Forces Motrices de l’Avançon: Margendruck auf dem Strommarkt belastet Ergebnis in 2014

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Auf der GV wurden die Aktionäre übersichtlich über die Geschäftszahlen unterrichtet. Bild: Holger Geissler
Auf der GV wurden die Aktionäre übersichtlich über die Geschäftszahlen unterrichtet. Bild: Holger Geissler

Die Forces Motrices de l’Avançon (FMA) SA ist ein im Kanton Waadt domizilierter Energieversorger. Das Versorgungsgebiet umfasst die Gemeinden Bex, Gryon, Lavey und Ollon. Produziert wird ausschliesslich umweltfreundliche Energie aus Wasserkraft im Kraftwerk Sublin und einigen weiteren kleineren Kraftwerken. Darunter auch ein Solarenergiepanel in Bex. Der von der FMA produzierte Strom wird über das eigene Netz, das sich aus 160 Kilometern mit Mittelspannungsleitungen und 400 Kilometern mit Niedrigspannung zusammensetzt, transportiert. Sowohl der Energietransport als auch der Energieverkauf erfolgt durch die Partnerunternehmung Romande Energie Commerce SA, einem Tochterunternehmen des börsenkotierten Westschweizer Stromversorger Romande Energie. Durch diese enge Kooperation wird eine Senkung der Kosten angestrebt, um auch weiterhin einen rentablen Betrieb sicherstellen zu können.

Umsatz geht um 1.6% auf 12.8 Mio. CHF zurück

Im Geschäftsjahr 2014 musste die FMA einen Rückgang des im Werk Sublin produzierten Stroms von 7.85% auf 41.5 Mio. Kilowattstunden (KWh) verbuchen. Der zehnjährige Mittelwert der jährlich produzierten Strommenge liegt bei 39.8 Mio. KWh. Aus dem Verkauf der Eigenproduktionsmenge erwirtschaftete die FMA Umsätze von knapp 4 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 7.7% entspricht. Hierbei konnte die FMA von sehr günstigen Konditionen profitieren, wie dem jüngsten Geschäftsbericht entnommen werden kann. Rückgänge verzeichnete die Gesellschaft auch bei der an die Kunden verteilten Energiemenge mit einem Minus von 1.9% auf 81.8 Mio. KWh. Auch hier sanken die Umsätze nur marginal stärker mit einem Minus von 2% auf 7 Mio. CHF. Deutliche Zuwächse verzeichnete die FMA im Bereich der energienahen Geschäfte, die um 17.3% auf 1.8 Mio. CHF zulegten. Massgeblich für den Anstieg verantwortlich waren Beratungsdienstleistungen für Drittkunden, die um 230’000 CHF auf knapp 1.4 Mio. CHF zulegten und die um 100’000 CHF auf 400’000 CHF erhöhten Einkünfte aus dem Installationsgeschäft. Insgesamt verbuchte die Gesellschaft ein Umsatzminus von 1.6% auf 12.8 Mio. CHF. Auf der Kostenseite belastete ein um 0.5 Mio. CHF höherer Warenaufwand, der durch die um 200’000 CHF tieferen Einkaufspreise für Energie etwas abgefedert werden konnte. Ein deutlich erhöhter Reparaturaufwand liess die Unterhaltskosten um 800’000 CHF auf 3.4 Mio. CHF anschwellen. So resultierte trotz eines leichten Rückgangs der Personalkosten von 70’000 CHF auf 3.75 Mio. CHF ein deutliches Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 36.9% auf 1.9 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen fielen um 200’000 CHF auf 650’000 CHF während die Steuerbelastung um 300’000 CHF auf 700’000 CHF anstieg.

Unveränderte Dividende von 15 CHF je Inhaberaktie

Positiv auf den Reingewinn wirkten sich die um 1.2 Mio. CHF tieferen ausserordentlichen Aufwendungen aus. Bei den im Vorjahr verbuchten ausserordentlichen Aufwendungen handelte es sich um Reserven für allgemeine Risiken in Höhe von 1.3 Mio. CHF, welche dem Ergebnis belastet wurden. So resultierte unter dem Strich ein Gewinnminus von 15.2% auf 900’000 CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 15 CHF pro Inhaberaktie.

Derzeit bereitet sich die FMA auf die für 2018 anstehende vollständige Strommarktöffnung vor. Mit einer angepassten Organisationsstruktur will der seit dem 1. September 2014 amtierende neue Geschäftsführer Jean-François Caddoux die Gesellschaft auf die neuen Bedingungen vorbereiten. Ein besonderes Augenmerk richtet Caddoux auf die Senkung der Kosten in allen Bereichen und eine strikte Kontrolle der Investitionen. Nur so könne die FMA den extrem tiefen Marktpreisen entgegnen. Diese Situation geht auf die starke Subventionierung der Photovoltaikanlagen in Europa zurück. Angesichts dieser Lage müsse über die Zukunft der Wasserkraftwerke der FMA ernsthaft nachgedacht werden, so der Geschäftsführer.

Die FMA kann sich dem negativen Markttrend der Strombranche mit einem anhaltenden Druck auf die Preise und Margen nicht entziehen. Es gelang dem Unternehmen dennoch einen Gewinn zu erzielen, der nur unwesentlich hinter dem Vorjahreswert zurückblieb. Allerdings ist die Gesellschaft mit einem Wasserkraftwerk, das knapp 50% der gesamten Energieverkaufsmenge produziert, sehr hohen Produktionskosten ausgesetzt. Diese können kaum deutlich gesenkt werden. Eine Verbesserung des Umfelds ist zumindest kurz- bis mittelfristig nicht absehbar. Dank einer bilanziellen Eigenmittelquote von 41% ist die FMA solide finanziert. Zudem besitzt das Unternehmen grosse Rückstellungen. Unter Berücksichtigung der Rückstellungen, die grossteils Eigenmittelcharakter aufweisen dürften, beträgt die Eigenmittelbasis stolze 78% der Bilanzsumme. Zudem dürfte die Gesellschaft noch über einige stille Reserven im Immobilienvermögen und in den Netzen verfügen.

Die Aktien der FMA werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 700 CHF werden die Titel mit einem Agio von gut 30% zum ausgewiesenen Buchwert gehandelt. Die Dividendenrendite ist unter der Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung in Höhe von 15 CHF pro Aktie im aktuellen Tiefzinsumfeld mit 2.1% ordentlich. Die Papiere erscheinen vor allem wegen des hohen Substanzwerts interessant. Als Indiz kann etwa der Brandversicherungswert der Sachanlagen von 45 Mio. CHF bei einem ausgewiesenen Buchwert von 15.9 Mio. CHF dienen. Auch die Rückstellungen, die mit 11 Mio. CHF nur wenig unter den ausgewiesenen Eigenmitteln von 12.5 Mio. CHF liegen, legen den Schluss nahe, dass die FMA über zahlreiche Reserven verfügt. Deren Realisierung erscheint indessen zumindest kurzfristig nicht möglich. Allenfalls im Fall einer möglichen Übernahme der Gesellschaft wäre es denkbar, dass die freien Aktionäre in der Form eines hohen Übernahmeangebots profitieren. Dieses ist aber aktuell nicht in Sicht.

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