Weisse Arena: Infrastruktur-Deal eine Win-Win-Lösung für Bahnen und Gemeinden

Gemeinden Flims, Laax und Falera investieren 50 Mio. CHF

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Die Galaaxy auf 2’252 m.ü.M. könnte schon bald den Gemeinden Flims, Laax und Falera gehören. Bild: weissearena.com

In dieser Woche gaben die Gemeinden Flims, Laax und Falera sowie die Weisse Arena AG weitere Einzelheiten zur geplanten Übernahme der Bergbahn-Infrastruktur in dem Bündner Skigebiet bekannt. Demnach soll die Infrastruktur für einen Betrag von 94.5 Mio. CHF durch die Finanz Infra AG gekauft werden. Ein mindestens 30 Jahre laufender Pachtvertrag mit der Weisse Arena Bergbahnen AG soll zudem sicherstellen, dass die Infrastruktur weiterhin von der Weisse Arena Gruppe betrieben werden kann. Entscheiden werden am Schluss die Stimmbürger Ende Oktober.

94.5 Mio. CHF für die Infrastruktur

Gemäss der Abstimmungsbotschaft der Gemeinde Laax entspricht der Kaufpreis für die Infrastruktur am Berg in Höhe von 94.5 Mio. CHF dem aktuellen Restbuchwert der Anlagen. Zur Infrastruktur gehören laut der Botschaft die Transportanlagen, Tal- und Bergstationen sowie Restaurants und Shops am Berg. Die Finanzierung teilen sich die Gemeinden mit einer Kapitaleinlage in die Finanz Infra AG von 20 Mio. CHF durch Laax, 10 Mio. CHF durch Falera und 2 Mio. CHF durch Flims, wobei der Gemeinde Flims aufgrund ihrer Beteiligung an der Cassons AG 18 Mio. CHF angerechnet werden, sodass diese ebenfalls insgesamt 20 Mio. CHF investiert. Insgesamt investieren die Gemeinden so 50 Mio. CHF. Ein Teil der Investitionen soll über ein Darlehen der Weisse Arena AG von 20 Mio. CHF sowie über die Aufnahme von Fremdkapital durch die Finanz Infra AG in Höhe von 42.5 Mio. CHF finanziert werden.

Pachtvertrag für mindestens 30 Jahre

Gleichzeitig wird ein unbefristeter Pachtvertrag mit der Weisse Arena Bergbahnen AG abgeschlossen, der frühestens nach 30 Jahren, also 2056, mit einer dreijährigen Kündigungsfrist gekündigt werden kann. Aus der Botschaft gehen auch Details zu den Konditionen des Pachtvertrags hervor. So heisst es, dass sich die Bergbahnen verpflichten, sämtliche Kosten (Zinsen, Abschreibungen, Steuern, sonstige betriebliche Kosten), die bei der Finanz Infra AG anfallen, zu übernehmen. Somit habe die Finanz Infra AG auch zukünftig immer ein ausgeglichenes Ergebnis und könne genügend Abschreibungen tätigen, um künftige Investitionen finanzieren zu können, erklärt die Botschaft die Konditionen für den Pachtvertrag.

Tiefere Zinskosten für die Weisse Arena Gruppe

Durch diese Details wird klar, dass es sich bei der Transaktion vor allem um eine Form der Umschuldung der Finanzierungskosten für die Infrastruktur der Weisse Arena Bergbahnen AG handelt. Dies führt die Gemeinde Laax in ihrer Botschaft denn auch aus: «Die hohe Bonität der Gemeinden sorgt dafür, dass die Finanz Infra AG Darlehen (von Banken oder Dritten) zu tieferen Zinssätzen aufnehmen kann, als dies die Bergbahnen könnten. Dies führt zu einem tieferen Pachtzins.»

Insbesondere dieser Punkt sollte sich vorteilhaft für die Weisse Arena AG auswirken. Denn im Geschäftsjahr 2024/25 standen per 30. April 2025 noch langfristige verzinsliche Verbindlichkeiten in Höhe von 107.3 Mio. CHF in den Büchern; hinzu kommen kurzfristige verzinsliche Verbindlichkeiten von knapp 2 Mio. CHF. Der Finanzaufwand lag bei 2.8 Mio. CHF, was zum grossen Teil Zinskosten sein dürften. Aus dem Anhang geht hervor, dass sämtliche langfristigen Schulden in Höhe von 107 Mio. CHF innerhalb von 1 bis 5 Jahren fällig sind. Ein Teil davon dürfte allerdings auch auf aktuelle Bauprojekte entfallen.

Fazit

Die angekündigte Transaktion der drei Bündner Gemeinden und der Weisse Arena Gruppe scheint eine echte Win-Win-Situation für die Beteiligten zu sein. Der Zugriff auf die Bergbahnen durch ausländische Investoren kann verhindert werden. Die Weisse Arena Gruppe lagert einen Teil ihrer Schulden an die öffentliche Hand aus und profitiert von einer günstigeren Finanzierung. Mit einer Eigenkapitalquote von rund 38% war die Gruppe ohnehin immer stark auf Fremdkapital angewiesen, was allerdings auch der starken Bau- und Entwicklungstätigkeit im Rocks resort geschuldet sein dürfte.

Auch wenn sich die günstigere Finanzierungssituation künftig positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken dürfte, stellt sich für die Aktionäre natürlich die Frage, ob der Kaufpreis der Infrastruktur zum Restbuchwert der Anlagen einer «fairen» Bewertung entspricht. Gut möglich, dass dritte Investoren bereit gewesen wären, mehr zu zahlen.

Der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktien der Weisse Arena AG reagierte nach Bekanntgabe der Details weiterhin positiv und hielt sich bei 238 CHF. Auf dieser Basis beträgt die Marktkapitalisierung 154.7 Mio. CHF, der Unternehmenswert (Enterprise Value) 324.5 Mio. CHF. Bei einer gleichbleibenden Dividende von 4 CHF pro Aktie rentiert das Papier mit 1,7 %.

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