Spar- und Leihkasse Riggisberg: Aufräumarbeiten belasten das Ergebnis

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Quelle: Gemeinde Riggisberg
Quelle: Gemeinde Riggisberg

Bei der Spar- und Leihkasse Riggisberg AG (SLR) glätten sich die Wogen. Nach einem aggressiven Wachstumskurs bis Ende 2013, über den wir bereits berichtet haben, war das vergangene Geschäftsjahr geprägt von zahlreichen Aufräumarbeiten. So wurden nicht nur in 2013 hohe Wertberichtigungen gebildet, sondern im vergangen Jahr mehr als 200 bestehende Kreditpositionen durchleuchtet und bereinigt. Mit der Übernahme der Geschäftsleitung durch den in der Region stark verwurzelten Bankfachmann Daniel Müller per 1. Juli 2014 waren die Aufräumarbeiten zunehmend beendet, und die SLR konnte zum Courant normal zurückkehren. Veränderungen stehen indessen noch im Verwaltungsrat an: Das Gremium soll von sieben auf sechs Mitglieder verkleinert werden, um noch effizienter agieren zu können.

Operativ schaffte die SLR im vergangenen Jahr immerhin bescheidenes Wachstum. So stiegen die Ausleihungen um 0.7% auf 417.3 Mio. CHF, und die Kundengelder legten um 2.1% auf 340 Mio. CHF zu. Das zeigt im Vergleich zu den Vorjahren und auch zu den anderen in der Region gelegenen Regionalbanken wie etwa der Spar- und Leihkasse Gürbetal, welche ihre Ausleihungen im 2014 um 6.3% steigern konnte, wie wir vor einigen Tagen hier berichtet haben, den Bremskurs der SLR. Es gelang dem Finanzinstitut dabei jedoch, den Deckungsgrad der Ausleihungen von 80.4% auf 81.5% zu steigern. Der unternehmenseigene Zielwert der SLR liegt bei 80%. Mit zur Stabilität bei SLR trägt das hohe Plus der Obligationen von 16.85% bei. Andere Institute verzeichnen dagegen meist einen Rückgang bei den Kassenobligationen.

Margendruck bringt deutlichen Rückgang im Zinsengeschäft

Auf der Einnahmeseite brachten die anhaltend tiefen Zinsen und der Druck auf die Zinsmarge einen Rückgang im Zinsdifferenzgeschäft um 7.1% auf 6.2 Mio. CHF. Bei einer näheren Betrachtung des Zinsgeschäfts fällt auf, dass der Zinsaufwand der SLR sogar um 1.35% auf gut 3.1 Mio. CHF angestiegen ist, während der Zinsertrag um 2.5% auf 8.3 Mio. CHF gefallen ist. Einen vergleichsweise hohen Anteil von 1 Mio. CHF nach 1.2 Mio. CHF im Vorjahr machten die Zinserträge aus den Finanzanlagen aus. Deutlich zulegen konnte die SLR im zinsindifferenten Geschäft, dessen Erfolg um beachtliche 37.5% zulegte. Dieses Plus führte dazu, dass der Anteil der Erträge des indifferenten Geschäfts von 7% auf 10% steigen konnte. Gesamthaft resultierte dennoch ein Minus der Erträge von 4%.

Gleichzeitig stiegen die Geschäftsaufwendungen um 1.5% auf 4.8 Mio. CHF an. Während die Sachkosten um knapp 50’000 CHF sanken, legten die Personalkosten um rund 120’000 CHF zu. Das Plus geht auf die Mehraufwendungen im Zusammenhang mit der Bereinigung des Portfolios und dem Wechsel der Geschäftsleitung einher. Im Ergebnis führt dies zu einer deutlichen Verschlechterung der Cost-Income-Ratio von 66.15% auf sehr hohe 69.9%. Im Ergebnis resultiert daraus ein happiger Rückgang des Bruttogewinns um 14.7% auf knapp 2.1 Mio. CHF. Nach deutlich tieferen Sachabschreibungen und wegen des Wegfalls der Wertberichtigungen für Problemkredite deutlich geringeren Wertberichtigungen resultierte ein Zwischenergebnis von annähernd 1.8 Mio. CHF nach einem Verlust in Höhe von 7.3 Mio. CHF im Vorjahr. Im Gegensatz zum Vorjahr wurden die Reserven für allgemeine Bankrisiken zulasten der Erfolgsrechnung mit 400’000 CHF alimentiert, was zu einem Jahresgewinn von gut 1.1 Mio. CHF führte. Obwohl im Vorjahr Reserven aufgelöst wurden, lag dieses Ergebnis nur um 0.8% unter dem 2013er-Gewinn. Auf die Aktionäre wartet eine unveränderte Dividende von 125 CHF pro Aktie.

