen Fabio Marchesin aus Lenzburg, der 12’000 Follower hat; oder auf die Zusammenarbeit mit ElleXX, einem Zürcher Finanzblog für Frauen.

Aufklärung durch Finfluencer
Für die aus Trier per Video zugeschaltete deutsche Finfluencerin Lisa Osada und den Schweizer Fabian Studach waren die Ausführungen von Hilfiker Wasser auf ihre Mühlen. Studach, der mit seinem Blog «Nonbindingoffer» immerhin auf über 6’000 Follower kommt, beklagte den «Missmatch» in der Kommunikation althergebrachter Institute. Die jungen Zielgruppen bewegten sich auf Plattformen, und nur da seien sie zu erreichen. Wobei Studach wie auch Osada darauf hinwiesen, dass sie sich als Aufklärer sähen, die finanzielle Bildung förderten, und betonten, dass sie keine Anlagetipps gäben.
Mit über 110’000 Followern ihres Blogs Aktiengram ist Osada da noch in ganz anderen Sphären unterwegs. Auch für sie steht die finanzielle Bildung im Zentrum. Und sie treibt um, wie der jungen Generation Aktien schmackhaft gemacht werden können. So schlug sie vor, Unternehmen sollten vermehrt Mitarbeiteraktien ausgeben, um das Interesse an dieser Form der Anlage zu wecken. Sie wolle ihre Follower zu Selbstentscheidern machen. Und ihnen Hilfestellung bieten. So sei sie z.B. beim kürzlich erfolgten Aktiensplit des chinesischen Autoherstellers BYD mit vielen Nachfragen der Community konfrontiert worden. Osada konnte aufklären. Die Follower dankten es ihr.
Sowohl Osada als auch Studach wiesen allerdings darauf hin, dass es viele schwarze Schafe unter den Finfluencern gäbe. Es gäbe sehr viele negative Beispiele, so Osada, die sie aber nicht namentlich nennen wolle. Diese sässen meist im Ausland und wären deshalb nur schwer in Haftung zu nehmen.
Impulsreferat des SNB-Vizepräsidenten
Der angeregte Nachmittag schloss mit einem Impulsreferat zum «robusten Schweizer Kreditmarkt in einem sich wandelnden Umfeld» von Antoine Martin, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank. Anschliessend diskutierten Martin sowie Matthias Pfeifer, CEO der Bank WIR, sowie Christian Egli, CFO der Clientis AG, unter der Leitung des Finews Chefredaktors Dominik Buholzer über die Entwicklung der Kreditlandschaft in der Schweiz. Mehr dazu in Kürze auf schweizeraktien.net.