La Goule SA: Energieunternehmen wird vorerst nicht grösser investieren

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Im jurassischen Noirmont wird die Produktion der La Goule ohne grosse Renovationen weitergeführt. Quelle: La Goule SA
Im jurassischen Noirmont wird die Produktion der La Goule ohne grosse Renovationen weitergeführt. Quelle: La Goule SA

Die La Goule SA, welche als Energieproduzent mit eigenen Laufwasserkraftwerken und als Energieversorgungsunternehmen im bernischen Jura tätig ist, konnte im 2013 eine Rekordproduktion von Strom verbuchen. Der lange und nasse Winter 2012/13 erlaubte es, die Rekordmenge von 31.08 GWh (Gigawattstunden) Strom in den eigenen Flusskraftwerken am Doubs zu produzieren. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg um 12% und übertraf den 10-Jahresdurchschnitt von 24.98 GWh um fast 25%. Erstmalig in der Firmengeschichte hat die La Goule im 2013 mit 122.48 GWh mehr Energie in den eigenen Netzen verteilt als die Verkausfmenge von 121.36 GWh. Dies geht auf den Wechsel von Kunden zu einem anderen Stromverkäufer im Rahmen der Teilöffnung des Schweizerischen Strommarktes zurück. Der Anstieg der Verkaufsmenge um 2.6% konnte vollumfänglich aus der höheren Eigenproduktion gedeckt werden. Der Mehrabsatz geht ausschliesslich auf das Konto der industriellen Kunden. Das Plus von 6.9% auf 60.27 GWh resultiert aus neu eröffneten Betrieben und den Mehrverbräuchen bestehender Produktionsstätten. Dank der guten Nachfragesituation in der Region stieg die Energieverkaufsmenge stärker als im gesamtschweizerischen Markt, wo der Verbrauch lediglich um 0.6% zulegte. Stabil blieben bei der La Goule die Absätze aus dem Bereich Privatkunden und Wiederverkäufer. Die Gesellschaft verkauft Strom an die Gemeinde St. Imier, die wiederum ihrerseits Endkunden beliefert.

Die Verkaufserträge aus dem Stromgeschäft fielen dennoch mit 22.3 Mio. CHF um knapp 2.8 Mio. CHF tiefer aus als im Vorjahr. Dies geht auf die veränderte Buchungspraxis bei den Ökostromzertifikaten zurück: Diese werden ab dem Jahr 2013 ausschliesslich netto, d.h. im Rahmen ihres buchhalterischen Werts, verbucht. Der resultierende Effekt lässt die Stromerträge um rund 3 Mio. CHF tiefer ausfallen. Bereinigt um diesen Sondereffekt legten die Stromverkaufserlöse nur unterproportional um gut 1% zu, was den anhaltenden Preisdruck auf die Strompreise reflektiert. Deutlich zulegen konnten die Einkünfte aus dem Dienstleistungsgeschäft für Dritte mit einem Plus von 0.6 Mio. CHF respektive plus 41.4% auf knapp 2.2 Mio. CHF.

Auch auf der Ausgabenseite ist der Effekt der Nettoverbuchung der Ökostromzertifikate zu erkennen. So gingen die Kosten für den Stromeinkauf um 1 Mio. CHF auf 12.8 Mio. CHF zurück. Die betrieblichen Aufwendungen fielen um 0.85 Mio. CHF auf 9.5 Mio. CHF. Als Grund benennt die Gesellschaft im Geschäftsbericht eine tiefere Dotierung der Rückstellungen. Auch die Sachabschreibungen fielen um gut 100’000 CHF tiefer aus. Trotzdem sank der Betriebsgewinn (EBIT) um 13.1% auf gut 1.9 Mio. CHF. Dank eines gegenüber dem Vorjahr um gut 0.4 Mio. CHF auf 0.7 Mio. CHF gesunkenen Steueraufwands resultierte dennoch ein Anstieg des Reingewinns um 6.8% auf fast 1.8 Mio. CHF. Im Reingewinn ist wie im Vorjahr ein Devestitionsgewinn aus der Veräusserung nicht betrieblicher Liegenschaften von 0.4 Mio. CHF enthalten. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 80 CHF.

Die Gesellschaft plant bis zum Ende des Konzessionsablaufs der Wasserkraftwerke in 10 Jahren keine grösseren Investitionen. Der VR-Präsident Mario Annoni erklärte den Aktionären an der GV, dass dies kein so langer Zeitraum mehr sei und er davon ausgehe, dass die Anlagen bis zu diesem Zeitpunkt halten werden. Aktuell sei die Marge im Strombereich sehr tief und tendiere fast gegen null. Dies geht vor allem auf die stark subventionierte Produktion von Ökostrom in Deutschland zurück, ergänzte Annoni. Diese Situation könne aber nicht mehr ewig anhalten.

Die Kennzahlen der Erfolgsrechnung fallen positiv aus. Bemerkenswert ist, dass die Gesellschaft im Geschäftsbericht offen einräumt, dass in den ordentlichen Betriebsausgaben Aufwendungen für die Bildung von Rückstellungen enthalten sind. Offen ist hingegen, inwieweit diese betriebswirtschaftlich notwendig sind. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass dies nur teilweise der Fall ist. Somit dürften die ausgewiesenen Kennzahlen der Erfolgsrechnung nur ein unzureichendes Bild der Ertragskraft darstellen. Ähnlich dürfte sich die Situation bei den anderen Stromproduzenten in der Schweiz darstellen.

Nur auf den ersten Blick unterdurchschnittlich präsentieren sich die Bilanzkennzahlen mit einer bilanziellen Eigenmittelquote von annähernd 26% der Bilanzsumme. Die Gesellschaft verfügt über Rückstellungen in Höhe von 23.4 Mio. CHF bei ausgewiesenen Eigenmitteln von 10.8 Mio. CHF. Zumindest der Grossteil der Rückstellungen dürfte Eigenmittelcharakter aufweisen, so dass die wirtschaftliche Eigenmittelquote bei mindestens 60% liegt. Zudem sollten in den Sachanlagen erhebliche stille Reserven vorhanden sein. Als Indiz kann der Brandversicherungswert von 117.2 Mio. CHF bei einem ausgewiesenen Anlagevermögen von 13.2 Mio. CHF dienen.

Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 2’400 CHF pro Aktie erscheinen die Titel nur auf der Basis der im Geschäftsbericht offen ausgewiesenen Kennzahlen teuer. Indessen sind das hohe KGV von 19 für 2013 und der Kurs in Höhe von über 300% des Buchwerts zu relativieren. Als nicht unattraktiv kann die Dividendenrendite von über 3% angesehen werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass die Gesellschaft in den nächsten Jahren eine hohe Sonderdividende ähnlich der solothurnischen AEK Energie (siehe Blog-Beitrag vom 10. März 2014) auszahlt. Ein Indiz dafür könnte die Aussage des VR-Präsidenten sein, dass in den nächsten Jahren keine grösseren Investitionen bei La Goule durchgeführt werden sollen. Angesichts ausgewiesener liquider Mittel von 10.5 Mio. CHF per Jahresende 2013 könnte eine Sonderausschüttung von bis zu 500 CHF, entsprechend einer Gesamtsumme von 7 Mio. CHF, möglich sein. Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Aktien auf dem aktuellen Kursniveau keinesfalls zu teuer sind.

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