Expansion im Kreditgeschäft

Im laufenden Jahr will die SLR im eigenen Marktgebiet, der Region Riggisberg, im Bereich des Kreditgeschäfts weiter wachsen. Der Führungsanspruch als moderne Regionalbank soll gestärkt werden. Auf der Kostenseite werden leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegende Werte erwartet. Zwar werden sich Projekte, steigende Informationskosten und die Umsetzung der regulatorischen Neuerungen negativ auswirken. Aber auf der anderen Seite werden verschiedene Sonderfaktoren, die die Rechnung des Vorjahres belastet haben, wegfallen.

 

Die Geschäftszahlen der SLR reflektieren den Aufwand für die Beseitigung der offenbar nicht rentablen Expansionsstrategie. Unter den Folgen müssen vor allem die Aktionäre leiden. Nachdem im Jahr 2013 Reserven aufgelöst wurden, war das Jahr 2014 von den Aufräumarbeiten geprägt, die sehr schwache Kennzahlen der Erfolgsrechnung mit sich brachten. An erster Stelle zu nennen ist hier die Cost-Income-Ratio, die mit fast 70% inakzeptabel hoch ausfällt. Um verlässliche Werte für die SLR zu erhalten, müssen die Zahlen des Jahres 2012 herangezogen werden, wo letztmalig vor den Aufräumkosten ein guter Wert von etwas über 56% erreicht wurde. Es bleibt zu hoffen, dass es der SLR gelingt, an die guten Zeiten der früheren Jahre wieder anzuknüpfen, auch wenn dies angesichts der stetig steigenden regulatorischen Anforderungen und der daraus resultierenden Kosten zumindest schwer werden dürfte. Auch wenn das Kreditportfolio bereinigt wurde, bleibt für die neue Geschäftsleitung noch einiges zu tun. Ein Indiz dafür liefert etwa der starke Anstieg des Bruttowerts der gefährdeten Forderungen um 7.6 Mio. CHF respektive plus 129% auf 13.5 Mio. CHF. Mit einem Anteil an den gesamten Ausleihungen von über 3% ist zwar keine Gefährdung für die Zukunft der SLR zu erkennen, aber dennoch ein hoher Wert erreicht. Selbst der Nettobetrag der gefährdeten Forderungen – also nach Abzug der geschätzten Verwertungserträge der Sicherheiten – liegt bei fast 2% der Kredite.

Die Aktien der SLR werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 5’850 CHF weisen die Titel eine Dividendenrendite von 2.1% auf. Gleichzeitig notieren die Papiere mit einem hohen Abschlag von über 60% zum ausgewiesenen Buchwert. Wegen der vorgenannten Unsicherheitsfaktoren erscheint zumindest ein gewisser Discount gegenüber dem Buchwert, der indessen nicht unerheblich unter dem Substanzwert liegen dürfte, gerechtfertigt. Sofern allerdings keine weiteren negativen Belastungen aus der missglückten Expansionsstrategie anfallen und die Kennzahlen der Erfolgsrechnung zumindest im Bereich der Cost-Income-Ratio erheblich verbessert werden können, sind die Papiere zumindest wert, näher betrachtet zu werden. Für diesen Fall ist ein Abbau des hohen Discounts der Papiere zum inneren Wert sehr wahrscheinlich. Gleichzeitig erscheinen selbst bei weiteren Schadensfällen, die derzeit nicht erkennbar sind, Kursrückgänge wenig wahrscheinlich.

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